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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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Prothesen zu eröffnen. Er will sich dieser Aufgabe und seiner Familie widmen.«
    »Einerseits ist es sehr schade, dass er nicht mehr bei dir sein wird, Liebster. Andererseits ist es wirklich eine segensreiche Aufgabe, für die Amputierten zu arbeiten. Wenn ich denke, wie verloren sie in meiner Jugend waren und wie sie heute wieder am Leben teilnehmen können. Du kannst das am besten bestätigen, James«, sagte Britta.
    James und die anderen stimmten zu, und jeder kannte ein Beispiel von der verbesserten medizinischen Fürsorge in Heer und Flotte.
    »Hast du denn überhaupt eines deiner Schiffe und vertraute Menschen bei dir im neuen Kommando, Onkel David?«, fragte Nicole und griff das vorige Thema wieder auf.
    »Kapitän Rowlandson wird mich mit seiner Fregatte Cesar abholen und auch bei meinem neuen Geschwader bleiben. Natürlich habe ich auch Alberto und seine Freunde, die Diener, den Koch und den Sekretär bei mir, aber die Schiffe sind andere. Flaggschiff ist die Milford, ein Vierundsiebziger, mit einem mir unbekannten Kapitän. Aber sicher entdecke ich unter den Offizieren und Maaten alte Bekannte. Ihr wisst ja, die Flotte ist wie eine Kleinstadt.«
    »Aber eine sehr groß gewordene Kleinstadt«, wandte James ein. »Das Parlament hat in den letzten drei Jahren jeweils einen Bestand von einhundertfünfundvierzigtausend Seeleuten und Seesoldaten für die Flotte bewilligt. Was meinst du, was manche Abgeordnete darüber stöhnen, Onkel David?«
    »Du hast ja Recht, lieber James. Die Kleinstadt ist sehr groß geworden. Auf der anderen Seite halten diese einhundertfünfundvierzigtausend Mann alle Feinde von unserem Land fern, und Napoleon ist allein mit anderthalb Millionen Mann in Russland einmarschiert.«
    »Ich weiß das als ehemaliger Flottenoffizier, Onkel David. Aber die anderen, oft Kaufleute, sehen auch die gewaltigen Summen, die wir an Hilfsgeldern für Verbündete zahlen, und sie fragen, was wir dafür erzielen.«
    Britta mischte sich ein: »Aber James, das müsste doch jeder sehen, dass wir damit unsere Freiheit erkaufen, nach unseren Regeln zu leben und immer noch handeln und Gewinne erzielen zu können. Was meint ihr, was Napoleon uns auspressen würde! Und wir müssten nach seiner Pfeife tanzen.«
    Es waren wunderschöne Wochen in der Heimat. David war seinem Sohn Charles wohl noch sie so nahe gewesen wie jetzt. Er erkannte, wie anders Charles war und wie ähnlich er ihm auch war. Eine sehr harmonische Mischung aus seiner Frau und ihm.
    Britta musste nun auch Zeit opfern, um Albert in seine neuen Aufgaben einzuführen, und David war dabei. In den Diskussionen, Besichtigungen der Betriebe und in den Planungen erkannte er bald, dass er darin auch Befriedigung würde finden können. Wenn ihm und Britta nur genügend Zeit für ihr Privatleben blieb.
    Sie besuchten Nachbarn, Davids Cousin Henry, der in seiner Werft die spanischen Arbeiter integrierte und mit ihren Fachkenntnissen sehr zufrieden war. »Dort liegt deine Galiotkuff auf Kiel«, zeigte er Britta.
    Sie verbrachten einen Tag bei den Barwells in Portsmouth und besuchten auch den Hafenadmiral, ihren bewährten Freund.
    Sie feierten den Weihnachtsabend nach kontinentaler Sitte, wie es bei den Winters Brauch war, denn Britta als Dänin und David als Hannoveraner waren es von ihrer Kindheit her so gewohnt. Als David dann mit Britta im Schlafzimmer war und ihr sagte, wie sehr er den Abend genossen habe, vertraute sie ihm an: »Das schönste Geschenk kennst du noch gar nicht.«
    »Bist du das, Liebste?«, fragte er.
    »Nein. Christina ist schwanger. Wir werden Großeltern.«
    »Wie wunderbar«, sagte David. »Aber ich werde nicht da sein, wenn das Kind zur Welt kommt. Sorgt bloß für den besten Arzt.«
    »Aber ja, David. Und wir werden dem Kind von seinem Opa erzählen und ihm dein Bild zeigen.«
    »Mein Gott«, scherzte David. »Wollt ihr das kleine Kind schon erschrecken?«
    Und dann stand er drei Tage nach Weihnachten wieder auf dem Achterdeck und winkte zurück zum Kai, wo seine Frau, seine Kinder und die Barwells standen. Hoffentlich gab es ein gesundes Wiedersehen.
    Kapitän Rowlandson räusperte sich neben ihm. »Der einzige Trost ist, dass es dort, wo wir hinsegeln, wärmer ist, Sir. Mir hat die Kälte im guten alten England diesmal gar nicht gefallen.«
    »Ist mir gar nicht aufgefallen, dass es besonders kalt gewesen ist«, sagte David und schaute noch einmal zurück, wo Portsmouth hinter der Kimm verschwand.

Rückkehr in die Adria
    (Januar

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