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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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auf dem Achterdeck der Milford erweckten den Anschein unerschütterlicher Ruhe und Gelassenheit. Aber wer genau hinsah, merkte, dass sie schneller atmeten als sonst, dass der Admiral das Nachtglas häufiger absetzte, weil die Arme es nicht so ruhig halten konnten wie sonst. Würde der Feind sie mit Kanonenschüssen empfangen? Oder würden sie zuerst ihre tödlichen Salven abfeuern?
    Jetzt kam der große Hafenkai in Sicht. Dort war die erste Batterie, dort die Lagerschuppen und dort die zweite Batterie. Gleich konnten sie Anker werfen. David wandte sich etwas zu Kapitän Markwood um und sagte leise: »Ziel auffassen lassen!«
    Markwood gab nur ein Zeichen und die Melder rannten los. Die Batterieoffiziere gingen mit ihren Midshipmen hinter den Kanonen entlang und wiesen die Ziele zu. Die Richtkanoniere linsten über die mattschwarzen Rohre.
    Jetzt kam das Signal zum Ankern. Die Ketten rauschten ins Wasser. Die Brassen wurden gezogen. Die Schiffe verloren an Fahrt und zerrten nur noch wenig an den Ankern. Dann gab David den ersehnten Befehl: »Feuer frei!«
    Der Signal-Midshipman riss an der Leine. Das Signal wehte aus. Die Sloop Partridge, die seewärts von ihnen gesegelt war, wiederholte das Signal. Jeder in der Linie konnte es sehen, und alle Batterieoffiziere brüllten zum ersten Mal an diesem Tag: »Feuer!«
    Feuerzungen bleckten aus allen Rohren. Kugeln wurden hinausgeschleudert. Die schweren Kanonen rollten polternd zurück in die Dunkelheit des Rumpfes. Die Bremstaue stoppten sie. Männer sprangen von den Seiten hinzu, stießen den ›Wurm‹, die lange Stange mit den spitzen Eisenspiralen, in das Rohr und entfernten Rückstände. Dann kamen andere mit dem Wischer, der Pulverrückstände und Glut auswischte.
    Wieder andere stießen sie zur Seite, führten die Kartusche ein und stampften sie mit dem Rammer fest. »Propf drauf!«, schrie einer und dann kam der kräftige Kanonier mit der Kugel. Ein anderer stieß sie mit einem anderen Propf fest ins Rohr, sprang zur Seite und rief: »Fertig!« Vier Mann rissen die Kanone vorwärts, sodass die Mündung wieder aus dem Rumpf ragte.
    Der Geschützführer stieß das Zündrohr durch das Zündloch in die Kartusche, peilte das Ziel über den Lauf an, gab Anweisungen, wie Richtung und Höhe zu verändern waren, und riss am Zündschloss. Wieder donnerte ein Schuss hinaus.
    Die Batterien auf dem Hafenkai waren überrascht worden. Erst jetzt stotterten ihre ersten Schüsse heraus. Aber drei der acht Vierundzwanzigpfünder waren durch den gewaltigen Eisenhagel der drei Linienschiffe schon zerstört. Und wieder lagen die Kugeln von See deckend.
    Jetzt atmeten die Offiziere auf dem Achterdeck ruhiger. Alles verlief planmäßig. Nur noch wenige Salven, dann würden sie die Küstenbatterien als Ziel nehmen. Jetzt antwortete der Gegner nur noch mit zwei Kanonen.
    Mr. Goodwin, der Master, kam angerannt. »Sir!«, rief er, und David wusste nicht, ob er ihn oder den Kapitän meinte. Aber sie wandten sich ihm beide zu und er sprach beide an. »Wir können die Position nicht halten. Eine unerwartet starke Strömung versetzt uns nach Süden und der Wind dreht das Schiff nach Osten. Wir müssen den Anker aufholen und uns eine neue Position suchen.«
    David entschied sofort. »Mr. Markwood, lassen Sie bitte den Landungstrupps signalisieren, dass die Landung beginnt. Dann Signal an Eagle und Elizabeth: Anker auf und Position zum Beschuss der Küstenbatterien einnehmen.«
    Alle reagierten wie bei einer Übung. Die Boote stießen hinter den Schiffen hervor und ruderten mit höchstem Tempo zum Kai. Die Soldaten sprangen die Mauer hinauf, schossen die Kanoniere zusammen und richteten die unbeschädigten Kanonen gegen die Küstenbatterien.
    Die Fregatte Cesar und die drei Linienschiffe feuerten jetzt auf die am Stadtrand liegenden Batterien. Kapitän Rowlandson landete mit seinen Männern am östlichen Ende des Hafenkais und stürmte in Richtung auf das Stadttor vorwärts. David sah, dass einige seiner Männer zu den Karren liefen, die an den Hallen standen.
    Ein Leutnant der Sussex-Infanterie führte diese Trupps. Kapitän Rowlandson hatte ihm, den Sergeanten und Korporalen gestern auf dem Transporter noch genau erklärt, worum es ging. Einen zweirädrigen Lastkarren sollten vier Mann schieben. Einer hatte das Kommando. Zur Beladung mussten sie Säcke mit Sand, Korn, Salz oder Ähnlichem finden. Eng gepresste Wolle sei auch gut geeignet, hatte Rowlandson zu aller Überraschung gesagt. Auch sie

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