Kanonendonner über der Adria
hob die Hand. Ein Trommelwirbel gab seinem Wunsch Nachdruck. Es wurde still. »Dieser hohen Ehrung habe ich noch etwas hinzuzufügen, was den Grafen von Korčula noch mehr erfreuen wird.« Er winkte einem Mann in einer Art Mönchsgewand.
»Vor vielen Jahren hat der damalige Kapitän Winter im Krieg um Korfu einen verräterischen und verbrecherischen Albanerhäuptling im Kampf getötet. Verlogene Sippen haben daraus einen Mord konstruiert und Sir David Winter und seine Familie mit Blutrache verfolgt. Der Erzbischof Petar I. hat es in Verhandlungen mit den albanischen Ältesten erreicht, dass diese ungerechtfertigte Blutrache aufgehoben und unserem Freund und seiner Familie die ›besa‹, der ewige Gottesfriede, zugesichert wird.«
Nugent winkte dem Fremden und der trat hinzu und überreichte David mit tiefer Verbeugung eine reich mit Siegeln verzierte Pergamentrolle. David nahm sie mit tiefer Verbeugung entgegen und musste die Zähne zusammenpressen, um seiner Rührung Herr zu werden. Er hatte sich der Blutrache bisher immer erwehren können, aber nun war auch seine Familie sicher.
»Das wird Britta mehr bedeuten als der Grafentitel«, flüsterte Maria Charlotta.
»Unendlich viel mehr«, antwortete David leise.
Wieder applaudierten die Zuschauer.
David hob die Hand. »Hoheit, Exzellenzen, meine Damen und Herren. Ich bin heute reich geehrt worden. Sie werden verstehen, dass ich vor allem erleichtert bin, dass ich mich nun nicht mehr ständig um die Mörder sorgen muss, die meine Familie und mich verfolgten, weil ich einen Verräter und Kinderschänder im offenen Kampf getötet habe. Ich bin für meine Tapferkeit gerühmt worden, und das macht mich immer verlegen. Ich versuche stets, einen Kampf so zu gestalten, dass das Leben meiner Männer und meines möglichst wenig gefährdet ist. Wenn wir dann dennoch gewinnen, ist es der Gnade unseres Gottes zuzuschreiben. Und ich hoffe sehr, dass uns Gott bald die Gnade des Friedens schenkt.«
Wieder applaudierten alle und Graf Nugent sagte: »Sie sind ein untypischer und sehr sympathischer Held, Graf.«
Die angesehensten Gäste stiegen nun im Innenhof noch die Steintreppe empor, um in den oberen Räumen ein Mahl zu sich zu nehmen. Prinz Frederico verabschiedete sich.
Maria Charlotta saß zwischen David und Graf Nugent. Sie plauderte mit beiden sehr unbefangen, aber scharfen Beobachtern konnte nicht entgegen, dass der Ton zu David herzlicher war. »Es ist vielleicht das letzte Mal, dass wir uns sehen«, sagte sie mit wehmütigen Unterton zu David. »Die Alliierten rücken von allen Seiten in Frankreich ein. Niemand gibt Napoleon noch mehr als zwei Monate.«
»Dann wird es doch wohl noch eine große Siegesfeier in Triest geben«, antwortete David.
»Ach, David, wenn du dann noch da bist. General Milutinovic schreibt Brandbriefe nach Wien, um dich ablösen zu lassen, weil du die Allianz von Österreich und England sabotierst.«
»Der Mann ist ein sturer Kommisskopf, der nicht einsieht, dass die Menschen bessere Bürger sind, wenn ihr Staat sie nicht wie Nummern behandelt, sondern ihnen Freiheiten lässt. Dubrovnik war eine blühende Handelsstadt und könnte es wieder werden. Die Stadt hat Reichtum ins Land gezogen. Wenn sie jetzt ihrer Handelsrechte beraubt und zu einer Provinzstadt degradiert wird, verlieren nicht nur die Bürger, sondern auch das Land.«
Graf Nugent hatte die letzten Worte gehört. »Ach, Sie sind bei Ihrem Streit mit Milutinovic. Den kümmern die Einnahmen des Staates nichts. Wenn er seinen Sold bekommt und die Soldaten alle strammstehen, ist seine Welt in Ordnung. Aber Sie hätten ihm nicht Waffengewalt androhen dürfen, wenn er auf die Inseln kommt, Sir David. Das wird Ihnen Wien sehr übel nehmen, was immer ich auch sage.«
»Unser Admiral ist immer noch so impulsiv und rigoros«, klagte Maria Charlotta. »Impulsiv und rigoros gegen die Regierenden, mitfühlend und behutsam gegen die Unterlegenen. Die einfachen Leute lieben ihn. Ist Ihnen das auch schon aufgefallen, Graf Nugent? Die Höhergestellten respektieren ihn allenfalls.«
Graf Nugent lächelte listig. »Nun, so einfachen Standes sind wir auch nicht gerade und lieben ihn doch auch.«
Maria Charlotta wurde einen kurzen Moment rot und verlegen. Dann entgegnete sie: »Wenn Sie das zu wörtlich nehmen, Graf, könnte das bei mir einen kleinen Skandal auslösen, für Sie aber wäre diese Neigung tödlich.«
Nun lachten alle drei, und Graf Nugent sagte: »Sie sind die intelligenteste Frau,
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