Kanonendonner über der Adria
Straße führt manchmal ganz dicht an die Küste heran, Sir. Und die Mannschaften sagen, so etwas hätten Sie schon öfter gemacht.«
»Was die Leute so sagen«, murmelte David, war mit seinen Gedanken aber schon woanders.
»Alberto«, rief er seinen Begleiter. »Besorg mir doch eine genaue Karte der Küste zwischen Dubrovnik und Slano. Wir treffen uns dann in dem großen Haus direkt an dem kleinen Hafen.«
In dem Haus am Hafen hatte David mit den Kapitänen und Major Havell die Besetzung der drei Inseln besprochen. Die Herren gingen gerade, als Alberto mit der Karte kam.
»Ich habe auch eine Lupe mitgebracht, Sir«, meldete Alberto.
»Ich bin doch nicht blind«, sagte David. Aber als er der Küstenstraße mit dem Finger folgte, war er doch froh, dass er Einzelheiten mit der Lupe überprüfen konnte. Die Straße kam tatsächlich manchmal ganz dicht an die Küste heran.
Er winkte Mr. Zlanin. »Holen Sie mir bitte den Bürgermeister und einen Mann, der oft am gegenüberliegenden Land zu tun hat. Übersetzen Sie dann, wenn die Leute hier sind.«
Die Männer kamen und David forderte sie auf, ihm alles über die Küstenstraße zwischen den Buchten Ombla und Zaton zu berichten. Sie fingen an, von der Beschaffenheit der Straße zu erzählen, aufgeschütteter Schotter mit Sand darüber. Er lenkte sie mit Fragen dahin, dass sie auch über den Bewuchs an den Rändern der Straße und über die Nähe zum Strand, die Beschaffenheit des Strandes und andere Dinge im Zusammenhang mit der Straße sprachen. Dort ließ ein Schäfer immer seine Herde übernachten, wenn er mit ihr wanderte. Dort stand die Hütte eines alten Tagelöhners und dort plätscherte ein winziger Bach über die Straße.
David bedankte sich bei den beiden und rief nach Alberto und Mustafa. Er zeigte ihnen die Karte und sagte, dass er den Abschnitt bei Lucika für den am besten geeigneten halte. Vor der Küste liege die winzige Insel Daksa, anscheinend unbewohnt. »Ihr nehmt euch jetzt einen Kutter der Eagle und rudert mit einem Landungstrupp zur Insel. Von dort studiert ihr mit dem Teleskop sehr sorgfältig Ufer und Straße. Macht euch Zeichnungen, aber seht zu, dass ihr kein Aufsehen an Land erregt.«
Sie kamen zur Kaffeezeit zurück, und David ließ Frederick Kaffee für alle drei bringen. Dann berichteten sie ihm, was sie gesehen hatten. Die Insel war unbewohnt, aber mit Bäumen und Sträuchern bewachsen. Die Entfernung zum Strand betrage etwa dreihundert Meter. Auf zweihundert Meter rage ein Felsstück ins Meer hinein. Dort liege die Küste etwa zwei Meter über dem Meer. Die Brandung sei wegen der gegenüberliegenden Insel gering.
»Boote könnten sich dort verstecken, Sir. Die Straße kommt bis auf dreißig Meter an die Küste heran, weil sie einen Geröllhang umgeht. Das wäre ein sehr guter Ort für einen Überfall, Sir«, sagte Alberto.
»Zeichnet mir das hier einmal auf und erzählt mir, was ihr zeichnet«, bat David. Als sie fertig waren, konnte er sich die Lage sehr gut vorstellen.
»Ihr braucht je einen Landungstrupp, um die Straße vorn und hinten abzuriegeln, und ihr braucht zwei Landungstrupps, um die Dragoner auszuschalten und die Kutsche in eure Hand zu bringen. Wer soll kommandieren?«
»Mit dem Ersten Leutnant ginge es am besten, Sir.«
David bat Frederick, Leutnant Galton zu holen.
Leutnant Galton hörte aufmerksam zu, als David berichtete, wer wo und wann befreit werden solle. Er studierte die Karte und Albertos Zeichnung, während David von dem vorläufigen Plan berichtete. Galton lauschte gespannt, stellte aber keine Frage. David wurde schon unruhig.
Und dann fragte Galton kurz: »Wo sind die nächsten Garnisonen der Franzosen, Sir?«
»Verdammt!«, entfuhr es David. »Danach habe ich gar nicht gefragt. Ich habe mich darauf verlassen, dass keine Ortschaft in der Nähe ist. Wie konnte ich das vergessen? Ich werde meinen Flaggleutnant bitten, sich beim Bürgermeister zu erkundigen. Wir planen inzwischen weiter und gehen davon aus, dass keine Franzosen näher als fünfzehn Minuten stationiert sind.«
Galton schlug vor, die Geröllhalde über die Straße zu verlängern, damit das Hindernis ganz natürlich aussah. Es sei eben mehr Geröll abgerutscht. Dreißig Meter weiter voraus könne man ein dickes Seil über die Straße spannen, falls ein Reiter davongaloppieren wolle.
Sie diskutierten noch über die Frage, wer die Agenten in der Kutsche ausschalten solle, ohne den Grafen zu verletzen, als Mr. Wale zurückkam.
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