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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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anscheinend auf kroatisch, dass er ihnen Wein und zwei Gläser bringen solle. Und dann sagte er noch etwas in einer Sprache, die Mustafas Herz berührte. Es war albanisch, die Sprache seiner Kindheit, die er so lange nicht gehört hatte.
    Er musste den Satz erst leise nachsprechen, ehe er seine Bedeutung erfasste. »Wenn sie weggehen, lauf schnell zu ihm und sag, dass sie ihn heute Nacht ergreifen wollen. Er soll sich auf Petrovac verstecken.«
    Als sie aus dem Haus gehuscht waren und an der Ecke auf den wartenden Baptiste gestoßen waren, hielt Mustafa Mr. Zlanin, der davoneilen wollte, am Arm fest und sagte ihm, was er gehört habe.
    »Sind Sie sicher? Woher können Sie albanisch?«
    »Ich bin sicher. Ich bin als Kind in Albanien aufgewachsen, ehe mich die Briten im Alter von zwölf Jahren aus dem Wasser zogen. Ich verstehe die Sprache immer noch.«
    Mr. Zlanin ging schweigend voraus. »Es geht um den französischen Geheimdienstmann. Ich habe seinen Unterschlupf erfahren und wollte ihn heute Nacht verhaften.«
    »Dann müssen wir es sofort tun«, warf Mustafa ein. »Und was heißt ›Petrovac‹?«
    »Das ist eine winzige Insel im Nordosten von Lastovo«, antwortete Mr. Zlanin abwesend. »Wir wollen die Seesoldaten an der nächsten Straßenecke mit uns nehmen und den Franzosen gleich verhaften«, fuhr er dann entschlossener fort.
    Er eilte voraus, ging eine Straße links, eine rechts, holte sich zwei Seesoldaten und steuerte auf ein Haus zu, das klein und unauffällig neben einem großen, mit Säulen verzierten Haus stand. Er klopfte, aber niemand antwortete. Er spähte durch die Fenster, sah aber niemanden.
    »Schlagt die Tür mit dem Kolben ein«, forderte er die Seesoldaten auf.
    Das Haus war leer. Die Fächer eines Schreibtischs waren aufgezogen und anscheinend in aller Eile entleert. Kleider hatte der Franzose aus Zeitnot nicht mitgenommen.
    »Kommen Sie, wir werden jetzt meinen Informanten, diesen Verräter, verhaften, und dann fahren wir nach Petrovac.«
    »Mr. Zlanin«, mischte sich Mustafa ein. »Ihren Verräter können Sie verhaften. Aber das Übersetzen zur Insel ist eine Marineoperation. Die spreche ich mit Mr. Hoste oder Mr. Milton ab.«
    Mr. Zlanin sah ihn verwundert an, wollte protestieren, ließ es aber, als er Mustafas entschlossenes Gesicht sah.
    Die Sloop Saracen ankerte in der Bucht Zalučj e vor dem Städtchen Lastovo und setzte ein Boot aus. Mustafa lief zum Strand und hatte Glück, dass Commander Milton sich an Land bringen ließ.
    Milton kannte Davids ständigen Begleiter und fragte: »Was wollen Sie, Mr. Dukat?«
    Mustafa erklärte ihm die Situation. »Sir, ich würde gern mit Baptiste im Dunkeln auf der Insel landen. Wenn Sie am Morgen dann einen Kutter mit Seesoldaten schicken, würden wir merken, wo der Kerl sich versteckt.«
    »Sie dürfen ihn aber nicht abknallen. So einen Burschen brauchen wir lebend. Besprechen Sie das mit meinem Ersten. Ich muss jetzt in die Stadt, um Major Havell zu melden, dass wir den Hafen und Ubli besetzt haben.«
    Als am nächsten Morgen die Sonne den Horizont zu erhellen begann, lagen Mustafa und Baptiste hinter einem höher gelegenen Busch auf der winzigen Insel Petrovac. Mustafa schützte seine Augen gegen die Sonnenstrahlen und spähte sorgfältig über die Kalkfelsen und vereinzelten Büsche.
    »Wenn man Jahre mit ihm zusammen ist, fängt man an, wie er zu denken«, murmelte Mustafa leise.
    »Wen meinst du?«, flüsterte Baptiste.
    »Na, den Admiral natürlich. Wenn ich nicht mit ihm zusammen wär, würde ich denken: zwei Dutzend Seesoldaten gelandet, die Insel durchgekämmt und dann hat man den Kerl.«
    »Und warum machen wir es nicht so?«
    »Wenn wir mit den Seesoldaten anrücken, merkt er es sofort und kann Geheimpapiere vernichten. Er braucht bloß einen Stein in den Sack zu packen und dort in den Strudel zu werfen. Da holst du nichts raus. Wenn wir aber sehen, wie er auf die Seesoldaten reagiert, ob er was vernichten will oder ob er sich verstecken will, dann können wir ihn zu unseren Bedingungen fassen.«
    Baptiste grunzte nur, aber Mustafa wusste, dass er in Zukunft auch daran denken würde.
    Mustafa stieß Baptiste an und zeigte nach Südwesten. Dort landete ein Kutter an einem Felsplateau. Zwei Dutzend Seesoldaten sprangen heraus. Sechs Matrosen sicherten den Kutter.
    »Jetzt auf die Insel achten!«, zischte Mustafa. »Du den Teil, ich den hier.«
    Sie atmeten unwillkürlich flacher und tasteten mit den Augen jeden Stein, jeden Busch, jede

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