Kanonendonner über der Adria
recht gut, Sir. Mit dem Kanonendrill bin ich zufrieden. Gestern hatte ich das erste Scharfschießen. Die Ergebnisse waren noch nicht befriedigend.«
»Sie gehen wieder an Bord Ihres Schiffes, Mr. Warner, und laufen die Insel Susak an, wo wir drei gekaperte Kanonenboote hingebracht haben. Dort finden Sie einen kroatischen Major Skarda, der gut Englisch spricht. Mit ihm segeln Sie zu den umliegenden Inseln und werben Freiwillige an. Wenn wir zurückkommen, werden wir vor Susak genügend Kapitäne haben, damit eine Kommission zur Abnahme des Leutnantsexamens gebildet werden kann. Beten Sie, dass die Herren genügend Prisen gemacht haben, um gute Laune mitzubringen.«
In das Gelächter der Kapitäne hinein verabschiedete sich Mr. Warner.
David ging mit den anderen Kapitänen zum Tisch, auf dem die Karten lagen. Sie sprachen über die Batterien, die auf der weit in das Meer hineinragenden Mole stationiert waren, und über die anderen, die direkt an der Küste lagen. Die Linienschiffe würden vor der Mole ankern und die beiden dortigen Batterien ausschalten. Dann würden sie an die Küste heransegeln und die dortigen Batterien zusammenschießen. Major Havell würde mit den Seesoldaten des Geschwaders die Stadt dann aus westlicher Richtung angreifen. Kapitän Rowlandson würde die Truppen auf den beiden Transportern vom östlichen Strand her führen.
»Meine Herren, nach unseren Informationen besteht die Besatzung Rijekas aus nicht mehr als dreihundertfünfzig Mann. Die Kampftruppen sind vor allem eine italienische Kompanie und eine kroatische, von der aber ein Drittel schon desertiert sein soll. Man muss natürlich auch mit französischem Stammpersonal rechnen. Wenn Sie in die Stadt einrücken, wird es zu Straßenkämpfen kommen. Kapitän Rowlandson hat dafür eine sehr gute Methode entwickelt, als er einen Zug Seesoldaten und mich aus einer spanischen Stadt rettete, wo wir in eine Falle geraten waren. Mr. Rowlandson, schildern Sie doch bitte einmal, was Sie getan haben!«
Der kleine Rowlandson war überhaupt nicht befangen, sondern schilderte kurz und sachlich, dass ein erster Vorstoß der Seesoldaten durch die Hauptstraße verlustreich gescheitert war. Der Feind hatte sich in die Häuser zurückgezogen und schoss auf die Seesoldaten, die auf den Straßen ohne Deckung vorrücken sollten. Die Soldaten hätten sich keine Chance ausgerechnet und zurückgezogen.
Aber dann sahen sie, dass im Hafen Pferdekarren und -wagen standen und Säcke mit Korn ausgeladen hätten. Sie hätten Karren und Wagen wieder mit Säcken beladen und mit Leinwand bespannt. Die Karren hätten sie rückwärts in die breite Straße geschoben. An der Seite liefen die Soldaten und waren gegen Schüsse aus den Häusern gut gedeckt. Sie schossen auf die Fenster und warfen Handgranaten. Zwischen zwei großen Wagen hätten sie eine Karronade vorangeschoben und befestigte Häuser zusammengeschossen.
»Man kann natürlich auch Erde oder Steinkohle in die Säcke packen. Hauptsache, die Karren können rückwärts geschoben und dirigiert werden und bieten Deckung. Natürlich hatten wir vorn die besten Schützen und haben ihnen immer geladene Gewehre zugereicht. Wir hatten kaum Verluste und kamen gut voran«, schloss Rowlandson seinen Bericht.
Die Kapitäne klatschten, und David sagte: »Ohne dieses überlegte und entschlossene Vorgehen brauchten Sie sich jetzt nicht mit mir herumzuärgern. Bitte bereiten Sie Ihre Kontingente auf diese Möglichkeit des Straßenkampfes vor.«
Sie besprachen, wo sie vor Rijeka die Nacht ankern würden und wie sie im Morgengrauen die Angriffsstellungen einnehmen würden. Dann tranken sie auf den Sieg.
Sie hatten die unteren Segel eingeholt, damit sie die Kanonen des Oberdecks nicht beim Schießen behindern würden. Düster und schweigend segelten die drei Linienschiffe in Kiellinie die Küste entlang. Gleich müssten sie die großen Kaimauern von Rijeka erreichen.
Die kleinen Fischerboote, vor denen die riesigen Ungetüme plötzlich auftauchten, konnten noch das Knarren der Blöcke und das Quietschen eingefetteter Taue hören. Aber als die Fischer sich ein paar Meter zur Seite retteten, hörten sie nichts mehr.
Ein Bootsmann lotete auf der Milford die Tiefe und rief sie leise aus. Die Eagle und Elizabeth folgten mit je fünfzig Meter Abstand im Kielwasser. Die Kanoniere standen mit nackten Oberkörpern fröstelnd an den Kanonen. Wenn sie nur endlich schießen könnten. Dieses Warten zerrte an den Nerven.
Die Offiziere
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