Kanonendonner über der Adria
herausstürmten. »Wir Freiwillige für kroatische Miliz!«, schrien sie immer, bis der Leutnant einen Dolmetscher herbeigerufen hatte.
Der konnte dann die Geschichte erläutern und auf den gefangenen Inspektor verweisen. »Ein Mörder! Inspektor Labasse«, riefen die Befreiten.
Ein Brite trat zum Leutnant. »Sir, ich glaube, so hieß der Inspektor, der unseren Admiral in die Falle gelockt und ihn misshandelt hat. Ich bin mit dem Koch des Admirals etwas befreundet, und der erzählte davon, wenn ich mich recht erinnere.«
Der Leutnant musterte Labasse kritisch von oben bis unten. Hinterhältig genug sah der Kerl ja aus. »Ihr beiden da!«, bestimmte er. »Ihr bringt den Kerl zu Kapitän Hastings und berichtet, dass er Rekruten gemordet und vielleicht den Admiral gefangen hatte. Bajonett aufgepflanzt! Und die Rekruten sollen mit den beiden zum Kapitän marschieren. Zweierreihe!«, fügte er für den Dolmetscher hinzu.
Dann suchte er mit den Trupps andere Gebäude durch. Ein Gebäude war das Arsenal, angefüllt mit Gewehren, Säbeln, Munition und Uniformteilen. »Dafür gibt der Admiral jedem einen Kuss«, jubelte der Leutnant. »Sofort Wachen aufstellen. Melder zum Kapitän. Wir brauchen jede Menge Träger.«
Der Melder lief los und sah bald vor sich die Rekruten und die beiden Posten mit dem Inspektor. Aber der hatte ja plötzlich die Hände frei, zog ein Messer und stach auf den Posten neben ihm ein. Die Kroaten riefen warnend, und der zweite Posten riss sein Gewehr herum und rannte Labasse das Bajonett in die Brust. Er zog es nicht heraus, sondern beugte sich zu seinem Kameraden, der seinen rechten Oberarm festhielt und stöhnte. Das Messer hatte eine tiefe Fleischwunde geschnitten, die heftig blutete. Der Posten nahm ein Tuch aus der Tasche und band den Arm oberhalb der Wunde ab.
»Zwei Mann her!«, befahl er und hielt zwei Finger in die Luft. »Kamerad zum Schiff führen.« Er machte die Bewegungen vor, und zwei Rekruten hoben den verletzten Posten vorsichtig hoch.
Als der Brite ihm den Rücken zudrehte, hatte ein anderer Kroate das Bajonett aus der Brust des Inspektors gezogen und stieß es noch einmal kräftig ins Herz. »Inspektor tot«, sagte er dann und hielt dem Briten das Gewehr hin.
Der betrachtet den Toten. Das soll doch aber ein wichtiger Kerl gewesen sein, dachte er sich. Dann wandte er sich an die Kroaten. »Vier Mann zum Schiff tragen.« Und er zeigte vier Finger und deutete an, was er wollte.
Kapitän Hastings war mit einem Kutter in den Hafen gefahren, nachdem jeder Widerstand gebrochen war. Im Hafen lagen ein Lastschiff mit Verpflegung, eine leere Vinco, ein Leichter mit acht Achtpfünder-Kanonen und eine Ketsch mit zwei Achtpfündern vorn und achtern und zwei Zwölfpfünder-Karronaden an jeder Breitseite.
»Ein schönes Patrouillenschiff«, sagte Hastings. »Gehen Sie sofort mit sechs Mann an Bord, sichern alles und bringen die Ketsch aus dem Hafen!«, befahl er einem Maat. Zum Bootssteuerer sagte er: »Ich gehe auf den Leichter. Sie kehren an Bord zurück und holen einen weiteren Kutter mit einer Prisenbesatzung für die Vinco. Der Partridge muss signalisiert werden, dass sie zwei Kutter mit Prisenbesatzungen schickt.«
Dann stieg Hastings auf den Leichter und inspizierte die Achtpfünder-Kanonen. Sie waren anscheinend neu, von bester Qualität. Pulver und Munition waren auch auf dem Leichter gelagert. Das muss alles an Bord der Apollo gebracht werden, sagte er sich und überlegte, wie man den Leichter am besten zur Apollo schleppe.
Es war für die nächsten zwei Stunden der letzte ruhige Gedanke, den Hastings fassen konnte. Von Land aus rannten zwei Melder heran und riefen schon von weitem: »Sir!« An Deck der Ketsch winkte der Maat mit beiden Händen und rief nach ihm. Auf dem leeren Lastschiff wurde eine Muskete abgefeuert, und zerlumpte Menschen stürzten an Deck.
Hastings zog seine Pistole und rannte an die Seite des Leichters, die dem leeren Lastschiff am nächsten lag. »Was ist los?«, brüllte er, und ein ganzer Chor antwortete in verschiedenen Sprachen. Er schoss mit der Pistole über die Köpfe und zog seinen Degen.
Mit aller Kraft brüllte er: »Ruhe!« und winkte mit den Händen. Die beiden britischen Matrosen an Bord brachten die Menge zum Schweigen.
Dann rief einer durch die zum Trichter geformten Hände: »Bauern aus Pag. Arrestiert, weil sie keine Steuern gezahlt haben. Seit zwei Tagen ohne Wasser und Brot.«
Hastings dachte, er sei im Tollhaus. Steuerschuldner
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