Kanonendonner über der Adria
Syrakus aufnehmen, wo sie mit dem Konvoi gelandet sind, und nach Vis geleiten. Wir haben beschlossen, Insel und Hafen zu einem sicheren Stützpunkt auszubauen. Hauptmann Löwen von den korsischen Rangern kommandiert die Arbeiten. Die Admiralität, aufgestachelt von der maltekischen Verwaltung, erhebt Einwände. Aber wir wollen Malta, Gibraltar und Menorca als unseren Hauptstützpunkten im Mittelmeer ja keine Konkurrenz machen, wir brauchen jedoch, so lange die Franzosen Korfu besetzt halten, in der Adria einen Hafen mit sicherem Hinterland. Und das bietet uns diese Insel.«
»Ich kenne die Insel, Richard. Sie liegt strategisch sehr günstig.«
»Ja, die sieben illyrischen Provinzen, die die Franzosen aus früheren Regionen Österreichs, Venedigs und Dubrovniks zusammengestückelt haben, ziehen sich wie ein langer Schlauch an der Küste entlang von Lienz bis Skutari. Im Hinterland grenzen sie an das Osmanische Reich. Ohne den freien Zugang übers Meer sind diese Provinzen gar nicht lebensfähig. Und da sollen Sie ansetzen, David, die Häfen blockieren, noch besser: erobern, damit sich die Provinzen uns ergeben. Österreich ist Napoleons widerwilliger Verbündeter. Das Osmanische Reich hält sich raus. Italien ist direkt oder indirekt in französischer Hand. Uns bleiben Sizilien, unsere paar eigenen Truppen und die Franzosenfeinde in der Bevölkerung. Aber rechnen Sie nicht mit so vielen kampfeswilligen Guerillas wie in Spanien. Die Franzosen haben den alten Adel entmachtet und dem bürgerlichen Mittelstand in der regionalen Verwaltung einige Freiheiten gewährt. Nur die Kriegssteuern und die Rekrutierungen schrecken das Bürgertum jetzt ab. Sonst wäre es ganz auf Seiten der Franzosen.«
David konnte dieser Übersicht nach allem, was er wusste, nur zustimmen. »Wie steht es mit Venedig? Mir wurde auf der Admiralität gesagt, wir müssten es strikt blockieren.«
»Unbedingt, David. Die Franzosen bauen Linienschiffe, wo sie können. Sie bauen in Toulon, in Genua und natürlich auch in Venedig. Sie träumen, dass sie die Seeherrschaft wiedergewinnen könnten. Selbstverständlich ist es eine Illusion, dass sie alle diese Schiffe zu einem seeerprobten Verband zusammenführen und uns schlagen könnten. Aber es würde uns schon örtliche Probleme bereiten, wenn einige ihrer Linienschiffe auf See aufkreuzten. Darum sind zwei Ihrer 74er bereits mit dieser Aufgabe gebunden. Auch Sie haben zu wenig Schiffe, wie wir alle. Aber Sie werden es wie immer schaffen.«
»Was müsste ich über einzelne Schiffe und Kommandanten noch wissen, Richard?«
Pellew hob etwas die Hände, als ob er nicht viel sagen könne. »Markwood, Ihr Flaggkapitän, ist ein verschlossener, aber erfahrener Mann. Nach meiner Einschätzung sind alle der übliche Durchschnitt. Nur auf Hoste, den Sieger von Vis, werden Sie etwas achten müssen, David. Er ist Nelson nach wie vor blind ergeben und ist von ihm auch protegiert worden. Taktisch klug und tapfer hat er die französischen Fregatten besiegt. Seiner Auffassung nach wurde ihm der verdiente Lohn versagt. Vielleicht hat er darin nicht ganz Unrecht. Aber Sie wissen ja, in Regierung und Admiralität ist die zu blinde Nelson-Bewunderung im Augenblick nicht so gefragt. So blieb er Kapitän einer Fregatte und schmollt. Das macht den Umgang mit ihm etwas schwierig, wie mir einige ältere Kapitäne sagten. Aber Sie kennen derartige Probleme ja. Ich werde jetzt Markwood rufen lassen. Und heute Abend sehen wir uns mit den Kapitänen der bei uns segelnden Schiffe zum Dinner bei mir. Wer ist übrigens dieser Rowlandson, der Kapitän Ihrer Fregatte? Mir sagt der Name nichts.«
David lächelte. »Wenn Sie ihn sehen, meine Herren, werden Sie ihn für sehr klein halten. Aber er ist ein Riese an Tapferkeit und Durchsetzungskraft. Er wurde durch Heldenbeförderung Leutnant, nachdem er einer Mörsergranate, die im Deck in Höhe der Pulverkammer steckte, die Lunte herausriss. Er war schon in der Ostsee bei mir und hat sich in jeder Situation bewährt.«
»Gut, das zu hören.« Pellew sah seinen Bruder an. »Stell dir vor, Isaak, da knallt dir eine Mörsergranate aufs Deck, die explodiert nicht sofort und du sollst so schnell und entschlossen sein, den Zünder herauszureißen. Ich hätte das nicht geschafft.«
»Ich auch nicht, aber das können wir jetzt auch den jungen Leuten überlassen«, scherzte David.
»Nun hör sich einer diesen jungen Mann an. Isaak, lass bitte Markwood rufen, sonst macht sich dieser Herr noch
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