Kann ich dir jemals widerstehen?
genau, Rebecca mit den zu kurzen Röcken und den
zu eifrigen Händen – zu meiden. Er musste vor Rebecca
gerettet werden ebenso wie Tonya vor dem Champagner.
Folglich
ignorierte er Rebeccas anzügliche Angebote und bot stattdessen
Tonya an, sie nach Haus zu bringen. Damit schlug er zwei Fliegen mit
einer Klappe, wie er sich sagte: Er entging einer drohenden Klage
wegen sexueller Belästigung, und die schüchterne Tonya
entging den Nachstellungen des schleimigen William Wycoff, der sie
seit fast einer Stunde belagerte.
Sie war so süß. Hochrote Wangen und Anbetung im Blick,
aber wohl zu schüchtern, um auf ihn zuzugehen.
Wie
gründlich er sich da getäuscht hatte!
Das
Taxi hielt vor ihrem Haus, er sagte ihr Gute Nacht, und im nächsten
Moment lag die kuscheligste, anschmiegsamste und am besten duftende
Frau aller Zeiten in seinen Armen. Trotzdem hatte er sich gezwungen,
den Kuss schon bald zu beenden und Tonya mit einem freundlichen,
amüsierten Lächeln zu verabschieden.
Noch
Monate später dachte er an diese Nacht, und immer wieder
versuchte er sich einzureden, der Kuss habe nichts zu bedeuten. Dass
die Explosion der Gefühle bei der Berührung ihrer Lippen
nichts als Einbildung gewesen war.
Aber
Tatsache war, dass ihm das Ganze unter die Haut gegangen war. Dieser
unschuldige, gefühlvolle Kuss hatte ihn beinah dazu gebracht,
Tonya in ihr Apartment zu folgen. Und was dann passiert wäre,
hätte ihn eine Nacht lang unbeschreiblich glücklich gemacht
und ihm am nächsten Morgen Gewissensbisse beschert. Ebenso wie
ihr.
Erstens
war sie sehr jung. So schien es zumindest. Zweitens hätte er
ihre Naivität ausgenutzt. Doch der wahre Grund war, dass der
Kuss ihn zutiefst erschüttert hatte.
Er
war gerade dreiundzwanzig, aber er hatte bereits einige Erfahrung. Er
konnte unterscheiden zwischen Küssen, die sagten: "Ich
möchte eine heiße Nacht mit dir verbringen" und "Ich
möchte mein Leben lang mit dir zusammen sein". Tonyas Kuss
gehörte zu der letzteren Sorte, das hatte er instinktiv geahnt.
Es
war ein kurzer, verrückter Moment, doch er hatte Angst bekommen.
Auch
jetzt verspürte er Angst, als er ihre steifen Bewegungen sah.
"Warum
hast du nichts davon gesagt?" fragte er mit ehrlicher Neugier.
"Da
muss ich direkt überlegen. Warum habe ich nicht einen der
peinlichsten Momente meines Lebens angesprochen?"
"Peinlich?
Ich fühlte mich sehr geehrt."
"Du
hast Hals über Kopf das Weite gesucht", entgegnete sie
heftig und warf sich das Geschirrtuch über die Schulter. Sie
lehnte sich an den Ausguss und sah Webster ins Gesicht.
"Du
warst … wie soll ich es behutsam ausdrücken?"
"Beschwipst?"
schlug sie vor.
"Ja,
vielleicht ein bisschen. Ich wollte die Situation nicht ausnutzen.
Und du warst so jung."
"Dumm
war ich."
"Aber
du hattest einen guten Geschmack bei Männern." Er hoffte,
ihr ein Lächeln zu entlocken.
Sie
verzog unwillig den Mund. "Klar, Arroganz hat mich schon immer
angeturnt."
"Na
bitte."
Zu
seiner Freude bekam Webster jetzt doch noch ein Lächeln von ihr.
"Was ist danach geschehen? Ich wollte dich nach den Feiertagen
sprechen, um sicherzugehen, dass alles okay war, und man sagte mir,
du wärst nicht mehr bei uns beschäftigt." Er hatte so
oft an den Kuss gedacht, dass er zu dem Schluss gekommen war, es gäbe
für ihn nur einen Weg, um herauszufinden, ob er mehr
hineininterpretiert hatte, als eigentlich da war: Er würde Tonya
noch einmal küssen. Ein Teil seines Ichs hoffte inständig,
sein erster Eindruck würde sich nicht bestätigen.
"Ich
wurde gefeuert."
"Nein,
wirklich?"
Sie
nickte. "Das soll in großen Unternehmen vorkommen."
"Richtig,
ich erinnere mich. Wir hatten ein schwieriges Jahr."
"Und
ich hatte nichts in die Waagschale zu werfen."
Stumm
starrte er sie an. Die begehrte Tonya Griffin, eine der besten
Fotografinnen in der Branche, war dieselbe Frau, die ihm damals einen
solchen Schreck eingejagt hatte.
Und
er war damals so schockiert gewesen, dass er ihren süßen,
intensiven Kuss und seine Gefühle dabei nie vergessen hatte.
Gefühle, die ihn seitdem beschäftigten. Gefühle, die
er niemals wieder empfinden würde, das war ihm klar geworden.
Das Gefühl, jemand ganz Besonderem begegnet zu sein. Einem
Menschen, den er anschließend aus den Augen verloren hatte, der
jedoch sein Leben verändert hatte.
Damals
hatte er sich eingeredet, es wäre besser so. Mit dreiundzwanzig
war er ebenso wenig bereit, sich zu binden, wie heute. Er hatte das
Leben und die Frauen genossen, und
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