Kanonendonner über der Adria
Italienisch könne. Silvio aus Padua meldete sich. Aber dessen Englisch war auch nicht viel besser als das des Maates.
Auf jeden Fall erfuhr Rowlandson, dass die Brigg vor drei Tagen aus Neapel abgesegelt sei und nach Genua wollte. Die Piraten hätten sie zwei Stunden verfolgt und dann eingeholt und gekapert. Den alten und den ganz jungen Matrosen hätten sie sofort die Kehlen durchgeschnitten. Die überlebenden vier Matrosen mussten helfen, die Segel zu setzen. In Algier hätte man sie wahrscheinlich in die Sklaverei verkauft. Sie hätten Getreide und Wein geladen.
Rowlandson sah sich um. Die Polacca war recht gut im Schuss. Es war keine begeisternde, aber eine ganz gute Prise. Getreide und Wein wurden auch überall gebraucht.
Er wandte sich an die Italiener. »Ihr könnt mit nach Palermo segeln und dort von Bord gehen. Ihr könnt aber auch für die britische Flotte anheuern. Entscheidet euch!«
Nur einer meldete sich für die Flotte. Die anderen wollten an Land gesetzt werden.
Rowlandson teilte fünf Mann ein, die mit dem Freiwilligen das Schiff noch einmal vom Mast bis zum Kiel untersuchen sollten. Dann rief er nach seinem Sekretär. Der hatte nichts Besonderes gefunden, und Rowlandson machte sich fertig zur Meldung auf dem Flaggschiff.
Die Entermannschaft der Milford hatte gewartet, bis sich der Schwefel verzogen hatte. Von außen hatten sie einige Luken des Piratenschiffes aufgebrochen, damit Luft durchziehen konnte. Es gab keine Gegenwehr mehr.
Dann drangen die Briten vorsichtig unter Deck vor. Wo sie konnten, rissen sie Luken auf. In der Heckkajüte lag ein Mann in reich verzierter Kleidung. Er hatte sich selbst erschossen. Leutnant Cooper stellte einen Mann als Wache ab.
Die anderen gingen weiter. Sie fanden Tote und schwer Verletzte. Auf dem unteren Deck stach einer hinter einem Haufen alter Segel mit einem Schwert nach ihnen. Cooper schoss ihn nieder.
Das Schiff war unter Deck nicht beschädigt, aber nach britischen Maßstäben völlig verdreckt. »Ich möchte nicht zur Prisenmannschaft«, flüsterte einer seinem Kameraden zu. »Die müssen eine Woche nur schrubben.«
Sie stellten Posten vor der Pulverkammer auf und schickten einen Kutter zurück zur Milford. Nun würden der Sekretär und die Leute kommen, die das Schiff genau untersuchen sollten.
David schickte seinen Flaggleutnant mit seinem Sekretär, Alberto und Mustafa sowie Larry los, um die Schebecke genau zu inspizieren. Er selbst ließ sich mit Mr. Markwood den gefangenen Piraten vorführen.
Sie hatten keinen Dolmetscher für Arabisch, aber der junge Bursche sprach ein Gemisch aus Italienisch und Französisch, wie es in Häfen gesprochen wurde, und so konnte man sich verständigen.
Er beteuerte zunächst, dass er an Bord gezwungen sei, weil der zweite Koch ausgefallen war. Er habe in Algier in einem Restaurant gearbeitet. Er sei kein Pirat, könne nicht schießen. Man sei seit vier Wochen auf See. Dies war die dritte Prise. Eine Woche wollte der Kapitän noch kreuzen, dann sollte es zurückgehen.
Sie hätten auch italienische Adelige an Bord gehabt, zwei Männer und zwei Frauen. Bei Port Ercole habe ein Fischerboot Lösegeld gebracht und die vier gefangenen Italiener an Land gesetzt.
Markwood und David schauten sich bedeutungsvoll an.
»Ihr habt gemordet und geplündert. Man wird dich in Palermo aufhängen«, ließ David dem Jungen übersetzen.
Der warf sich auf die Knie, jammerte und weinte. Er sei doch immer unter Deck gewesen, wenn geschossen wurde, und habe die Katze des Kapitäns betreut. Nie habe er jemandem ein Leid zugefügt.
»Ich glaube ihm sogar«, sagte David leise. Markwood bestätigte: »Ich auch.«
David fragte: »Wollen Sie ihn als Küchenhelfer oder Leichtmatrosen an Bord nehmen?«
Markwood überlegte einen Moment. »Ja, Sir. Die Messe könnte einen Gehilfen gebrauchen. Und vielleicht wird aus ihm noch ein Leichtmatrose und später mehr.«
»Ja, man kann nie wissen«, bestätigte David und dachte an Mustafa, den sie vor vielen Jahren als Jungen aus dem Wasser gezogen hatten, als sie das Boot mit albanischen Banditen versenkten. Jetzt war er ein treuer Gefährte.
Leutnant Wale kam zurück von Bord der Schebecke. »Sir, wir haben die Papiere der zuletzt erbeuteten Schiffe und auch die Papiere des Piraten. Er ist in Algier registriert, aber der Name des Besitzers klingt englisch.«
»Das kann durchaus sein. Auf der Admiralität wurde mir schon gesagt, dass die meisten algerischen Piratenschiffe heute für
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