Kanonendonner über der Adria
befinden wird. Wir sind dann Waffenbrüder, und ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit einem so berühmten Admiral.«
»Die Freude ist ganz auf meiner Seite, und ich bin sicher, wir werden die Franzosen und ihre Hilfstruppen in kurzer Zeit von dieser Küste vertrieben haben.«
Graf Nugents Gesicht wurde ernst nach diesen Worten, und er sagte etwas betreten: »Sir David, es tut mir Leid, dass ich Ihre Erwartungen dämpfen muss, aber mir steht nur eine schwache Brigade zur Verfügung, knapp zweitausend Mann. Der Hauptteil der Armee kämpft gegen die Truppen des Vizekönigs von Italien. Mehr können wir im Augenblick nicht für die illyrischen Provinzen entbehren. Für eine Belagerung Triests sind wir erst recht zu schwach.«
»Ich hatte mehr erwartet, Graf, das will ich Ihnen nicht verschweigen. Aber wir haben den großen Vorteil, dass wir unsere Truppen schnell über See transportieren können. Wie sind Ihre Pläne für die nächste Gegenwart?«
»Ich muss zunächst versuchen, die Franzosen aus Istrien zu vertreiben. Ich weiß, dass Sie Rijeka erobert hatten, Sir David. General Garnier ist nach Ihrem Abzug nur mit schwachen Kräften wieder eingerückt. Er würde vor uns zurückweichen, aber ehe Istrien nicht gesichert ist, kann ich Rijeka nicht halten. In Istrien rechne ich auch mit der Unterstützung der Bevölkerung. Mehrere Bezirke gehörten über Jahrzehnte zu Österreich, die anderen nur Jahre und waren vorher venezianisch.«
»Wir können Hafenstädte in Istrien erobern, Graf. Aber auf Dauer besetzen können wir sie nicht. Auf den dalmatinischen Inseln haben wir uns so geholfen, dass wir eine kroatische Miliz aufstellen und den Zugang über das Meer bewachen.«
Graf Nugent schlug vor: »Wir sollten uns gegen Ende des Monats in Rijeka treffen. Ich würde von dort aus Truppen abordnen, die Aufstände in Istrien schüren sollen. Wenn Sie diese Truppen von der See her unterstützen, sollte der Erfolg nicht ausbleiben.«
»So können wir vorgehen. Aber wir müssen ein Problem regeln, Graf. Ich habe strikte Anweisung meiner Regierung, in diesen Provinzen keine Verwaltung zu fördern, die über die Zugehörigkeit der Provinzen zu irgendeinem Land vor dem Friedensschluss entscheidet. Ich kann mir denken, dass sie Istrien für Österreich erobern und dort die österreichische Verwaltung wieder einführen wollen.«
»Natürlich, Istrien gehörte ja vorher zu Österreich.«
David überlegte. Es wäre widersinnig, wollte man General Nugent daran hindern. »Gut«, sagte er schließlich. »Bei früher österreichischen Gebieten werde ich die Weisung nicht beherzigen. Aber der Status anderer Gebiete darf nicht präjudiziert werden. Selbstverwaltung ja, aber keine politische Zuordnung, z.B. in den früher zu Dubrovnik gehörenden Gebieten.«
»Auf dieser Basis können wir uns einigen. Also: In Gebieten, die früher nicht zu Österreich gehörten, werden weder Britannien noch Österreich eine staatliche Zuordnung dulden, sondern zur Ablösung der französischen Verwaltung nur lokale Selbstverwaltungen bis zum Friedensschluss erlauben.«
»Das haben Sie druckreif formuliert, Graf. So können wir es unterzeichnen. Dann lade ich Sie zum Lunch ein, und die nächste Einladung können Sie in Rijeka aussprechen.«
»Darauf trinke ich jetzt schon«, sagte General Nugent und hob sein Glas.
Die Eagle, Elizabeth, Bacchante und Wizard blockierten Triest und Venedig. David nahm mit den Fregatten Cesar und Apollo Kurs auf die Küste Istriens.
Zunächst einmal beschäftigte er sich aber mit der Post, die die Wizard aus Vis gebracht hatte. Die Admiralität teilte ihm mit, dass sich die Verhandlungen mit Österreich günstig gestalteten und er Kontakt für die künftige Zusammenarbeit aufnehmen möge. Abgehakt, dachte er sich und griff nach den privaten Briefen.
In Brittas letztem Brief suchte er zuerst, wo etwas über die Schwangerschaft seiner Tochter Christina stand. Da war der Absatz. Christina war im neunten Monat schwanger, hatte einen großen Bauch, trug ›vorn‹, wie Britta es nannte, und sehnte sich nach dem Tag der Geburt, der um den 30. August liegen sollte. Er könne beruhigt sein. Sie habe die besten Ärzte, die alle sehr zufrieden seien. Die Hebamme sei immer im Haus. Alles sei vorbereitet. Wenn es ein Junge werde, wollten sie ihn nach seinem Vater und beiden Großvätern nennen.
Dies war einer der Augenblicke, wo David seinen Beruf als Flottenoffizier am liebsten aufgeben wollte. Jetzt müsste er doch bei
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