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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Adam
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setzen wir Segel in Richtung Rijeka.«

Die Erstürmung von Rijeka
    (Juli und August 1813)
    Sie hatten die eroberte Patrouillenketsch Argus genannt, weil sie mit Argusaugen alles beobachten sollte. Sie verfügte mit neunzehn Briten und zweiundzwanzig Kroaten über den vollen Mannschaftsbestand, und es war höllisch eng auf dem kleinen Schiff. Freiwillige Kroaten hatten sich in ausreichender Zahl gemeldet, als die Steuerschuldner nach Pag heimgebracht worden waren und als die Partridge auf Rab, Cres und kleineren Inseln die Angebote für Miliz und Seedienst verkündet hatte. Dienst bei den Briten bot Schutz vor Hunger, Durst und französischen Repressalien. Für viele bedeutete das eine Menge.
    Kommandant und amtierender Leutnant war Midshipman Warner von der Eagle geworden, der auch das Patent eines Steuermannsmaats besaß. Um ihm in den ersten zehn Tagen mit der gemischten Besatzung zu helfen, war Leutnant Hunt an Bord, Zweiter der Milford, der viel Erfahrung mit kleinen Schiffen und fremdsprachigen Besatzungen hatte.
    Jeder britische Seemann hatte einen Kroaten zugeteilt erhalten, einen ›Zwilling‹, der ihm bei allen Manövern folgen sollte. Die Argus sollte zunächst nur die Partridge nach Vis begleiten. Das war gewissermaßen die Ausbildungsfahrt.
    Kommandant Warner stand auf dem kleinen Achterdeck, die Sprechtrompete in der Hand. Leutnant Hunt stand auf dem Vordeck. Er würde alle Befehle auf Englisch wiederholen. Dann würden sich die vier Dolmetscher einschalten und jeden Befehl zweimal auf Kroatisch brüllen. Danach wurde er noch einmal auf Englisch wiederholt.
    Zehn Befehle mussten am Tag gelernt werden. Wer sie abends nicht konnte, erhielt keinen Rum. Nach zehn Tagen war mit den Befehlen Pause. Dann waren die Bezeichnungen für die Takelage und die Waffen dran, soweit sie nicht schon in den Befehlen enthalten waren.
    Mr. Warner brüllte den Befehl zum Anker einholen. Leutnant Hunt wiederholte. Die britischen Seeleute, die es betraf, rannten los und schleiften ihren ›Zwilling‹ mit. Die Dolmetscher riefen ihnen zu, wie der Befehl auf Kroatisch lautete, und während sie ihn ausführten, hörten sie noch einmal die englische Version.
    »Die Burschen sind ja nicht ungeschickt«, sagte der eine Rudergänger zum anderen. »Die meisten waren Fischer. Aber dass sie kein Englisch verstehen, ist doch blöd.«
    Der Steuermannsmaat, der hier die Funktion des Masters versah, war ein ›Gelernter‹ und sagte zu den beiden: »Die meisten Menschen auf der Welt verstehen kein Englisch.«
    »Dat gibt's doch nich«, erwiderte der zweite Rudergänger. »Wie wissen die dann, wat der andere will?«
    Der Steuermannsmaat schüttelte nur den Kopf und drehte sich um.
    »Du Dussel«, sagte der erste Rudergänger. »Die haben alle ihre eigenen Sprachen. Die hier verstehen sich auf kroatisch. Italienisch hast du doch auch schon gehört. Das verstehen wir wieder nicht.« Aber dann mussten sie ihr Gespräch unterbrechen, denn nun wurden zum ersten Mal die Segel gesetzt.
    Und da waren dann alle schönen Pläne vorbei. Kommandant Warner wiederholte nicht nur den Befehl, sondern schloss eine Reihe von Flüchen an, weil einige an die falschen Plätze liefen. Die Dolmetscher fluchten mit, und schließlich wusste keiner mehr, was er tun sollte.
    Leutnant Hunt kam zum Achterdeck gelaufen und nahm Warner an die Seite. »So wird das nie etwas, Michael. Du darfst nur die Befehle rufen, keinen Fluch, sonst wissen die gar nicht, worauf sie hören sollen. Immer wieder: nur den Befehl! Und immer wieder dieselbe Übung, bis es sitzt.«
    Er rannte zurück zum Vordeck. Erneut rief Warner den Befehl. Diesmal wurden die richtigen Brassen bemannt und an den Tauen gezogen. Die Segel stiegen empor.
    Dann wurden sie wieder geborgen. Dann wieder gesetzt. Das alles geschah mit drei Wiederholungen, ehe die Segel erstmals richtig getrimmt wurden.
    Commander Malden auf der Partridge stöhnte zu seinem Ersten: »Mein Gott, wie sollen wir mit denen denn nach Vis kommen? Wir müssen doch auch noch auf die beiden Transporter aufpassen.«
    »Das wird bald werden, Sir. Sobald sie die ersten hundert Kommandos intus haben, merken Sie keinen Unterschied mehr. Heute Abend segeln die schon wie alte Hasen, wenn der Wind stetig bleibt.«
    »Und wenn er wechselt und ein Dutzend Kanonenboote der Froschfresser taucht auf?«
    »Wenn dann nicht die Milford noch in der Nähe ist, Sir, wird es mulmig. Schießen lernen die erst morgen.«
    David hatte die ersten Übungen der

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