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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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Bai von Kotor zu, die Bocca, nach der die Bewohner Bocchesen hießen. David hatte Kapitän Rowlandson zum Lunch bewirtet und war mit Larry an Deck gegangen. Der Hund wirkte seltsam unruhig, lief zu der dem Land zugewandten Reling und schnüffelte und mauzte.
    David dachte noch an das Gespräch mit Rowlandson und wollte sich nicht stören lassen. »Larry!«, rief er ärgerlich und blickte sich um, als der Hund nicht kam. Da sah er über den Bergen jenes helle, unnatürlich fahle Leuchten, das er schon einmal gesehen und dessen Folgen er nicht vergessen hatte.
    »Alle Mann an Deck!«, schrie er. »Eine Bora! Macht das Schiff sturmklar! Tempo! Es geht um euer Leben. Holt die Segel ein, sichert die Kanonen, zurrt alles fest unter Deck!«
    Die Matrosen rannten an Deck. Rowlandson lief zu David. »Was ist?«, fragte er.
    »Eine Bora! Einer dieser Fallwinde, ziemlich früh in diesem Jahr, aber sehr gefährlich. Machen Sie alles sturmklar.«
    Rowlandson brüllte seine Befehle durch die Sprechtrompete. Die Maate trieben die Mannschaften an und blickten immer wieder zu jenem flimmernden Leuchten an den Bergen.
    Jetzt sah man schon, wie der Sturm Wolken an Sand und Staub von den Bergen hinabwirbelte. Jetzt riss er die Bäume aus, die tiefer an den Hängen standen, und wirbelte sie durch die Luft. Die meisten hatten so etwas noch nie gesehen, denn sie hatten noch nicht in der Adria gedient.
    »Kurs auf die offene See!«, rief Rowlandson. »Spannt die Sturmtaue, macht alle Luken dicht!«
    Alberto und Baptiste kamen an Deck, in Ölmäntel gehüllt, und brachten David den Mantel und Hut.
    »Stellt vier Mann ans Ruder und prüft dann noch einmal die Kanonen. Gleich ist der Sturm über uns.«
    Rowlandson blickte zum Land, wo sich eine riesige Wolke aus Gischt und Staub heranwälzte. »Nur die Sturmwache bleibt an Deck. Alle anderen nach unten! Tempo!«
    Baptiste hatte Larry nach unten gebracht, wo Frederick ihn mit einer dicken Binde anschnallte. »Die Fenster sind schon fest verschalt, Sir«, meldete er David.
    Wenn es uns richtig trifft, hilft das auch nicht viel, dachte David. Er rief Rowlandson ins Ohr: »Sind die Rettungsflöße bereit?«
    Der nickte nur und zog David mit zu den Aufbauten des Besanmastes, um sich dort festzukrallen. Und dann schlug der Sturm zu. Er überschüttete sie mit einem Gemisch aus Wasser, Staub und Luft. Der Druck war so stark, dass er ihnen die Luft aus den Lungen presste und die Beine wegriss. Wer sich nicht fest anklammern konnte, rutschte über das Deck, konnte sich an Sturmtauen festklammern, an der Reling ankrallen oder wurde in die tobende See gerissen.
    Dann schlug eine Riesenwelle von achtern über das Deck und riss alles mit sich, was nicht doppelt und dreifach gesichert war. Finknetze wurden abgerissen, Hängematten wirbelten durch die Luft, eine Kanone hatte sich zum Teil gelöst und schlug gegen die Reling.
    Rowlandson rannte mit drei Matrosen hin und zurrte sie wieder fest. Dann duckten sie sich alle, denn eine neue Welle war über ihnen. Einen warf es gegen die Kanone und er schrie vor Schmerz. Die anderen griffen ihn und schleppten ihn zum Niedergang. Sie klopften, die Luke wurde kurz geöffnet und der Mann hineingezogen. Dann suchten die anderen wieder Schutz.
    Das Schiff stürmte durch die Wellen, obwohl es nur das kleine Sturmsegel am Fockmast trug. »Wir haben genug Seeraum, Sir!«, rief der Kapitän in Davids Ohr.
    »Dicht vor der italienischen Küste wird die Bora hoffentlich ihre Kraft verlieren«, antworte der und spähte nach hinten. Die Fregatte nahm die Seen gut. Es bestand keine unmittelbare Gefahr für das Schiff.
    David fasste Rowlandsons Kopf und rief in sein Ohr. »Wir müssen Wachen festlegen. Das kann hier Stunden dauern. Ich nehme die erste, Sie die zweite, der Master die dritte Wache. Je eine Stunde. Bitte teilen Sie alles ein.«
    Rowlandson nickte und eilte davon, als die nächste Welle vorüber war.
    Am Ruder wurden die Männer alle Viertelstunde abgelöst. Die anderen Wachgänger kamen jetzt einzeln frisch aus dem Niedergang. Die bisherigen verschwanden durchnässt und erschöpft nach unten.
    Vorn hörte David ein dumpfes Klopfen. Er deutete auf drei Männer, die sich in seiner Nähe hinter einem Aufbau festkrallten. »Überprüft die Vertäuung der Boote.«
    Sie nickten und huschten davon. Das Klopfen hörte auf. Aber jetzt knackte es oben am Fockmast. David trat zur Seite und spähte nach oben. Einen Augenblick war sein Nacken ungeschützt und eine Welle

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