Kanonendonner über der Adria
Markwood! Da stehen schon Truppen bereit, um unsere Gefangenen zu übernehmen. Und dort an den Bastionen wird kräftig gebaut. Das ist hier kein verschlafenes Adrianest.«
»Ich bin froh, wenn die Gefangenen ausgebootet sind, und ich wieder meine Prisenmannschaften an Bord habe, Sir. Mr. Rowlandson wird nicht anders denken.«
»Sicher nicht, aber wer denkt an meine Sorgen, wie ich die Prisen nach Syrakus oder Palermo schaffe? Und wie wir die Gefangenen loswerden. Aber lassen Sie bitte meine Gig fertig machen, sonst höre ich nicht auf zu jammern. Ich informiere mich an Land über neue Probleme, die ich lösen soll.«
»Aye, Sir«, lächelte Markwood verhalten. »Die Bürden des hohen Amtes.«
»Da fällt mit noch etwas ein, Mr. Markwood. Lassen Sie einen Kutter fertig machen mit einem guten Steuermannsmaat, alle Midshipmen hinein, ein paar Leute Stammpersonal. Dann sollen die jungen Herren die Insel umrunden, ihre Segelkünste verbessern und gleichzeitig die Küste kennen lernen.«
Vis war ein kleines Städtchen mit einigen älteren, größeren, aber sonst meist kleineren Gebäuden. Auf einem kleinen Palast wehte die britische Flagge. »Der Palast Gariboldi, Sir«, informierte ihn Mr. Zlanin.
Kapitän Everett und Oberstleutnant Bush hatten dort das britische Hauptquartier aufgeschlagen und begrüßten David herzlich.
»Vielen Dank, Mr. Everett, dass Sie uns die Ankerplätze so gut freigemacht haben. Wo haben Sie die vielen Transporter nur versteckt?«
»Ich habe sie nach Komiža geschickt am anderen Ende der Insel. Die Bucht dort ist noch größer und auch gut geschützt, Sir.«
»Ausgezeichnet, Mr. Everett. Lassen Sie mich gleich sagen, was ich heute in Vis erledigen muss. Am Nachmittag muss ich mit Mr. Hoste, Mr. Milton, dem kommandierenden Offizier der Landungstruppen, mit Mr. Zlanin, meinem Berater, und einem Offizier, der seit längerem auf Vis ist und die Verhältnisse auf Lastovo kennt, über die Besetzung von Lastovo sprechen. Ihnen steht die Teilnahme natürlich frei. Vor allem aber muss ich mit Ihnen heute über die Verteidigungsanlagen von Vis, die Besatzung und den Gefangenenaustausch sprechen, natürlich auch über das, was Sie dringend geregelt haben wollen.«
Sie hatten die Karte der Insel vor sich, berichteten über die Königlich Korsischen Ranger, die mit zwei Kompanien seit Beginn der Besetzung auf der Insel waren, über die zweihundertsechzig Schweizer Söldner, die beiden Kompanien des 35. Regiments aus Sussex, dreihundert Italiener des kalabrischen Korps und die neu angelandeten britischen Seesoldaten.
»Mein Gott«, sagte David zu Oberstleutnant Bush. »Da haben Sie ja wirklich eine Babylonische Mischung, schlimmer als wir auf unseren Schiffen. Und Frankreich hat in den illyrischen Provinzen auch in der Mehrzahl Ausländer unter Waffen. Da kämpfen Schweizer gegen Schweizer, Italiener gegen Italiener, wahrscheinlich auch Kroaten gegen Kroaten, und das alles nennt man einen Krieg zwischen England und Frankreich.«
»Ach, Sir, in der Flotte mag das anders sein, aber an Land finden Sie seit vielen hundert Jahren in den großen Kriegen dieses Völkergemisch. Sollen wir unter den Gefangenen fragen, wer auf unserer Seite kämpfen will, Sir?«
David wiegte den Kopf hin und her. »Da ist mir gar nicht wohl dabei, Mr. Bush. Einzelne Matrosen nehmen wir ja auch in unsere Reihen auf, aber die können wir integrieren und beaufsichtigen. Ich bin seit Quiberon anno fünfundneunzig ein gebranntes Kind. Da hatten sie die Emigrantenregimenter kompanieweise mit französischen Gefangenen aufgefüllt, und die sind bei erster Gelegenheit übergelaufen und unsere Truppen konnten sich nur durch Flucht retten, wenn überhaupt.«
Ihm war, als sähe er die furchtbaren Bilder von damals noch einmal. Aber Mr. Bushs Stimme riss ihn aus seinen Gedanken.
»Sir, wir fragen und prüfen sehr genau, ehe wir jemanden nehmen. Aber es gibt immer wieder welche, die von den Franzosen zu den Waffen gezwungen wurden, obwohl die Franzosen zum Beispiel den Vater zu Tode quälten. Auch Sizilianer, deren Brüder gegen Frankreich kämpfen, gerieten manchmal in die Hände ihrer Rekrutierungskommandos.«
»Gut, Mr. Bush, wenn sie gute Gründe haben, dann nehmen Sie die Leute in unsere Legionen. Aber jetzt orientieren Sie mich bitte über die Befestigungsanlagen, die ich im Bau gesehen habe.«
Sie sprachen über das Fort George, dessen wichtigste Mauern schon standen, und über die ihnen allen aus Südengland so bekannten
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