Kanonendonner über der Adria
Martello-Türme, die auf drei Hügeln über dem Hafen emporragten und nach Wellington und anderen britischen Offizieren benannt waren.
»Ich will das in den nächsten Tagen noch genauer studieren, aber die Einfahrt zum Hafen schien mir zu verwundbar. Vielleicht wäre ein Turm auf der kleinen Insel der Abschluss, der uns noch fehlt«, sagte David.
Am Nachmittag hatten sie die Karte von Lastovo, das einige der älteren Leute auch ›Augusta‹ nannten, an der Wand. Die Insel hatte etwa die gleiche Größe wie Vis, war aber stärker durch Buchten und Nachbarinseln gegliedert.
Major Havell von der Milford würde die Seesoldaten kommandieren, die durch eine Kompanie von der italienischen Legion verstärkt wurden. Hauptmann Löwen von den korsischen Rangern und Mr. Zlanin, Davids Berater, orientierten die Versammelten über die Insel Lastovo und ihre gegenwärtige Besatzung.
Etwa sechzig kroatische und italienische Soldaten unter dem Befehl eines französischen Leutnants waren auf der Insel stationiert. Eine kleine Batterie schützte den Hafen bei der Stadt Ubli.
»Achtpfünder!«, lachte Kapitän Hoste. »Die pusten wir doch weg.«
Mr. Zlanin achtete nicht weiter auf die Unterbrechung und berichtete, dass etwa fünf französische Beamten die Zivilverwaltung organisierten. »Bei einem vermuten wir, dass er Agent des Geheimdienstes ist. Sie haben natürlich auch freiwillige oder gekaufte Helfer unter den Einwohnern. Aber wir haben auch Informanten, die ich dann gleich kontaktieren werde.«
David hörte sich die Diskussion noch eine Weile an und entschied dann, dass die Truppen beim Dorf Kručica in der gleichnamigen Bucht landen und sich dann aufteilen und nach U bli und dem Städtchen Lastovo marschieren sollten.
Sie fanden keinen Widerstand in der Bucht von Kručica. Die Seesoldaten unter Major Havell hatten den Strand gesichert, und nun ruderten die Seeleute unentwegt mit Truppen von den Transportern zum Land. Die in Landungstr upps geschulten Seesoldaten übernahmen die Vorhut. Die anderen folgten in Zweierreihen rechts und links der befestigten Landstraßen nach Lastovo und Ubli.
Mr. Zlanin, Davids Berater, begleitete die Truppen nach Lastovo. Dort hatte er seinen Informanten. Mustafa und Baptiste hatte David zu seinem Schutz abgeordnet, denn Mr. Zlanin wollte nicht mit uniformierten Seesoldaten in der Nähe seines Informanten auftauchen. So stapften die beiden in ihren schlichten blauen Marinejacken an seiner Seite.
Dorfbewohner standen an der Straße und starrten sie mit offenen Mündern an. Kinder rannten mit ihnen mit und streckten bittend die Hände aus. Der eine oder andere Dorfbewohner wollte seine Welterfahrung zeigen und rief: »Good morning. Friends!«
Widerstand regte sich nicht. Sie marschierten vorwiegend durch karges Felsenland. Nur hin und wieder standen kleine Baumgruppen zusammen. Nach einer halben Stunde wurde eine kurze Rast eingelegt, damit jeder sein Schuhzeug richten und sein Koppel zurechtziehen konnte.
»Verdammte Latscherei«, schimpfte Baptiste.
Mustafa lachte. »Du kannst dich gerade beklagen, du langer Lulatsch. Wenn du einen Schritt machst, muss ich zwei gehen.«
Mr. Zlanin, der Baptiste eher mit vorsichtiger Zurückhaltung behandelt hatte, fragte. »Woher kommen Sie, Monsieur Baptiste?«
»Aus Martinique. Ich habe dort auf dem Flaggschiff des Admirals angeheuert und bin seitdem bei ihm.«
Als die Kolonne Lastovo erreichte, krachten vorn an der Spitze Schüsse. Als Zlanin und seine Begleiter vorbeikamen, sahen sie ein Postenhäuschen, vor dem zwei Leichen lagen.
»Ein Straßenposten«, murmelte Zlanin. »Warum legen die sich mit einer Marschkolonne an?«
Die Kleinstadt Lastovo wuchs im Halbkreis an einem kleinen Berg aufwärts. Der Berg wirkte wie eine gleichmäßig angehäufte kegelförmige Spitze. Auf dem höchsten Punkt war eine Festung.
»Dort wird die Besatzung sitzen. Die Festung war einmal viel größer und wurde von den Venezianern zerstört. Aber auch jetzt können sich zwei oder drei Dutzend Besatzer gut halten«, erklärte Mr. Zlanin.
Ein Teil der Seesoldaten marschierte in die Stadt, ein anderer stieg mit italienischen Legionären zur kleinen Festung empor.
»Ich muss erst mit zum Rathaus«, sagte Mr. Zlanin. »Ich bin hier als Dolmetscher, wenn jemand fragt, und als nichts anderes.«
Vor dem Rathaus hing eine weiße Fahne und im Zimmer des Bürgermeisters radebrechte Major Havell mit dem Bürgermeister und seinem Stellvertreter, von denen keiner mehr als
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