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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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entscheiden, welche Firmen was, wann und wo brauchen. Ich habe da gar keine Sorge. Ohne Albert und ohne dich könnte ich die Auslandsgeschäfte, die ich vorbereitet habe, gar nicht dirigieren. Aber, Liebling, wir sind nicht in Bath, um unsere Firmenzukunft zu planen, sondern um uns zu erholen und zu amüsieren. Wie denkst du über das Theater heute Abend? Es ist eine bekannte Londoner Truppe mit einem Gastspiel.«
    David hatte keine guten Erinnerungen an Londoner Theater, aber er sagte zu, als er merkte, dass Britta interessiert war.
    Man gab im Theatersaal von Bath Shakespeares Othello. Schon an Brittas Vorbereitungen bei der Auswahl ihrer Garderobe hatte David geahnt, dass Shakespeare vielleicht nicht der ausschlaggebende Faktor bei dem Wunsch nach einem Theaterbesuch war.
    Als sie das Theater betraten, sah er, das hier war in erster Linie ein Ereignis, um die neueste Garderobe zu präsentieren. Im Badehaus und auf den Promenaden musste man ja noch auf Zweckmäßigkeit achten, aber hier waren der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Fast bedauerte David, dass er Britta widerstanden und nicht die rote Schärpe des Bath-Ordens angelegt hatte. Als sie dem ersten Schärpenträger begegneten, blickte ihn Britta strafend von der Seite an, aber er murmelte nur etwas wie ›eitle Gecken‹.
    Das Trauerspiel um die maßlose Liebe des Mohren von Venedig zog auch sie in ihren Bann. Und vor allem: Sie konnten die Aufführung in gepflegter und ruhiger Umgebung genießen. »Stell dir nur vor, was der Londoner Pöbel bei einer solchen Aufführung von den Rängen herunter geschrien und geworfen hätte«, flüsterte David Britta während einer Pause zu.
    »In London gehe ich nie mehr ins Theater!«, erwiderte Britta. »Theater genießen kann man nur in Bath oder ähnlichen Städten.«
    Als sie dann im Bett noch über das Stück und seine Charaktere sprachen, sagte Britta: »So maßlos könntest du nicht lieben, David. Dazu bist du zu sehr Vernunftmensch.«
    »Sei doch froh, denn du kannst sicher sein, dass ich dich nie wegen so konstruierter ›Beweise‹ erwürgen würde. Der Mann war auch im Umgang mit seinen Offizieren viel zu irrational. Aber du bist auch nicht von der naiven Unschuld der Desdemona. Du weißt, was du willst und wie du es erreichst.«
    Britta hob die Hände. »Ist ja gut, Liebster. Wir sind nicht der Fantasie eines Dichters entsprungen, sondern sehr reale Menschen. Aber darf man nicht einmal von den guten Seiten einer maßlosen Liebe träumen?«
    »Nicht nur träumen darfst du davon«, flüsterte David mit verheißungsvollem Unterton und streckte die Arme nach ihr aus.
    »Es war wieder wunderbar in Bath«, berichtete Britta am Kaffeetisch. »Flitterwochen können nicht schöner sein.« Dabei blickte sie spitzbübisch Christina und Albert an.
    Nicole und James, die mit David und Charles auch am Tisch saßen, lachten, und Christina fragte schmunzelnd: »Wollen wir jetzt in eine detaillierte Diskussion eintreten, liebste Mama, wer, was und warum besonders wunderbar erlebt hat, am Tag, in der Nacht, auf der Straße oder …?«
    »Christina«, fiel ihr Vater kopfschüttelnd ein. »Manchmal erinnerst du mich zu sehr an deine Mutter. Die kann auch so unmögliche Sprüche anbringen. Ich hoffe, Albert wird sich darüber einmal so freuen wie ich. Aber trotzdem, wenn du das Thema nicht wechselst, erzähle ich jetzt, wie ich deiner Mutter nach der Theateraufführung die Liebe Othellos noch einmal demonstrieren musste.«
    »David!«, monierte Britta strafend, und Charles ergriff ihre Partei. »Bei allem Respekt, lieber Vater, die unmöglichsten Scherze verbinden sich in meiner Erinnerung mit deinem Namen.«
    Nun lachten alle am Tisch und James rief: »Hört, hört. Wer hätte so etwas von unserem Admiral gedacht?«
    »Ich schon«, warf Nicole ein. »Onkel David ist zwar meist sehr gesetzt und vernünftig, aber manchmal liebt er etwas frivole Bemerkungen.«
    David sah sie schmunzelnd an. Was für wunderbare Menschen sie doch waren. Seine Frau, seine Kinder, seine Freunde. Bald würde er sie wieder verlassen müssen.
    Britta spürte seine Gedanken und reichte ihm ihre Hand, die er zärtlich drückte.
    Ein wenig später fragte James: »Ist Dr. Cotton wieder bei dir als Flottenarzt? Ich verdanke ihm so viel.«
    »Nein«, antwortete David. »Er sagte mir bei meinem Abschied vom Spaniengeschwader, dass er zum Jahresende den Abschied von der Flotte nehmen wird, um in Portsmouth mit einem Kollegen eine Klinik für Amputationen und

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