Kanonendonner über der Adria
Korčulas würde ich das nie verlangen. Als Admiral muss ich es leider.«
Der Bürgermeister und sein Bruder sahen sich überrascht an. »Werden Sie uns denn nach der Befreiung auch den Schutz Englands gewähren, Herr Admiral?«, fragte der Bürgermeister.
»Ja, ich werde dort Truppen stationieren, die Ihre eigene Miliz, die Sie aufste llen müssen, verstärken. Und ich werde ein Kanonenboot in Korčula stationieren. Die Insel wird eine Verfassung ähnlich der britischen erhalten und zunächst unabhängig sein, bis in einem Friedensvertrag endgültige Regelungen durch die Regierungen vereinbart werden.«
Der Bürgermeister sah etwas ratlos aus. »Herr Admiral, es wird nicht einfach sein, hundert Freiwillige zu finden. Es ist aber ganz unmöglich, dafür zu werben, solange die Franzosen und ihre Helfer die Insel noch beherrschen. Ich kann Ihnen nur versprechen, dass ich alles tun werde, um Ihre Forderung zu erfüllen, aber erst nach der Befreiung.«
»Das sehe ich ein. Ich vertraue Ihnen. Schicken Sie in zwei Tagen jemanden, dem Sie auch vertrauen, mit der genauen Aufstellung, wo wie viel fremde Soldaten sind. Ich sage Ihnen dann den Angriffstermin. Erkennungswort für den Boten ist der Name der Insel, auf der wir Ihren Bruder befreit haben.«
»Palagruza«, sagte der Bruder des Bürgermeisters leise.
David nickte. »Seien Sie sicher, wir werden auch Korčula bef reien und alle Ihre Leute kommen zurück, sofern sie sich nicht in Syrakus in ein Hafenmädchen verlieben.«
Da lächelten sie wieder.
»Diese Knappheit an Mannschaften zwingt mich zu Maßnahmen, die ich ablehne«, klagte David zu Kapitän Markwood. »Den Vertreter n von Korčula, die mich vor Jahren so herzlich aufnahmen und mein Schiff reparierten, musste ich die Bedingung stellen, dass sie mir hundert Seeleute für einen Monat vermieten, um unsere Prisen nach Syrakus zu schaffen.«
»Dann waren wir aber als Menschenfä nger recht erfolgreich. Neunzig kommen aus Bari, vierzig vom Konvoi und hundert aus Korčula. Dann müssten wir es doch mit den Prisen schaffen, Sir.«
»Im Prinzip ja, aber Sie müssen sich die Leute noch ansehen, Mr. Markwood. Zweihundertfünfzig Mann müssten das Linienschiff segeln können und hundert die Fregatte. Auf jedes Schiff ordne ich noch dreißig Soldaten zur Sicherheit ab. Die Apollo kann den Konvoi mit drei Transportern begleiten und die Mannschaften zurückbringen.«
»In Syrakus wird man die Leute behalten wollen.«
»Ja, aber diesmal bin ich in der glücklichen Lage, die Befehle erteilen zu können. Die sollen selbst sehen, wie sie zu Mannschaften kommen. Aber wir beide besprechen jetzt die Besetzung Korčulas . Ich möchte, dass die Milford zur Verfügung steht, um die Batterien am Stadtrand niederzukämpfen. Da brauche ich Scharfschützen, sonst leidet die schöne Stadt. Und die Prisen können doch erst absegeln, wenn Sie wieder zurück in Vis sind.«
Es war noch dunkle Na cht in Korčula, als einige Männer durch die Gassen schlichen. Sie hielten in der Nähe des Turms Zakerjan inne. »Haben unsere Leute den Turm in der Hand?«, fragte der Bürgermeister.
»Ich glaube schon. Sie wollen die beiden Franzosen niederschlagen, wenn das Alarmsignal kommt, die weiße Flagge hissen und die Tür öffnen«, antwortete ein junger Mann.
»Dann bleibst du mit zwei Mann hier und gehst in den Turm, sobald die Tür geöffnet wird. Die Franzosen müssen gefesselt sein und zum Rathaus geschafft werden«, ord nete der Bürgermeister an. »Weiter zum Turm Kanavelič!«
Hier waren sie nicht so sicher, ob ihre Leute die Franzosen überwältigen könnten. Sie hatten nur drei sichere Verbündete unter der Besatzung. Vom Ende der Gasse pfiff jemand. Er kam leise angerannt und meldete: »Die Engländer sind in den Hügeln oberhalb der Stadt. Sie haben kurze Blinkzeichen gegeben. Und ihre Schiffe sind in der Bucht. Es gab ein kurzes Antwortsignal.«
»Gott sei Dank. Gehen wir weiter zum großen und kleinen Fürstenturm.«
David und Markwood standen fröstelnd auf dem Achterdeck. Die Milford lag wartend mit eingeholten Segeln da. Hinter ihr in der Dunkelheit war die Sloop Imogene verborgen.
»Wenn sich in einer Viertelsunde die Dämmerung hebt, wird sie Ihnen einen der schönsten Anblicke präsentieren, die ich bisher auf der Welt sah: eine mittelalterliche Stadt, die ins Meer hineingebaut wurde. Sand- und Felsenstrände mit Palmen oder Büschen können Sie überall sehen. Aber alte Städte im Meer, das sehen Sie nur an dieser
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