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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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gewesen und einer sogar vor dreizehn Jahren in der Adria.
    Die Männer warteten immer gespannt darauf, dass ihr alter Vorgesetzter sie erkennen würde. Und wenn er ein so gespanntes Gesicht sah, forschte David besonders in seiner Erinnerung nach. Gesichter konnte er sich gut merken, aber Namen weniger. Doch wenn er dann dem Seemann sagte: »Du bist doch schon mit mir gesegelt. Wie war dein Name doch gleich?«, dann strahlten sie und schauten stolz zu den Kameraden.
    David ging mit Markwood und den Offizieren hinunter ins Geschützdeck, wo die schweren Zweiunddreißigpfünder standen. Kapitän Markwood inspizierte die Brooktaue und die Rückholtakel, die Seile, die die Kanone abbremsten und mit denen sie wieder nach vorn gezogen wurden. Er ließ sich Rammer und Zündrohre zeigen und fand keine Beanstandung. Leutnant Hunt, zuständig für das Geschützdeck, blies die Backen auf vor Stolz.
    David ging einige Schritte vor, wo die Kanonenkugeln auf einem Rack pyramidenförmig gelagert wurden. »Bitte lassen Sie doch die oberen Reihen abräumen, Mr. Markwood«, ordnete er an.
    Markwood wies einige Kanoniere an. Als sie zur unteren Reihe kamen, befahl David: »Gib mir mal die Kugel her!«
    Der Kanonier streckte sie David entgegen und schaute verlegen zu Boden. Es war unübersehbar, dass der Rost nicht sorgfältig abgeklopft und abgerieben, sondern nur mit schwarzer Farbe überstrichen war. Die Kugel hatte Beulen und würde in kein Rohr passen.
    Markwood schien vor Zorn erstarrt. »Mr. Hunt, die Mannschaft dieser Kanone wird zwei Wochen alle Latrinen reinigen. Alle Bedienungen reinigen heute nach dem Essen in einem Strafdienst die Kugeln.«
    Hunts dickliches Gesicht war totenbleich. Strafdienst am geheiligten Sonntagnachmittag, das war ungeheuer. Mühsam konnte er sein »Aye, aye, Sir«, herausbringen.
    David wusste, sie würden ihn verfluchen. Aber das war ihm lieber, als wenn sie im Gefecht keine Kugeln in die Rohre kriegten. Und Markwood würde noch genauer sein.
    »Gehen wir doch noch ein Deck tiefer«, schlug David beiläufig vor.
    Die anderen wechselten erstaunte Blicke. Unten war es eng und stinkig. Da kroch nur hin, wer musste. Aber David ging ihnen voraus. Das Bilgenwasser roch nach Dreck und Exkrementen.
    »Wie oft lassen sie es auspumpen, Mr. Markwood?«
    »Alle fünf Tage, Sir. Morgen wird die Bilge wieder gereinigt«, antwortete Markwood betont unpersönlich.
    »Ich nehme an, die Leute verstecken hier immer noch ihre schwarzen Alkoholvorräte«, sagte David, beugte sich nach vorn und fuhr seitlich am Bilgenholz entlang. Seine Finger stießen an einen verborgenen Nagel. Er fasste die Schnur, die daran hing, und zog eine fast voll gefüllte Flasche heraus. Er nahm den Korken ab, roch, sagte: »Guter Jamaika-Rum!« und goss den Rum ins Bilgenwasser. »Das verbessert den Geruch.«
    Die leere Flasche gab er dem Bootsmann und sagte: »Von mir aus können wir wieder an Deck.«
    Die Kanoniere des Geschützdecks hatten ihren Strafdienst abgeleistet und die Kugeln vom Rost befreit. Jetzt gesellten sie sich zu den anderen, die an Deck ihre Freizeit und das schöne Wetter genossen.
    David hatte Alberto gebeten, Larry auf dem Deck herumzuführen, damit er sich an die neuen Gerüche gewöhne. Er sah, wie viele Seeleute ängstlich an die Seite gingen, wenn Larry kam. Andere pfiffen ihm zu und streichelten ihn, sobald er nahe genug war.
    Dann sah David, wie Alberto stehen blieb, sich zu einem Seemann beugte und ihm anscheinend drohte. Larry stützte sich auf die Vorderpfoten und knurrte. Der Seemann hob die Hände vor den Kopf. Alberto ging weiter.
    »Was war denn los?«, fragte David.
    »Ach, Sir, eine von diesen Bilgenratten hat gemotzt: ›Da kommt der Lakai des Leuteschinders.‹ Ich hab ihm angeboten, ihm seine Nase in den eigenen Arsch zu stecken, aber er wollte nicht.«
    David griente. Bei Alberto, diesem Kraftpaket, konnte man schon Angst kriegen. »Ist gut«, sagte er. »Die biegen wir auch noch zurecht.«
    »Aber klar, Sir«, antwortete Alberto gelassen.
    David sah eine Weile den Matrosen bei ihrer Freizeit zu. Einige besserten ihre Sachen aus. Andere tanzten zu einer Fiedel die beliebte Hornpipe. Und zwei oder drei lasen sogar. Drei Midshipmen standen an der Reling und schwatzten.
    David trat zu ihnen und fragte: »Wie geht es den Herren? Bitte stehen Sie bequem. Unsere Unterhaltung ist ganz informell.«
    Sie sagten ihm noch einmal ihre Namen und berichteten, sie hätten sich über die Verteilung von Prisengeld

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