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Kannst du mir verzeihen

Kannst du mir verzeihen

Titel: Kannst du mir verzeihen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Harvey
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hat.«
    Â»Er hat sie geküsst, hat er gesagt«, wiederholte Edith. »Und ich hatte eine Reality-Ausgabe von Fifty Shades of Kamasutra erwartet.«
    Â»Ich weiß.«
    Sie schwiegen. Edith versuchte die Information zu verdauen.
    Â»Ein einziger, popeliger Kuss?«
    Hanny hatte mit dieser Reaktion gerechnet und sich bereits eine Antwort zurechtgelegt
    Â»Nein, Edith, nicht ein einziger, popeliger Kuss. Den könnte und würde ich ihm natürlich verzeihen. Aber es geht um das ganze Drumherum, es ist das Drumherum, mit dem ich nicht klarkomme. Dieser einzige, popelige Kuss ist doch nur das Samenkorn, oder meinetwegen auch die Spitze des Eisberges, wer weiß das schon.«
    Edith sah sie einen Moment an.
    Dann nickte sie energisch.
    Â»Verstehe«, sagte sie. »Es überrascht mich zwar, aber ich verstehe. Also, was jetzt?«
    Â»Keine Ahnung.« Hanny zuckte die Achseln.
    Â»Und sie? Was ist mit ihr? Wirst du sie darauf ansprechen?«
    Hanny schüttelte den Kopf.
    Â»Was soll das bringen?«
    Â»Och, so ein kleiner verbaler Schlagabtausch unter Frauen würde sie vielleicht in ihre Schranken verweisen – und du würdest dich besser fühlen.«
    Â»Garantiert nicht.« Fast hätte Ediths schwachsinniger Vorschlag Hanny zum Lächeln gebracht. Aber nur
fast.
    Â»Willst du es ihr denn gar nicht heimzahlen?«
    Â»Wozu? Und vor allem: Wie? Was soll ich denn machen?«
    Â»Wir könnten sie beschatten, ihr die Luft aus den Reifen lassen, ihr Haus beschmieren, einbrechen und ihre Klamotten zerschneiden, die Absätze von ihren Schuhen absägen, ihren Klodeckel zukleben ...« Edith war ganz in ihrem Element und brachte Hanny nun endgültig zum Lächeln.
    Â»Edith, darüber brauchst du nicht einmal ansatzweise nachzudenken! Wir werden das alles dem Karma überlassen. Was sein soll, wird sein.«
    Â»Ach was, wir würden die Karma-Sache doch nur ein bisschen beschleunigen ...«
    Â»Oder wir würden einen Bumerang werfen, der unsanft zu uns zurückkehrt, Edith.«
    Â»Du willst ihr das also einfach so durchgehen lassen?«
    Â»Was soll ich denn sonst tun? Schließlich ist das hier keine Fehde unter Adelsgeschlechtern oder so. Bastian ist ein erwachsener Mann, er trifft seine eigenen Entscheidungen. Er hat sich dafür entschieden, gewisse Dinge zu tun, und er hat sich dafür entschieden, diese gewissen Dinge mit ihr zu tun. Schluss, aus, vorbei.«
    Â»Schluss, aus, vorbei.«
    Â»Schluss, aus, vorbei.« Sie klang deutlich entschlossener, als sie sich fühlte.
    Â»Okay. Und das heißt, eure Beziehung ist auch Schluss, aus, vorbei?«
    War sie das?
    Schluss, aus, vorbei?
    Hanny betrachtete die letzten Éclairs. Wohlgeformt, schön, perfekt, köstlich. Als er sie das allererste Mal gemacht hatte, hatten sie sich um die letzten gestritten, eine wahre Essensschlacht war daraus geworden. Am Ende lagen sie nackt auf dem Küchentisch und schleckten einander gierig die Schokolade von der Haut ...
    Schluss? Aus? Vorbei?
    Er hatte etwas, das perfekt gewesen war, zerstört. Mochte sein, dass sie melodramatisch war oder viel zu penibel oder nachtragend, aber so fühlte sie nun mal. Und ganz gleich, wie sehr sie versuchte, diese Gefühle zu ändern, weil sie ihn immer noch liebte, es gelang ihr nicht.
    Hanny sah zu Edith.
    Â»Ja. Schluss. Aus. Vorbei.«
    Edith schwieg erst einmal eine Weile, nahm sich noch ein Éclair und kaute nachdenklich. Dann erwiderte sie:
    Â»Ich finde, du solltest ihm eine Chance geben, das alles zu erklären. Jede Medaille hat zwei Seiten, und von jeder Geschichte gibt es mindestens zwei Versionen, vor allem, wenn es um Beziehungen geht ...«
    Hanny klappte die Kinnlade herunter. Es dauerte einige Sekunden, bis sie sich wieder gefangen hatte und reden konnte.
    Â»Du weißt, wie sehr ich unsere Freundschaft schätze, Edith. Du bist schräg, ich bin schräg, wir können zusammen schräg sein. Aber Rat in Beziehungsangelegenheiten? Von dir? Tut mir leid, aber das ist einfach zu schräg ...«
    Sie stand auf, warf die restlichen Éclairs in den Müll und wandte sich dann wieder Edith zu.
    Â»Meiner geistigen Gesundheit zuliebe muss ich jetzt leider wieder arbeiten.«
    Ohne ein weiteres Wort verschwand sie in ihrem Atelier.
    Edith wartete, bis sie sicher sein konnte, dass ihre sonst so auf guten Ton bedachte Freundin nicht zurückkommen und

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