Kanonendonner über der Adria
einige Worte Englisch sprach.
»Gott sei Dank, dass Sie kommen, Mr. Zlanin«, sagte der Major. »Erklären Sie den beiden Herren, dass bis heute Abend alle Waffen abgegeben werden müssen. Über Nacht gilt Ausgangssperre, und morgen Abend muss ich Listen haben, wer in jedem Haus wohnt.«
»Hier hat keiner Waffen, außer mal einer Vogelflinte«, wandte der Bürgermeister ein.
»Muss abgegeben werden«, entschied der Major barsch. »Kriegen ja alles zurück, wenn sie eine eigene Verwaltung haben. So, und jetzt fragen Sie die Leute, wo sie dreißig Seesoldaten unterbringen können.«
Der Bürgermeister sah seinen Stellvertreter an. »Wir haben ein Waisenhaus. Wenn wir die Kinder auf Familien aufteilen, könnten dreißig Soldaten unterkommen. Natürlich nur für einige Zeit.«
Der Major hörte sich die Übersetzung an und brüllte: »Sergeant!«
Als dieser krachend mit den Füßen vor dem Major aufstampfte, befahl der: »Nehmen Sie sich zwei Mann und lassen Sie sich das Waisenhaus zeigen, ob es als Quartier geeignet ist. Schicken Sie Leutnant Zorker rein.«
Der Sergeant salutierte und zog mit dem Vertreter des Bürgermeisters ab.
»So«, sagte der Major. »Jetzt wollen wir einmal Tacheles reden. Wie viel Mann sind oben in der Festung? Wie steht es dort mit Wasser und Proviant? Haben sie Kanonen?«
Der Bürgermeister zuckte mit den Schultern. »Sie sind mit zwei oder drei Dutzend Soldaten oben. Die Festung hat einen Tiefbrunnen. Zu essen werden sie wohl auch haben, aber Kanonen haben sie nicht.«
»Leutnant, wie steht es mit Ihrem Französisch?«, fragte der Major.
»Für französische Soldaten reicht es, Sir.«
»Mit wem wollen Sie denn sonst parlieren?«
»Mit französischen Damen, Sir.«
Der Major schüttelte den Kopf und lachte. »Es wird Zeit, dass Sie mal in ein richtiges Gefecht kommen, damit Sie Ihre Gedanken von den Weiberröcken lösen. Jetzt begeben Sie sich unverzüglich zu den Heinis da oben und sagen ihnen, sie hätten zwei Stunden Zeit zu kapitulieren. Freier Abmarsch, Abtransport nach Italien oder Illyrien. Nach zwei Stunden ist alles vorbei. Dann holen wir unsere Mörser und reden erst wieder, wenn kein Stein über dem anderen steht. Alles klar?«
Der Leutnant salutierte und marschierte stramm hinaus.
»Tüchtiger Kerl«, murmelte der Major zu Mr. Zlanin. »Aber wenn der Feind mit nackten Weibern anmarschieren würde, könnte der nicht schießen, sondern würde nur die Hosen herunterreißen.«
Mr. Zlanin griente pflichtschuldig, aber Verständnis schien er für sexuelle Bedürfnisse nicht aufzubringen. Mustafa dagegen ließ seine Gedanken schweifen und hörte nicht mehr zu, was die drei anderen für die Verwaltung der Insel festlegten. Erst als Zlanin sich verabschiedete, griff er seine Windbüchse, salutierte und folgte Mr. Zlanin.
In dem kleinen Ort hatte sich alles normalisiert. Zwar standen an den Straßenecken und auf den kleinen Plätzen noch Seesoldaten, aber die Bürger gingen ihren Verrichtungen nach, fuhren mit ihren Karren auf die Felder, trieben ihre Esel vor sich her oder was sonst der Tag erforderte.
Mr. Zlanin bat seine Begleiter, am Eingang einer kleinen Gasse zu warten.
»Ich muss in Ihrer Nähe bleiben, Mr. Zlanin, hat der Admiral gesagt. Ich kann vor dem Haus warten, nachdem ich es durchsucht habe, und Baptiste kann hier warten, aber uns ganz zurückziehen dürfen wir nicht«, wandte Mustafa ein.
Mr. Zlanin schien ärgerlich. »So kann man doch keine Geheimoperationen ausführen. Kommen Sie, gehen Sie fünf Schritte hinter mir. Wenn ich in ein Tor husche, machen Sie das auch ganz schnell und unauffällig.«
Mustafa folgte Zlanin, der in einem Tor verschwand, an eine Tür mit einem bestimmten Signal klopfte und einige Worte flüsterte, als geöffnet wurde.
»Sie können kommen, aber mein Informant wird sein Gesicht verhüllen. Der andere Mann im Haus ist sein Diener«, erklärte Mr. Zlanin.
Mustafa ging durch die drei Zimmer des Hauses, öffnete große Schränke, in denen sich jemand hätte verbergen können, sah in der Küche einen alten Mann, den Diener, der kein Wort Englisch sprach. Dann ging Mustafa zu Mr. Zlanin und flüsterte ihm zu, dass er vor der Hintertür wachen werde. Wenn etwas geschehe, müsse er laut schreien oder etwas durch das Fensterglas werfen. Mr. Zlanin nickte nur.
Es war eine alte Tür, vor der Mustafa wartete. Durch einen großen Riss konnte Mustafa den Diener am Tisch hocken sehen. Dann kam sein Herr, jetzt unverhüllt, und befahl
Weitere Kostenlose Bücher