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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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bemerken, dass Murat so etwas anordnen kann, dass es aber nach meiner Kenntnis der Blockade vor Venedig nahezu ausgeschlossen ist, diesen Befehl auszuführen.«
    »Es würde mich freuen, wenn die Blockade so effektiv ist, aber ich habe immer wieder erlebt, dass durch Stürme, Unglücke oder ähnliche Zufälle Schiffe durch die Blockade schlüpfen können. Dann will ich gewappnet sein. Sie erwarten uns nach Erledigung Ihrer Mission in Vis.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Damit war David seiner Pflichten ledig. In Syrakus war kein Gesandter Englands, keine Außenstelle der Admiralität, die David hätte aufsuchen müssen. Da genügte es, wenn Kapitän Markwood sich beim Hafenkapitän meldete und er Hauptmann Marker zu Major Bush schickte, um seinen Besuch anzukündigen.
    Die Seesoldaten exerzierten in der Nähe ihrer Quartiere. Davids Besichtigung war für den nächsten Morgen angesetzt. Also stand einem Besuch der Sehenswürdigkeiten nichts im Wege. Alberto und Mustafa, Frederick und Baptiste würden ihn mit Waffen begleiten, und zwei Midshipmen sollte der Erste auswählen, damit sie ihre Bildung bereichern konnten.
    Der Hafenkommandant hatte einen Führer vermittelt. Zwei Kutschen warteten am Kai, als Mr. Roberts zu David lief und ihn mit einem Hauch von Vorwurf fragte: »Dürfte ich auch mit, Sir? Die alten Bauwerke interessieren mich sehr.«
    David ärgerte sich, dass er seinen Sekretär vergessen hatte. »Natürlich, Mr. Roberts. Entschuldigen Sie, dass ich vergaß, Sie zu fragen. Gehen Sie nur schon vor. Ich habe auch den Kapitän nicht informiert, dass er Interessenten Besichtigungen anbieten kann.«
    David traf den Kapitän auf dem Achterdeck, entschuldigte sich, dass er auf den zwei Kutschen keinen Platz für weitere Interessenten habe. »Aber«, so fügte er hinzu, »wenn Sie für Interessenten in Ihrer Besatzung etwas organisieren wollen, schicke ich nachher gern den Führer zu Ihnen, sofern wir mit ihm zufrieden waren.«
    Markwood bedankte sich und wollte sich umhören.
    Der Führer stellte sich vor, sprach ein recht passables Englisch und bat sie vor dem Einsteigen noch um Aufmerksamkeit. Er wies mit der Hand auf die Altstadt zur Linken. »Hier auf der früheren Insel Ortygia begann die Besiedlung. Heute ist die Insel mit dem Festland durch einen Damm verbunden. Hier auf der Innenseite des Dammes ist der Haupthafen. Im vierten Jahrhundert war Syrakus mit über einer Million Einwohnern die Hauptstadt Siziliens und weiter Teile Süditaliens.«
    Die Briten schauten sich an. Das sah man der kleinen Hafenstadt von heute wahrlich nicht an. »War das zur Zeit des Tyrannen Dionysios?«, fragte Mr. Roberts.
    »Ja, Sir. Er ist noch heute ein bekannter Mann und wird bedichtet.«
    David fiel eine Szene aus der Adventszeit ein. Frau Rostow hatte ihre Söhne mit verteilten Rollen ein langes Gedicht eines deutschen Dichters vortragen lassen. Sie legte großen Wert darauf, dass sie ihr Deutsch pflegten. Und David war in Erinnerung geblieben: »Zu Dionys, dem Tyrannen schlich …« David wusste sogar den Namen des Dichters, obwohl er von der modernen deutschen Dichtung nach Lektüre von Goethes ›Werthers Leiden‹, das er überspannt und affektiert fand, recht wenig hielt. »Der Dichter hieß Schiller«, sagte er mehr für sich.
    »Ja, Sir David, Schillär«, sagte der Führer mit italienischem Akzent. »Ein Besucher aus Deutschland liebte Schillär sehr und hat das ganze lange Gedicht im griechischen Theater deklamiert. Seine Frau ist fast auf den Steinen eingeschlafen.«
    David wurde das jetzt zu langatmig. »Dann wollen wir mal einsteigen«, sagte er.
    Sie fuhren zuerst zum Dom Santa Maria delle Colonne, und der Führer zeigte ihnen, wie der frühere Athena-Tempel mit seinen riesigen dorischen Säulen von der Kirche umbaut wurde und jetzt in ihr enthalten war.
    Der Führer erzählte voller Stolz, dass Aischylos, Pindar und Plato in Syrakus gelebt hätten und dass Archimedes in der Stadt geboren und hier auch durch römische Eroberer getötet worden sei. David merkte mit Vergnügen, dass die Midshipmen die ersten Namen zwar gehört hatten, aber nicht viel mit ihnen anzufangen wussten. Archimedes dagegen war ihnen aus der Navigationslehre bekannt, aber als Mathematiker hatte er bei den jungen Herren nur geringen Sympathiewert.
    Die Kutschen rollten weiter zur dicht am Ufer gelegenen Arethusa-Quelle, die von den Seefahrern seit je geschätzt wurde. Dann erreichten sie das griechische Freilufttheater und wanderten durch die

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