Kanonendonner über der Adria
Master auf einem Neunzig-Kanonen-Schiff und erschien mir als kompetenter Mann. Warum ist er jetzt auf einem Vierundsiebziger?«, fragte David.
»Nach dem, was ich hörte, Sir, soll er den neuen Kapitän bei einer blamablen Navigationspanne erwischt haben. Der Mann war sehr gekränkt und drohte Mr. Goodwin mit einem fingierten Fall fürs Kriegsgericht, wenn er sich nicht für ein anderes Kommando bewerbe. Das war nur bei Rückstufung zu haben.«
David schüttelte den Kopf. »Dass es immer wieder solchen Machtmissbrauch gibt, macht mich fast krank. Aber mich enttäuscht auch, dass die Leute so wenig Vertrauen zu höheren Vorgesetzten haben und sich ihnen nicht anvertrauen.«
»Sir, die Männer kennen höhere Vorgesetzte zu wenig, um sich ihnen anzuvertrauen.«
»Mr. Markwood, ein Master auf dem Flaggschiff kennt doch den Admiral gut genug. Bei Matrosen mögen sie Recht haben. Aber nun müssen wir uns langsam für das Dinner vorbereiten. Ist noch jemand von der Milford eingeladen?«
»Nein, Sir. Wir können in einem Boot übersetzen, wenn es Ihnen genehm ist.«
David nickte.
Bei Sir Richard Pellew war alles ein wenig pompös. Die Kajüte war verschwenderisch ausgestattet. Die Tische konnten die Speisen kaum tragen. Der Admiral musste sehr gute Köche haben. David sah amüsiert, wie die drei jungen Midshipmen nach dem Toast auf den König in sich hineinschaufelten. Einer hatte sich sogar ein Hühnerbein eingesteckt. Hoffentlich fettete die Uniform nicht durch.
David saß den Pellews gegenüber, hatte auf einer Seite den zweiten Flaggkapitän, auf der anderen den Flottenarzt. Der Arzt erkundigte sich nach Dr. Cotton, mit dem er in Edinburgh gemeinsam studiert habe, und lobte Dr. Clark, mit dem er seit drei Jahren oft zusammenarbeite.
Doch meist dominierte Admiral Pellew das Gespräch. Mit seiner gewaltigen Figur, seiner dröhnenden Stimme und seiner Vitalität war er immer der Mittelpunkt.
»Meine Herren«, forderte er Gehör. »Nach den neuesten Meldungen haben die Russen die Grande Armée Napoleons über die polnische Grenze zurückgetrieben und verfolgen sie weiter. Trinken wir auf den Sieg der russischen Armee!«
Er hob sein Glas, nahm einen kräftigen Schluck, stellte das Glas kraftvoll auf den Tisch und sagte: »Unser Ehrengast, Sir David Winter, hat während des russisch-schwedischen Krieges in der russischen Flotte gedient. Mit beachtlichem Erfolg und entsprechenden Auszeichnungen. Was halten Sie von der russischen Armee, Sir David?«
David überlegte einen Augenblick. Dann sagte er in die Stille hinein, die eingetreten war: »Sir Richard, meine Herren, der einfache russische Soldat ist wahrscheinlich dümmer als sogar unsere Rekruten. Wir mussten den Männern immer beibringen, wo links und wo rechts ist.«
Gelächter kam auf.
»Aber so langsam sie lernen, so wenig vergessen sie. Wenn der russische Soldat richtig geführt wird, gibt er nie auf. Er kämpft, bis man ihn totschlägt. Er ist sehr bedürfnislos. Europäische Soldaten sind demgegenüber geradezu verwöhnt. Sie halten die Strapazen nicht aus, die der Russe meistert. In der Weite Russlands konnte ihn Napoleon nie besiegen. Die Russen werden die französische Armee zurück nach Frankreich treiben.«
Pellew und die Kapitäne klatschten Beifall. Pellew hob sein Glas: »Meine Herren, trinken wir auf Seine Majestät, den Zaren, und seine Armee!«
Sie tranken und David fragte sich, wie viel Toaste er noch ertragen würde. Da hörte er wieder seinen Namen.
»Der Mann, der dies gesagt hat, verfügt selbst über eine ungewöhnliche Tapferkeit«, dröhnte Pellews Stimme. »Einige wissen, dass ich ihm mein Leben verdanke, aber die anderen können es auch hören. Es war im Oktober sechsundsiebzig auf dem Lake Champlain. Wir kämpften gegen die Flotte der Rebellen. Sir David kommandierte ein Ruderkanonenboot mit einem Zwölfpfünder. Ich war der einzige noch kampffähige Offizier auf dem Schoner Carleton. Wir lagen im konzentrierten Feuer des Gegners mit zerschossenem Springseil und Ankertau, praktisch bewegungsunfähig.«
Pellew nahm einen kräftigen Schluck und David merkte, dass ihn die Erinnerung bewegte. Ihm selbst ging es auch nicht anders. Pellew fuhr fort:
»Ich schrie Befehle, die wenig bewirkten. Dann schlug mir einer auf die Schulter und zeigte mit der Hand in Richtung auf unsere Kanonenboote. Da kam ein Mann geschwommen, ein dünnes Seil zwischen den Zähnen. Die Einschläge der Kanonenkugeln überschütteten ihn immer wieder mit Wasser,
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