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Kann ich gleich zurueckrufen

Kann ich gleich zurueckrufen

Titel: Kann ich gleich zurueckrufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Streidl
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schließe die Präsentation unterstützt von der Grafik ab und lege den Ausdruck um 14:00 Uhr auf den Schreibtisch meines Vorgesetzten. Der schon nach dem Jour fixe außer Haus musste und heute nicht mehr ins Büro kommt, wie seine Sekretärin sagt. Ich kontrolliere die neue Rechnung der Druckerei, die per Kurier eingetroffen ist. Alles wie besprochen. Ich stecke die Rechnung in einen Hauspostumschlag und lege sie in den Postausgang. Am Montag kann sich die Honorarabteilung damit befassen. Pünktlich um 14:45 Uhr verlasse ich das Büro.
    Der Aufzug lässt mich warten. Ich weiß, dass der Bus weg ist. Doch ich bleibe ruhig, verzichte auf das Stakkato auf den Nach-unten-Knopf. Ich fahre mit der U-Bahn zum Kindergarten. Mein Sohn läuft mir entgegen – er hat einen Marienkäfer auf der einen Wange und ein Herz auf der anderen. »Wir haben gemalt«, erzählt er mir stolz. Ich küsse das Herz und den Marienkäfer. »Wir haben Wochenende«, sage ich.
    Die Leitung des Kindergartens bittet mich kurz in ihr Büro. »Sie wissen, dass am Montag gestreikt wird«, sagt sie. Der Kindergartenstreik – den hatte ich natürlich nicht vergessen nach dem Elternabend. Aber den Babysitter, meine Mutter, habe ich noch nicht angerufen. Ich bejahe. Die Leitung sagt noch einmal, dass der Streik auf jeden Fall befristet ist, dass am Dienstag wieder normaler Kindergartenbetrieb ist.
    Ich höre nur mit einem Ohr zu, da ich versuche, eine schnelle Lösung für das Kinderbetreuungsdilemma zu finden: Was mache ich mit meinem Kind, wenn meine Mutter nicht kann? Ich habe weder einen Krankheitstag noch einen Urlaubstag zur Verfügung. Mein Mann fliegt Montagmorgen auf Dienstreise in die USA . Ich sage der Leitung, dass ich nach wie vor voller Verständnis bin für ihre Forderungen und wünsche ein schönes Wochenende.
    Wir haben noch eine Verabredung. Eine Kindergartenmutter hat uns eingeladen. Sie hat einige Frauen mit ihren Kindern eingeladen, zu Kaffee und Kuchen. Die meisten kenne ich aus dem Kindergarten. Eigentlich ist es so was wie eine Kaffeefahrt, zu der wir aufbrechen. Die Kindergartenmutter hat uns im Auftrag einer Freundin eingeladen, einer Frau, die auf Provisionsbasis für eine Kindermodenfirma arbeitet. Sie bringt stapelweise Ausstellungsware mit, die neue Sommerkollektion. Die sie gerne an uns verkaufen möchte. Ich bin noch nie in meinem Leben auf einer Tupperware-Party gewesen und bin deshalb etwas angespannt. Mein Sohn freut sich, dass wir jemanden besuchen.
    Wir fahren mit der U-Bahn, eine Station. Die Familie, Vater, Mutter und drei Kinder, wohnt in einer ausgebauten Dachgeschosswohnung, inklusive Blick auf die ganze Stadt. Wir sind die Letzten, die ankommen. Das Wohnzimmer erinnert an ein Kaufhaus im Sommerschlussverkauf. Drei große Kleiderständer aus Metall stehen da, mit unzähligen Jacken, Hemden, Shirts und Kleidern. Auf dem Couchtisch sind Mützen, Gürtel und Tops gestapelt. Sieben Kinder toben durch das Wohnzimmer und verstecken sich unter den Kleidungsständern. Ich begrüße die Frauen, die ich kenne, und stelle meinen Sohn und mich den anderen vor. Es gibt eine klare Unterscheidung zwischen den Müttern, die ihre Kinder nach der Arbeit abgeholt haben und gleich hierhergekommen sind, und den nicht berufstätigen Müttern: Die einen tragen Anzüge oder Kostüme, die anderen nicht. Meine Nachbarin ist auch da. Sie ist ein wenig reserviert, und ich sehne mich sofort nach einem Handy mit Freisprechanlage und wichtigen Anrufen aus dem Büro. Um der Nachbarin zu entfliehen und sie zugleich zu ärgern.
    Mein Sohn will auf meinen Arm, ihm scheint das Modell Tupperware-Party ähnlich unheimlich zu sein wie mir. Wir setzen uns erst mal an den Küchentisch, uns werden Kaffee, Saft und Kuchen angeboten.
    Es dauert etwa eine Viertelstunde und ein halbes Stück Erdbeerkuchen, bis mein Kleiner seine anfängliche Scheu überwunden hat. Jetzt will er auch mit den anderen Kindern durch die Wohnung toben. Ich atme auf und gehe zu der Kleidungsverkäuferin. Sie wirkt nervös, ein wenig unprofessionell und deshalb ziemlich sympathisch. Sie erzählt mir, dass sie eigentlich Diplominformatikerin ist und vor der Geburt ihrer Tochter in einer kleinen Internetagentur fest angestellt war. Sie wäre gerne nach einem Jahr Elternzeit wieder eingestiegen in ihren Job, so hatte sie es auch mit ihrer Chefin ausgemacht. Doch dann fand sie einfach keinen Krippenplatz für ihre Tochter. »Ich habe wirklich alles versucht. Aber es war nichts zu machen

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