Kanonendonner über der Adria
Bark anzurufen. Übersetzen könne man wahrscheinlich in einer Stunde, wenn der Sturm weiter abflaue.
Rowlandson stimmte zu und erteilte die notwendigen Befehle. Die Kanonen wurden mit aller Vorsicht schussfertig gemacht. Man durfte nicht riskieren, dass sie sich losrissen und umherschlugen. Sie bemannten auch nur die Kanonen auf der der Bark zugewandten Seite.
An Deck der Bark waren einige Seeleute zu beobachten, die anscheinend Notmasten errichten wollten. Als Rowlandson sie anrief, winkten einige sogar erleichtert. Es war eine Bark aus Bari, die mit Lebensmitteln und Munition nach Dubrovnik segelte.
»Eindeutig ein feindliches Schiff mit verbotener Ladung«, murmelte der Bootsmann freudig erregt. Aber Prise hin, Prise her. Erst musste man das Schiff besetzen und wieder segeltüchtig machen.
Das war nun Sache von Rowlandson, der sich mit seinem Ersten und dem Bootsmann beriet. Sie stellten sorgfältig eine Bootsbesatzung zusammen, in der die wichtigsten Handwerker vertreten waren. Wer wusste, ob sie so bald ein zweites Boot übersetzen lassen konnten. Sie manövrierten die Cesar in eine Position, die Wind und Wellen möglichst gut abschirmte, und schickten dann das Boot los.
Es legte gut an. Die Prisenmannschaft kletterte an Deck. Der kommandierende Leutnant winkte nach kurzer Zeit, dass er alles unter Kontrolle habe. Und dann stieß ihr Boot mit einigen Fremden wieder ab und ruderte zur Cesar zurück.
David schaute durchs Teleskop. Dort saßen drei Fremde im Boot. Sie hatten Mäntel und Decken umgehängt, aber hier und dort sah er Uniformteile darunter.
Der Mann rief: »Wir brauchen den Bootsmannsstuhl!« Dann kletterte er schnell an Bord und meldete: »Ein französischer General mit seinem Adjutanten und seinem Diener war an Bord. Die drei sind alle völlig entkräftet von der Seekrankheit. Ein formeller Empfang wäre nutzlos, wenn Sie die Empfehlung erlauben, Sir.«
Rowlandson griente kurz. »Gute Empfehlungen sollte man nie zurückweisen, Mr. Rumlan.« Dann wandte er sich einem Midshipman zu: »Sorgen Sie dafür, dass die Herren in den Kabinen des Feuerwerkers und des Segelmachers untergebracht werden.«
»Sir, darf ich daran erinnern, dass dort schon der Flaggleutnant und der Sekretär des Admirals einquartiert wurden?«
Rowlandson fasste sich an den Kopf. »Das habe ich über dem Sturm ganz vergessen. Reden Sie mit dem Ersten, dass er noch zwei Kabinen frei macht. Nun wird es aber langsam eng hier.«
Rowlandson begrüßte den General ganz informell, und der war froh, dass er gestützt und unter Deck gebracht wurde. In ihren Kutter stiegen inzwischen weitere Handwerker. Einige trugen Werkzeug.
»Die Nacht über werden sie zu tun haben. Legen Sie die Cesar windwärts von der Prise im Dunkeln. Doppelte Wache. Der Sturm ist vorbei. Die See wird jetzt ganz ruhig werden. Oft folgt sogar Flaute. Ich gehe jetzt unter Deck«, sagte David zu Rowlandson.
Auf der Prise sägten und hämmerten sie. Öllampen und Fackeln erhellten das Deck. Seesoldaten standen vorn und achtern und bewachten die gefangenen Seeleute, die bei den Arbeiten helfen mussten. Am Großmast hatten sie schon einen Notmast errichtet. Jetzt brachten sie die Taue und Rahen an.
Leutnant Camburg, Zweiter Leutnant der Cesar und Prisenkommandant, hatte die Papiere des Kapitäns und des Generals durchgesehen und kam jetzt an Deck. »Stellen Sie sich vor«, sagte er zum Zimmermannsmaat, »der General ist Nachschubfachmann. Nachdem wir die Küstenschifffahrt zum Erliegen gebracht haben, soll er den Nachschub mit Maultierkolonnen über die Straßen organisieren.«
»Dann muss es denen aber dreckig gehen, Sir. Wie viel hundert Maultiere braucht man für eine Schiffslast? Und im Hinterland gibt es doch hier auch Guerillas und Räuber.«
»Na ja, lange halten die doch nicht mehr durch. Aber nun zu unserer Prise. Können wir morgen früh segeln?«
»Ja, Sir. Die Notmasten sind dann fertig. Aber ob unsere Leute die Taue vor Müdigkeit noch halten können, weiß ich nicht.«
Es war um sechs Glasen der Hundewache (3 Uhr früh). Der Besan hatte einen Notmast. Jetzt machten sie das Tauwerk fest. Am Großmast hatten sie die Notsegel schon angebracht. Aber es ging alles etwas langsamer. Die Briten waren hundemüde und die Gefangenen auch.
Plötzlich krachte ein Schuss aus dem Dunkel. Eine Leuchtrakete stieg empor. »Hier ist die Korvette Messina des Königreichs Neapel. Streicht die Flagge und übergebt alle Waffen den gefangenen Matrosen!«
»Alle
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