Kanonendonner über der Adria
Argus beobachtet und gelächelt. Mein Gott, wie lange war das her, dass er vor Amerika und in der Karibik lernen musste, auch kleine Schiffe zu segeln. Die Argus würde es schon schaffen, und Midshipman Ebel, der zu Warners Unterstützung mit an Bord war, würde eine Menge lernen.
Als David seine Kajüte betrat, wo Mr. Roberts auf ihn wartete, war sein Gesicht wieder ernst. »Trinken Sie einen Tee mit, Mr. Roberts?«
»Vielen Dank, Sir. Gerne.«
Frederick war schon wieder mit dem Tablett da, bevor ihn jemand gerufen hatte. Der muss alles mitbekommen, was in meinen Räumen geschieht, dachte David wieder einmal. Aber es störte ihn nicht. Frederick würde nie zu einem anderen sagen, was er alles erfuhr.
David nippte an seiner Tasse und sagte zu Mr. Roberts: »Wenn die Österreicher nicht bald auf unserer Seite in den Krieg eintreten, wächst uns die Sache hier über den Kopf. Wir sollen den Küstenverkehr der Franzosen unterbinden. Wir sollen verhindern, dass die Inseln Steuern an Frankreich abführen. Aber es gibt hier über tausend Inseln an dieser langen Küste, und zweihundert sind wahrscheinlich bewohnt. Wir können die Inseln nicht besetzen, und ich brauchte etwa vierzig Sloops, um sie mit Schiffen zu kontrollieren. Ich habe aber nur sechs. Wir müssen Häfen angreifen, um eine Verstärkung ihrer Verteidigung zu provozieren und Truppen zu binden. Ich soll die Küstenstraßen unterbrechen, damit sie auf ihnen nicht ungestört transportieren können. Aber woher soll ich all die Leute nehmen, Mr. Roberts?«
»Aber Sir, unsere Anfänge mit den kroatischen Milizen und Schiffsbesatzungen sind doch recht vielversprechend. Dadurch verdoppeln und verdreifachen wir unsere Kräfte bereits.«
»Sicher. Die größten Inselgruppen könnten wir schon unter Kontrolle bringen. Aber das Festland bleibt trotz aller Handstreiche in der Gewalt unserer Feinde.«
Die Milford lag nach Mitternacht vor Jablanac, dem Fährhafen zur Insel Rab. Sie setzten die Barkasse und einen Kutter aus, denn David sollte einen Kilometer vor dem Fährhafen einen der Agenten treffen, die ihm auf Korčula empfohlen worden waren.
Grün sollte die Blendlaterne zeigen und nach vier Sekunden weiß.
Die Riemen waren umwickelt. Fast lautlos glitt die Barkasse voran. David hatte die Augen geschlossen, damit er nachher in der Dunkelheit besser sehen konnte. Larry saß mit Alberto vorn am Bug. Jetzt wurde die Meldung durchgeflüstert, dass der Hund knurre.
»Siehst du etwas mit dem Nachtglas?«, fragte David Mustafa.
»Noch nicht, Sir.«
Sie ruderten weiter.
»Jetzt sehe ich ein dunkles Gebilde, Sir, könnte ein Boot sein.«
»Gut. Dann wollen wir unser Signal setzen.«
Das Antwortsignal stimmte, und sie ruderten vorsichtig weiter aufeinander zu. David spähte angestrengt in die Dunkelheit. Ja, das war ein Boot. Etwa acht Ruderer.
»Rudert heran!«, befahl er. »Fragt, ob Mr. Citluk an Bord ist.«
Er war es. Das Boot legte am Heck der Barkasse an. Der Agent kletterte herüber. Das Boot entfernte sich auf zehn Meter, und ihr Kutter begann seine Wachrunden um beide Boote. Die Ruderer in der Barkasse räumten die drei letzten Reihen, sodass David mit dem Agenten ungestört war. Nur Mustafa saß auf der letzten Reihe, hielt die Windbüchse im Arm und ließ kein Auge von dem Agenten.
»Mr. Citluk, ich bin Sir David Winter. Ich freue mich, Sie hier zu treffen, und hoffe auf gute Zusammenarbeit. Können Sie sich auf Ihre Ruderer verlassen?«
Der Agent sprach Englisch langsam und mit starkem Akzent, aber David verstand ihn. »Absolut, Sir David. Sie sind alle Mitglieder unserer Familie. Sie denken wie ich und kämpfen gegen die Franzosen.«
David bat ihn zunächst um einen Bericht über die französische Präsenz an der Küste und auf den Inseln. Der Agent war gut informiert, wusste auch schon von der Erstürmung Karlobags und konnte berichten, dass der Kommandant von einem Kriegsgericht bereits zum Tode verurteilt sei.
David fragte ihn nach den Steuerzahlungen auf den Inseln und erfuhr, dass das allein in der Hand lokaler Steuereinnehmer lag. Die Franzosen würden nur bei Steuerschulden mit drakonischen Strafen eingreifen. Sie hätten aber nicht das Personal und die Truppen, um selbst den Zugang zu den Inseln zu erzwingen.
In Rijeka hätten sie mit der kroatischen Kompanie, die die abgerückten Franzosen ersetzen sollte, die größten Probleme. Ein Drittel der Soldaten sei desertiert. Im Hafen suche gegenwärtig eine große Zahl von Handelsschiffen
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