Kanonendonner über der Adria
mit ihrem Sohn Frederico begrüßten sie.
Irgendwie war David immer etwas vorbereitet, dass er bei gesellschaftlichen Ereignissen, die die Österreicher organisierten, auch Maria Charlotta treffen würde. Nach ihrem letzten harmonischen Gespräch konnte er den Begegnungen auch ganz ruhig entgegensehen. Und dennoch: Die Begegnung mit dieser Frau, mit der ihn so starke Leidenschaft verbunden hatte, erregte ihn immer noch. Und diesmal war ihrer beider Sohn anwesend.
David sah zunächst nur Maria Charlotta an, lächelte und deutete einen Handkuss an. Erst dann wandte er sich zu Prinz Frederico, der ihm unbefangen die Hand entgegenstreckte.
Die Prinzessin merkte, wie er erschrak. Das war sein Sohn Edward mit schwarzen Haaren. David fasste sich, drückte die Hand des Prinzen und sagte ein paar freundliche Worte.
Mein Gott, wer die beiden nebeneinander sah, müsste erkennen, dass sie Brüder waren. Britta durfte Frederico nie sehen.
Frederico war völlig unbefangen. Seine Mutter plauderte mit der Frau des Bürgermeisters, und Graf Nugent sagte zu ihm: »Ich habe darauf bestanden, dass Prinz Frederico seine Mutter begleitet. Er hat noch nie den Schwertertanz gesehen und wünschte es sich so sehr. Weiß der Himmel, warum sie sich erst so sträubte.«
David wusste es und war nun unbefangener. Sie wollte ihn nicht in Verlegenheit bringen.
Die Gäste setzten sich, wurden mit Erfrischungen bedient, und dann begann, von ein paar Streich- und Schlaginstrumenten begleitet, der Schwertertanz. Die Schwarzen und die Roten zogen in Reihen aneinander vorbei und schlugen alle mit den Schwertern aneinander. Dann lösten sich ihre Reihen zu kunstvollen Figuren auf. Sie sprangen über die Schwerter, die die ›Feinde‹ unter ihren Beinen entlangführten, sie duckten sich unter den Schwertern, die ihre Häupter bedrohten. Sie tanzten in Gruppen aufeinander zu und verschränkten ihre Schwerter so kunstvoll, dass man nicht mehr erkennen konnte, welches Schwert zu wem gehörte.
»Wie lange müssen sie geübt haben?«, sagte David leise zu Maria Charlotta.
»Sie üben mindestens einmal die Woche und führen den Tanz mehrmals im Jahr auf. Schau nur, wie sie jetzt die Schwerter hoch über ihren Köpfen verschränken.«
In immer neuen Variationen, in immer neuen Formationen zeigten die Schwerttänzer immer wieder ihre Kunst.
Da sprach Prinz Frederico plötzlich David an. »Sehen Sie nur, Sir. Dort am Fenster des Nebengebäudes steht ein Neger mit einem Gewehr in der Hand. Er schaut nie auf die Schwerttänzer, sondern immer nur auf die Leute an den Fenstern und hinter den Tänzern.«
»Es ist mein Begleiter Baptiste. Sie könnten ihn auch Leibwächter nennen. Er versucht, Attentate auf mich zu verhindern.«
»Gibt es Leute, die Sie ermorden wollen, Herr Admiral?«
»Der französische Geheimdienst und albanische Bluträcher haben es schon mehrfach versucht.«
»Wie furchtbar, wenn man unter dieser Drohung leben muss.«
»Haben Sie noch nie daran gedacht, dass Sie auch einmal so leben müssen, mein Prinz? Ihre Familie ist sehr reich. Da könnten Banditen versuchen, mit Ihrem Leben viel Geld zu erpressen.«
»Meine Mutter hat immer zwei Wächter unauffällig um sich und hat schon darüber gesprochen. Aber ich will auf dem Land leben, wo nur Menschen um mich sind, die ich kenne.«
»Ich wünsche Ihnen sehr, dass Sie Ihr Leben so gestalten können. Aber ich fürchte, es wird anders werden.«
Die Schwerttänzer wurden mit anhaltendem Beifall verabschiedet.
Dann trat Graf Nugent vor und sagte: »Seine Kaiserliche Majestät haben mir die Ehre erwiesen, einen Verbündeten seiner stets bewiesenen Tapferkeit wegen zu ehren. Dieser Mann ist nicht nur ein Held mit unerschöpflichem Einfallsreichtum, er ist auch ein guter Mensch und zuverlässiger Freund. Ich darf ihn Freund nennen: Sir David Winter, den Seine kaiserliche Majestät zum Grafen von Korčula ernennt, der Insel, der er so sehr verbunden ist.«
Die Adjutanten traten mit dem Ordenskissen heran, auf dem eine goldene Kette mit einem Schild lag, die Soldaten präsentierten, und Graf Nugent legte David die Kette um. Dann umarmte er ihn, und alle Zuschauer klatschten begeistert.
Maria Charlotta hatte Freudentränen in den Augen, als sie ihm gratulierte. »Niemand hat es mehr verdient«, flüsterte sie.
Die anderen traten hinzu und gratulierten. David bedankte sich und freute sich, als ihm auch seine Getreuen aus den Fenster zuwinkten, wo sie auf seine Sicherheit achteten.
Graf Nugent
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