Kanonendonner über der Adria
nicht genutzt«, erklärte ihm Mr. Zlanin.
Die Seesoldaten trennten sich. Ein Trupp marschierte zur Nordwestspitze der kleinen Insel, der größere Trupp durchkämmte die Insel in Richtung auf das östliche Ende. Die Insel Sipan war stark bewaldet. Sogar Palmen gediehen in diesem Klima.
Der Haupttrupp verließ gerade einen kleinen Kiefernwald, als drei Schüsse knallten. Die Soldaten rannten hinter Bäume oder knieten sich nieder und hielten die Gewehre schussbereit.
»Wer sieht was?«, rief der Leutnant.
»Da unten, Sir, backbord, zum Ufer hin. Da bewegen sich Büsche.«
Alle schauten hin. Da liefen drei Mann über einen Strand, kletterten in ein Boot und ruderten mit aller Macht über den Kanal zum Festland.
»Sollen wir denen eins aufbrennen, Sir?«, fragte ein Korporal.
»Die erreichen wir doch nicht mehr. Die Kerle, die daneben schießen, die lassen wir laufen. Sonst stellen sie andere ein, die treffen.«
Die Soldaten lachten und trotteten weiter.
Es waren keine feindlichen Soldaten auf Sipan. Die Bewohner berichteten, dass nur Wachtposten ständig auf der Insel waren. Ja, wenn die Franzosen Übungen machten, seien auch mal dreißig Mann mit dem Boot gekommen.
»Na, dann wird sich ja wahrscheinlich nicht viel ändern«, sagte Major Havell zu seinem Leutnant. »Sie möchten doch hier auch nicht stationiert sein.«
»Ich fürchte, Sir, die anderen Inseln bieten auch nicht mehr.«
David unterhielt sich mit Kapitän Everett. »Jetzt lernen wir das Problem der Franzosen am eigenen Leib kennen.«
»Wieso, Sir?«
»Na, sie müssen auch jeden Abschnitt der ödesten Küste besetzen, damit wir nicht landen. Wir konnten auf dem Meer kreuzen und uns aussuchen, wo wir überraschend angreifen.«
»Aber die Franzosen haben doch keine Schiffe, um die Inseln anzugreifen, Sir.«
»Im Prinzip stimmt das schon, Mr. Everett. Aber schauen Sie, das Festland ist nur einen Kilometer entfernt. Da können sie jederzeit mit Booten übersetzen. Doch dann beginnt der Unterschied. Sie sitzen auf der Insel fest, wenn unsere Schiffe kommen. Darum will ich unsere Soldaten nicht verzetteln. Kleine Wachtposten genügen, wenn wir die nahe gelegenen Inseln und die Schiffe informieren können. Dazu brauchen wir Signalraketen. Ich werde mich mal mit Ihrem Feuerwerker unterhalten, was wir zur Verfügung haben.«
»Sir, seien Sie vorsichtig. Der ist so verliebt in sein Pulver, der baut Ihnen eine Rakete, die zu den Sternen fliegt.«
»Wer soll sie denn da sehen, oder glauben Sie an den Mann im Mond, Mr. Everett?«
Auf Lopud fanden sie am nächsten Tag Widerstand. Ausgerechnet auf der lang gestreckten Halbinsel Samostan hatten sich etwa zwanzig Franzosen verbarrikadiert und schossen auf Seesoldaten, die das Gebiet durchkämmten.
Der britische Sergeant formierte die Seesoldaten schon zum Angriff und wollte mit gefälltem Bajonett vorrücken als Davids Flaggleutnant erschien.
»Halt«, befahl er sofort. »Sind Sie wahnsinnig, hierfür das Leben unserer Soldaten aufs Spiel zu setzen?«, herrschte er den Sergeanten mit unterdrückter Stimme an. »Alle Mann in Deckung. Melder zu mir!«
Und er instruierte den Melder, dass er sofort mit einem Boot zur Saracen übersetzen und melden solle, dass sie hier Widerstand mit ihren Kanonen brechen müsse.
Sie warteten eine Stunde. Hin und wieder tauschten sie Schüsse mit den Franzosen aus, aber vor allem ärgerten sie sich über die Fliegen und Mücken, die sie immer wieder belästigten. Sie steckten die Hände in die Uniformjackets, aber dann konnten sie die Viecher nicht im Gesicht abwehren. Sie fluchten fürchterlich.
»Ich glaub, ihr Dussels wärt lieber tot, ehe ihr unter den Fliegen leidet«, wunderte sich Leutnant Wale.
Aber dann krachte die erste Salve der Saracen. Sie sahen zu, wie sich das Haus in Schutt auflöste. Sie sprangen auf und jubelten, als Franzosen staubbedeckt aus den Trümmern krochen und weiße Fahnen schwenkten.
»Nun geht und sammelt sie ein«, lachte Leutnant Wale.
Aber als sie sich dem Trümmerhaufen näherten, krachte ein Schuss.
»An die Seite mit erhobenen Händen!«, brüllte der Sergeant die Franzosen an, die sich ergeben hatten. »Durchsiebt den Trümmerhaufen mit euren Kugeln!«, befahl er seinen Soldaten.
Dann regte sich nichts mehr. Zwei Freiwillige schlichen sich an. »Nur Tote!«, riefen sie.
»Wer war denn der Verrückte?«, fragte Leutnant Wale die Gefangenen.
»Jean Gangloff, der Sergeant«, antworteten sie. »Der war verrückt, komplett. Er hat
Weitere Kostenlose Bücher