Kanonendonner über der Adria
endlich«, seufzte David erleichtert.
Am Morgen gingen sie auf den größten Inseln Veli Brijuni und Mali Brijuni an Land und besetzten die öffentlichen Gebäude. Sie fanden keinen Widerstand. Die Bevölkerung hörte sich die Proklamationen an und schien mit den neuen Herren nicht unzufrieden. Die kroatischen Soldaten wurden bejubelt, die britischen Soldaten respektvoll bestaunt.
David ging mit den Feuerwerkern und den leitenden Offizieren der Seesoldaten die Hafenanlagen ab.
»Wir haben die Kanonen von Rogoznica, aber wir müssen sparsam mit ihnen umgehen. Mehr als den Hafen von Brijuni brauchen und müssen wir nicht sichern. Wenn wir hier rechts und links vom Hafen eine befestigte Anlage zur See hin bauen und dort auf der nach Nordwesten vorragenden Halbinsel einen Martello-Turm mit zwei Kanonen auf Pivots, dann kann der Turm auch die beiden anderen Kanonen schützen.«
»Aber wer baut uns die Pivots, Sir?«, fragte ein Feuerwerker.
»Die Werften von Korčula haben damit gute Erfahrung. Wir müssen ihnen nur die Maße liefern, und das sollten Sie genau ausmessen. Für unser ständiges Soldatenkontingent bauen wir den alten Wehrturm aus, der dort die Stadt überragt. Dann haben wir diese Inseln au sreichend gesichert.«
David ging mit seinen Begleitern zum kleinen Rathaus zurück. Der Bürgermeister stürmte David schon entgegen. »Sir David, Herr Admiral, ein sehr wichtiger Mann wartet auf Sie. Franko Cankar hat ein Monopol auf den Handel mit Krebsen, Fischen, Austern und Hummern. Er besitzt die Boote, die Netze, die Reusen, alles. Er verkauft die Fänge. Er ist sehr zuverlässig, wenn er etwas zusagt, Sir David. Wer ihn auf seiner Seite hat, hat die halbe Insel für sich.«
»Ich werde den Herrn gleich empfangen. Aber ich muss Sie warnen. Ich habe eine Abneigung gegen solche Provinzcäsaren.«
Mr. Cankar war ein mittelgroßer Mann von intelligentem und entschlossenem Aussehen. Er verbeugte sich und begann sofort: »Herr Admiral. Ich will Ihre Zeit nicht unnötig in Anspruch nehmen. Ich biete Ihnen die absolut risikolose Kaperung von vier neuen französischen Kanonenbooten an.«
»Welche Gegenleistung erwarten Sie, mein Herr?«, fragte David ebenso kurz.
»Sie verfolgen meinen Sohn, jetzt französischer Major, nicht, sobald er nach Italien desertiert ist.«
»Mr. Cankar, sofern Ihr Sohn keine verbrecherischen Handlungen gegen Britannien verübt hat, wird ihn niemand nach seiner Desertion in Italien verfolgen. Was soll die Bedingung? Und wie können Sie mir risikolos zu Kanonenbooten verhelfen? Ich wäre für eine einleuchtende Erklärung sehr verbunden.«
»Herr Admiral, die Kanonenboote werden in zwei Tagen in Dienst gestellt. Mein Sohn soll sie kommandieren und mit ihnen Cres zurückerobern, was ein irrsinniger Befehl ist. Die Indienststellung erfolgt in der Nähe von Pula durch den italienischen Oberst. Die Boote liegen nebeneinander am Kai. Alle Mannschaften sind vor einer Tribüne angetreten. Der Oberst lässt Orchester spielen, ein Ballett tanzen und nimmt dann den Vorbeimarsch ab. Es ist kinderleicht, während dieser Zeremonien die Kanonenboote durch Ruderboote, die im gegenüberliegenden Schilf verborgen sind, abschleppen zu lassen. Kein Mensch wird dort hinschauen, bevor die Mannschaften nicht mit der Kapelle zum Kai marschieren.«
»Entschuldigen Sie, Mr. Cankar, reden Sie von einer Indienstnahme von Schiffen oder einer Operettenaufführung?«
»Von beidem gleichzeitig, Herr Admiral. Der Oberst ist der Mäzen und ehrenamtliche und tatsächliche Intendant des Opernhauses in Ravenna. Alles, was er tut, inszeniert er als Opernaufführung. Es gibt für ihn keine Inspektion von Truppen ohne Orchester und Chor. Wenn er unsere Insel besucht, reiten sechs Reiter mit großen Fahnen voraus. Ballettmädchen streuen Blumen und so ähnlich. Aber sonst ist er ein umgänglicher und kluger Mann.«
»Nun gut. Der Herr Intendant inszeniert die Indienststellung so, dass lange Zeit niemand auf die Schiffe schaut. Das will ich nun voraussetzen. Aber welche Rolle spielt Ihr Sohn bei dieser Oper?«
»Ich habe ihn vor zehn Jahren mit allen Mitteln gedrängt, Offizier in Napoleons Armee zu werden. Ich war überzeugt, dass Bonaparte die Zukunft gehört, dass er mit dieser Kleinstaaterei und diesem Muff auf beiden Seiten der Adria ein Ende machen wird und dass dann vor jedem Mann, der sich in seinen Diensten bewährt hat, eine große und glänzende Zukunft liegen wird. Das wollte ich für meinen Sohn und habe mich
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