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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sonnenlicht hatte sie die gleiche rote Farbe wie der Waffenrock des Soldaten.
    Rhodes murmelte: »Ausgerechnet jetzt ist der Schiffsarzt an Land. Mein Gott, das wird eine schöne Bescherung!«
    Palliser schnippte mit den Fingern. »Wo ist dieser Mann, den Sie mit den anderen Neuen an Bord brachten? Dieser Apothekergehilfe, Mr. Bolitho!«
    Rhodes antwortete schnell: »Ich hole ihn, Sir. Er hat schon Aushilfsdienst im Krankenrevier gemacht.«
    Palliser sah Jury an. »Sagen Sie dem Bootsmannsmaat der Wache, er soll Leute zum Bootsheißen holen!« Er rieb sich das Kinn. »Das war kein Unfall.«
    Die Boote der Einheimischen machten Platz, damit die Gig an den Großrüsten anlegen konnte.
    Als die schlanke, unaufgeklärte Gig hochgeheißt und über die Laufbrücke eingeschwungen wurde, ging es wie ein Aufstöhnen durchs Schiff. Blut rann aus dem Boot an Deck, und Bolitho sah, wie der Apothekergehilfe mit Rhodes herbeieilte, um den leblosen Körper in Empfang zu nehmen.
    Der Name des Apothekergehilfen war Spillane: ein stets ordentlich gekleideter, aber verschlossener Mann, eigentlich nicht der Typ, der eine sichere Stellung an Land einem Abenteuer zuliebe oder »um Erfahrungen zu sammeln« verließ, dachte Bolitho. Aber jetzt schien er sich kompetent zu fühlen; als Bolitho sah, wie er den Matrosen Anweisungen gab, war er froh, daß sie ihn an Bord hatten.
    Sergeant Barmouth berichtete: »Also, Sir, ich hatte dafür gesorgt, daß der Schreiber sicher durch die Menge kam, und wollte gerade meinen Platz an der Landungsbrücke wieder einnehmen, als ich einen Schrei hörte. Gleich darauf brüllten alle durcheinander – Sie wissen ja, wie das in dieser Weltgegend üblich ist, Sir.«
    Palliser nickte. »Verstehe, Sergeant. Und was geschah dann?«
    »Ich fand Lockyer in einer Gasse, Sir. Mit durchgeschnittener Ke hle.« Barmouth wurde blaß, als er seinen eigenen Vorgesetzten über das Achterdeck auf sich zukommen sah. Nun würde er alles noch einmal für Colpoys wiederholen müssen. Der Leutnant der Seesoldaten liebte es nicht – wie die meisten seiner Zunft –, wenn die Marineoffiziere sich in seine Angelegenheiten mischten, egal, wie dringend sie waren.
    Palliser fragte kühl: »Lockyers Tasche fehlte?«
    »Jawohl, Sir!«
    Palliser kam zu einem Entschluß. »Mr. Bolitho, nehmen Sie den Kutter, einen Midshipman und sechs Mann. Ich gebe Ihnen die Adresse, wo Sie den Kommandanten finden. Melden Sie ihm, was geschehen ist. Keine Dramatisierung, nur die Tatsachen, soweit Sie sie kennen.«
    Bolitho berührte kurz seinen Hut. Er war überrascht, obwohl er noch unter dem Schock des plötzlichen Todes von Lockyer stand. Also wußte Palliser doch mehr von der Mission des Kommandanten, als er bisher zugegeben hatte. Und als Bolitho den Zettel mit dem Straßennamen und einer kleinen Kartenskizze musterte, den Palliser ihm in die Hand drückte, wußte er, daß dies weder die Residenz des Gouve rneurs war noch irgendein anderes offizielles Gebäude.
    »Nehmen Sie Mr. Jury, und suchen Sie sich selbe r die sechs Männer zusammen. Ich möchte aber, daß sie anständig aussehen.«
    Bolitho nickte Jury zu und hörte noch, wie Palliser zu Rhodes sagte: »Ich hätte Sie schicken können, aber Bolitho und Jury haben noch nagelneue Uniformen und bringen damit unser Schiff weniger in Mißkredit.«
    In kürzester Zeit saßen sie im Kutter und pullten zum Ufer. Bolitho war erst eine Woche auf See, aber die Zeit schien ihm viel länger, so stark war der Wechsel seiner Umgebung.
    Jury sagte: »Vielen Dank, daß Sie mich mitgenommen haben, Sir.« Bolitho dachte an Pallisers letzten Satz; dieser konnte es einfach nicht lassen, einen sarkastischen Hieb auszuteilen. Und doch war er es gewesen, der an Spillane gedacht und außerdem gesehen hatte, was Stockdale mit der Kanone anfing. Ein Mann mit vielen Gesichtern, dachte Bolitho.
    Er antwortete: »Achten Sie darauf, daß die Männer sich nachher nicht zerstreuen.« Er brach ab, als er Stockdale entdeckte, der halb von den Ruderern verdeckt – vorn im Boot saß. Irgendwie hatte er es geschafft, sich schnell in ein kariertes Hemd und eine weiße Hose zu werfen und mit einem Entermesser zu bewaffnen.
    Stockdale tat, als bemerke er Bolithos Verwunderung nicht.
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Vergessen Sie, was ich gesagt habe. Ich glaube nicht, daß Sie Ärger mit den Leuten haben werden.«
    Was hatte der große Boxer gesagt? »Ich werde Sie nicht verlassen. Niemals.«
    Der Bootssteurer schätzte den Abstand

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