Kanonendonner über der Adria
Bentinck hat kaum noch Truppen auf der Insel, Sir. Er musste mehrere Bataillone nach Spanien abgeben. Dabei möchte er in Italien eine neue Front aufbauen und nach Norden vorstoßen. Aber Lord Wellington hat wohl die besseren Kontakte zur Regierung. Die sizilianische Bevölkerung ist zum Teil auch aufsässig und die Volksvertretungen opponieren oft gegen die Pläne des Generals. Er soll sehr cholerisch sein, Sir, sagte mir ein Hauptmann aus seinem Stab.«
David lächelte etwas. »Na, da haben Sie es ja besser, Mr. Wale. Aber wenn Sie über meine Eigenarten zu Fremden tratschen würden, könnte ich auch cholerisch werden.«
»Das würde ich nicht tun, Sir. Ich höre meist nur zu.«
»Eine löbliche Einstellung, Mr. Wale, aber für einen Admiral nicht mehr praktikabel. Er muss reden, auch wenn er manchmal nicht möchte.«
David nickte seinem Flaggleutnant zu und ging in seine Kajüte.
Der Wind trieb sie fast bis nach Malta, ehe sie Kurs auf Syrakus nehmen konnten. David hatte an seine Zeit vor und auf Malta gedacht und dann die Cesar abgeordnet, um eine Piratenschebecke zu verfolgen.
Kurz vor der Einfahrt nach Syrakus holte sie Mr. Rowlandson wieder ein. Er hatte die Schebecke vor Einbruch der Nacht nicht erreichen können, aber er hatte sie so hart bedrängt, dass sie ihre Vorräte über Bord warf, um leichter und schneller zu werden.
David hatte Syrakus schon öfter angelaufen, aber seine Aufenthalte waren immer sehr kurz gewesen. Die Stadt kannte er so gut wie gar nicht. Wenn Mr. Ballaine ihn fragte, wie ihm der Apollotempel, das griechische Theater und der Hohenstaufenpalast gefallen hätten, musste er schweigen wie ein Banause. Das wollte er diesmal ändern, denn die Einschiffung der Seesoldaten wäre sowieso nicht an einem Tage zu schaffen.
Im Gepäck hatte er auch das Schreiben der Admiralität, das Major Bush zum Oberstleutnant beförderte. Es hatte ihn in Palermo erreicht und würde sicher den Kontakt mit Bush erleichtern. Er bat Hauptmann Marker, die Epauletten für einen Oberstleutnant in der Stadt zu besorgen.
Sie liefen in den Hafen bei strahlendem Sonnenschein ein. Die Mannschaften freuten sich auf den Landgang und hofften, dass die Nachricht der Prisenagentur im Hafen vorlag, dass sie einen Vorschuss auf das Prisengeld auszahlen würde. Einige Seeleute schickten das Geld zu ihren Familien. Andere zahlten es mit Hilfe des Zahlmeisters auch auf Banken ein, aber die meisten verprassten es. David, der eine solche Einstellung seinem Naturell nach verachtete, hatte mit seinen Appellen und Beschwörungen nichts ändern können. Das entzog sich seiner Befehlsgewalt.
Als sie in den Hafen einliefen, sah David schon vor der Meldung des Ausgucks, dass der Kutter Wight im Hafen lag. Er bat Kapitän Markwood, dem Kommandanten zu signalisieren, dass er sich an Bord melden möge.
David war nicht überrascht, dass der Kutterkommandant ein junger Leutnant war. Das war die Regel. Nach der Vorstellung tranken sie den üblichen Schluck auf das Wohl des Königs. Dann fragte David, wie lange der Kutter schon im Hafen liege.
»Zwei Tage, Sir«, antwortete Leutnant Holmes.
»Nun, dann können Sie sich ja nicht beschweren, wenn Sie Befehl erhalten, morgen früh mit Depeschen auszulaufen. Aber sagen Sie mir, woher Sie kamen und warum Sie hier warteten!«
Der Leutnant antwortete, dass er Depeschen nach Malta zu bringen hatte. Dort habe er erfahren, wann David die Straße von Gibraltar passiert habe. »Da Sie in dem Ruf stehen, Sir, ohne Verzögerung ein neues Kommando anzutreten, konnte ich ausrechnen, wann etwa Sie den Oberkommandierenden antreffen und wie lange Sie brauchen würden, um Syrakus wegen der Seesoldaten anzulaufen. Zwei Tage hätte ich noch gewartet, weil ich annahm, dass Sie Befehle für die Flottille haben würden, Sir.«
Sieh an, dachte David. Der junge Mann macht sich Gedanken. Laut sagte er: »Mr. Holmes, nach meinen Informationen sind Elizabeth, Tremendous, Apollo, Havannah und Partridge im Raum Triest und Venedig, Eagle, Bacchante, Cerberus, Weasel und Saracen im Bereich der Sieben Inseln. Sie erhalten von meinem Sekretär Befehle für alle Schiffe. Vor allen anderen sollen Sie aber Eagle, Bacchante, Weasel und Saracen suchen und auffordern, mich und den Konvoi, der übermorgen früh ausläuft, vor Kap di Leuca zu erwarten. Ich habe Informationen, dass Murat zwei neapolitanische Kriegsschiffe nach Bari beordert hat.«
Leutnant Holmes blickte erstaunt. »Sir, wenn Sie erlauben, möchte ich
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