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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hören.«
    Colpoys schickte seinen Burschen aus, die Späher anzuhalten. »Soweit ging’s gut. Wir müssen jetzt in der Mitte der Insel sein. Wenn es hell genug ist, werde ich unsere genaue Position bestimmen.«
    Seesoldaten und Matrosen, die beide den scharfen Marsch über unebenen Boden nicht gewohnt waren, hockten sich zusammen unter eine überhängende Felsnase. Es war dort kühl und roch faulig, als seien Höhlen in der Nähe.
    In wenigen Stunden mußte es hier sein wie in einem Ofen.
    »Stellen Sie Posten auf. Dann wollen wir Lebensmittel und Wasser ausgeben. Es kann lange dauern, bis wir dazu wieder Gelegenheit haben.« Bolitho schnallte seinen Säbel ab und lehnte sich mit dem Rücken an den nackten Fels. Er dachte an seine Kletterpartie mit dem Kommandanten, bei der er vom Großmast aus diese kahle, bedrohliche Insel zum erstenmal gesehen hatte. Nun war er hier.
    Jury beugte sich über ihn. »Ich weiß nicht recht, wo ich die Posten auf dem Steilhang aufstellen soll, Sir.«
    Bolitho schaffte es irgendwie, auf die Füße zu kommen.
    »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen. Das nächste Mal wissen Sie’s dann.«
    Colpoys, der gerade eine Feldflasche mit warmem Wein an die Lippen hielt, setzte sie ab und beobachtete, wie sie in der Dunkelheit verschwanden. Der Dritte Offizier hatte sich seit Plymouth sehr herausgemacht, dachte er. Er mochte noch sehr jung sein, aber er handelte mit der Autorität eines Veteranen.
    Bolitho wischte den Staub von seinem Fernrohr und versuchte, seinen bäuchlings ausgestreckten Körper in eine einigermaßen bequeme Lage zu bringen. Es war noch früher Morgen, aber der Sand und die Felsen waren schon heiß, und seine Haut juckte so, daß er gern sein Hemd heruntergerissen und sich überall gekratzt hätte. Colpoys rutschte heran und hielt ihm eine Handvoll trockenes Gras hin. »Beschatten Sie die Linse damit. Es braucht nur ein Sonnenstrahl reflektiert zu werden, und schon wird Alarm geschlagen.«
    Bolitho nickte nur, um Stimme und Atem zu schonen. Er hob das Fernglas sehr vorsichtig und schwenkte es langsam von der einen Seite zur anderen. Es gab mehrere kleine Kuppen wie die, hinter der sie sich vor dem Feind und der Sonne versteckt hatten, aber alle wurden überragt von dem kahlen Hügel. Er verbarg die offene See, die direkt dahinter liegen mußte, aber an seiner rechten Seite sah Bolitho das Ende der Lagune und einige der sechs dort ankernden Schiffe. Alles Schoner, soweit er erkennen konnte, und alle wie festgenagelt im blendenden Sonnenlicht. Nur ein kleines Beiboot zeichnete Muster auf die glitzernde Wasserfläche. Dahinter und sie umfassend lief der gebogene Arm aus Fels und Korallen nach links weiter, doch die schmale Fahrrinne zur offenen See war ebenfalls durch den Hügel verdeckt.
    Bolitho schwenkte das Glas abermals und konzentrierte sich auf das Land am entfernten Ende der Lagune. Nichts bewegte sich, und doch mußten Palliser und seine Leute dort, wo sie gelandet waren, im Ve r steck liegen, mit der See im Rücken. Er schätzte, daß die Sa n Au g u stin, wenn sie noch schwamm, auf der anderen Seite des Hügels unterhalb der Batterie lag, von der sie bezwungen worden war.
    Colpoys hatte sein Teleskop auf das Westende der Insel gerichtet.
    »Da, Richard – Hütten. Eine ganze Reihe.«
    Bolitho stellte sein Fernglas darauf ein und setzte es kurz ab, um sich den Schweiß aus den Augen zu wischen. Die Hütten waren klein, roh gebaut und besaßen keine Fenster. Wahrscheinlich dienten sie nur als Lager für Waffen und Beutegut, dachte er. Das Glas beschlug, und als es wieder klar war, sah er eine kleine Gestalt auf der Spitze einer niedrigen Kuppe erscheinen: ein Mann in weißem Hemd, der seine Arme reckte und anscheinend gähnte. Erwanderte gemütlich zum Abhang, und was Bolitho für eine Muskete gehalten hatte, erwies sich als langes Fernrohr. Dies zog er ohne Hast auseinander und begann damit die See abzusuchen, von links nach rechts und vom Ufer bis zur harten blauen Linie des Horizonts. Mehrmals kehrte sein prüfender Blick auf einen Punkt zurück, der für Bolitho durch den Hügel ve rdeckt war. Aber er nahm an, daß der Ausguck die Destiny gesichtet hatte, die – scheinbar wartend wie bisher – vor der Insel kreuzte. Der Gedanke an das Schiff erfüllte sein Herz mit Sehnsucht und Verlassenheit.
    Colpoys sagte leise: »Das ist der Platz, wo die Kanone stehen muß. Unsere Kanone«, setzte er betont hinzu.
    Bolitho versuchte es noch einmal, doch im zunehmenden Dunst

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