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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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völlig geirrt. Napoleon hat nur seine unfähige Familie auf Europas Throne gesetzt und ist zum Landräuber und Diktator verkommen, der keinen Sinn für Wirtschaft hat. Ich habe meinem Sohn das eingebrockt. Ich muss ihn da wieder herausholen, auch da er selbst nicht mehr von Napoleon überzeugt ist.«
    »Und wenn die Franzosen vier Kanonenboote verlieren, wird Ihr Sohn frei?«
    »Natürlich nicht, Herr Admiral. Ich muss dann etwas ausführlicher werden. Wenn die Boote verloren sind, geht eine Anzeige beim kommandierenden General ein, in der die Inszenierung als Grund für mangelnde Wachsamkeit angegeben werden wird. Der General wird die angeführten Schuldigen, den Oberst, den Major, also meinen Sohn, und den Adjutanten verhaften und dem Gericht überstellen. In der Nacht wird mein Sohn durch Wachpersonal, das danach unauffindbar ist, befreit werden und nach Italien zu seiner geliebten Verlobten reisen. Dort wird er ein halbes Jahr leben und dann nach Dalmatien zurückkehren, um einen zivilen Beruf auszuüben.«
    »Der auch schon auf ihn wartet, Mr. Cankar?«
    Mr. Cankar nickte mit leichtem Lächeln.
    »Nun gut, Mr. Cankar. Ich werde Ihren Sohn weder in Italien noch nach seiner Rückkehr nach Dalmatien verfolgen lassen. Nun kommen Sie mit mir an die Karte, um die Einzelheiten zu besprechen.«
    »Ich habe mich mit einem kleinen Angelkahn dort an der Halbinsel Veredula entlangrudern lassen, Sir«, erklärte Kapitän Rowlandson. »Es war alles so, wie es uns dieser Mann beschrieben hat. Ich habe die Tribüne gesehen, den Kai und am Ende der Meeresbucht die Ausrüstungswerft. Unsere Kutter können hundertfünfzig Meter vom Kai entfernt im Schilf verborgen werden. Die Taue müssen zum Kai gebracht werden, bevor das Spektakel beginnt. Dann müssen vier Taucher die Leinen an jedem Boot befestigen, was bei weniger als fünfzig Metern kein Problem ist. Für die Ablenkung der Wachen habe ich mir etwas ausgedacht. Es ist machbar, Sir, aber es ist die verrückteste Sache, die mir bisher begegnet ist.« Mr. Rowlandson beendete seinen Vortrag, und die anderen Kommandanten nickten zustimmend.
    Am Tage des Spektakels hatten sich ihre vier Kutter früh im Schilf verborgen. David hatte sich auf der großen Barkasse eingeschifft, die mit ihren Zwölfpfünder-Karronaden die Operation decken sollte. Als aus der Tiefe des Meeresarmes die Kanonenboote herangerudert kamen, nahm er sein Teleskop heraus und beobachtete, wie sich am Strand Zuschauer sammelten. Dann marschierte eine stattliche Kapelle heran. Die Boote legten an. Die Mannschaften stellten sich vor der Tribüne auf. Dort war ja auch ein großes Podium errichtet worden.
    Wagen fuhren vor. Balletttänzerinnen stiegen aus und wurden beklatscht. Dann kam von sechs Reitern mit großen Fahnen geleitet die Kutsche des Obersten. Er fiel sofort durch den Hut mit riesigen Pfauenfedern auf. Huldvoll dankte er für den Beifall und schritt zur Tribüne.
    Die Kanonenboote waren mit dem Heck zum Kai festgemacht. Das wirkte dann eleganter, wenn sie wegrudern sollten. Vor jedem Boot stand am Kai ein Mann zur Wache.
    Und nun spielte das Orchester einen einleitenden Marsch. Danach gruppierten sich die Tänzerinnen auf dem Podest. David sah mit dem Teleskop, wie seine Taucher mit den Tauen von der Seite zu den Booten schwammen und am Bug die Taue befestigten. Der Beifall galt aber nicht ihnen, sondern den Tänzerinnen.
    Die Bootsbesatzungen stellten sich zum Vorbeimarsch auf. Das Orchester spielte den Marsch, und während die Besatzungen an der Tribüne defilierten, marschierten von der Seite des Kais acht Mann mit vier großen roten und blauen Fahnen auf. David musste lachen. Das war Rowlandsons Truppe, um die Wachen auszuschalten. Je zwei Mann standen nun mit einer Fahne beim Wachmann.
    David konnte sich denken, wie erstaunt die Wachen durch diese überraschende, aber ganz in den Rahmen passende Einlage waren. Aber lange hatten sie nicht Zeit. Einer der Fahnenträger schlug jeweils die Wache mit einem Hieb bewusstlos. Der andere fing sie auf und ließ sie zu Boden gleiten. Die Fahne steckte in der Erde. Die Fahnenträger sprangen ins Boot und lösten die Befestigungen. Und dann spannten sich die Taue, und die Kanonenboote lösten sich vom Ufer.
    Die ersten Meter hatten die Kutterbesatzungen die Leinen über Hand eingeholt. Jetzt machten sie die Taue am Kutter fest und ruderten mit kraftvollen Schlägen davon und zogen die Kanonenboote in die Bucht hinaus.
    Noch hatte niemand am Ufer etwas bemerkt.

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