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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Bolitho.
    »Ich muß so viel wie möglich aus ihm herausholen. Mr. Palliser durchsucht inzwischen die Heloise , aber in Anbetracht dessen, was Mr. Bolitho schon tat, um etwas zu finden, habe ich wenig Hoffnung auf Erfolg. Aus ihrem Logbuch ist zu entnehmen, daß die Helois e im vorigen Jahr von Stapel gelaufen ist und erst vor einem knappen Monat fertiggestellt wurde. Für ein Handelsschiff, das Gewinn einfahren soll, ist sie aber kaum groß genug.«
    Der Doktor bemerkte: »Mr. Jury geht’s leidlich. Ein häßlicher Schnitt, aber er ist ein gesunder Junge. Es wird sicher nichts davon bleiben.«
    Dumaresq mußte lächeln. »Ich habe mit ihm gesprochen, als er vom Kutter hochgetragen wurde. Da spielt wohl etwas Heldenverehrung mit, nicht wahr, Mr. Bolitho?«
    »Er hat mir das Leben gerettet, Sir. Er hätte also keinen Grund, mich zu rühmen.«
    Dumaresq nickte. »Hm, wir werden sehen.« Er wechselte das Thema. »Wir wollen noch vor Anbruch der Dunkelheit gemeinsam lossegeln. Bis dahin müssen alle Mann kräftig zupacken. Mr. Palliser wird auf dem verdammten Piraten einen Ersatzmast aufriggen müssen.« Er schaute Bolitho an. »Informieren Sie das Achterdeck: Der Ausguck im Mast soll stündlich wechseln. Wir werden wegen der uns aufgezwu ngenen Verzögerung die Augen besonders offenhalten müssen, ob weitere Verfolger hinter uns her sind. Wie die Dinge liegen, haben wir eine nette kleine Prise, und niemand weiß etwas von dem Zwischenfall. Das mag uns in gewisser Weise sogar helfen.«
    Bolitho stand mit schwe ren Beinen auf. Es würde also keine Ruhepause geben.
    Dumaresq sagte: »Lassen Sie die Leute um zwölf Uhr zur Beisetzungsfeier antreten, Mr. Bolitho. Wir werden die armen Burschen auf ihre letzte Reise schicken, solange wir noch beigedreht liegen.« Er zerstreute aufkommende Gefühle durch den Nachsatz: »Es hat keinen Sinn, damit Zeit zu vertrödeln, wenn wir erst wieder in Fahrt sind.«
    Bulkley folgte Bolitho am Posten draußen vorbei und bis zum Niedergang, der ins Hauptdeck hinunterführte.
    Der Arzt seufzte. »Er muß den Bissen erst verdauen.«
    Bolitho sah ihn an und versuchte, seine Gedanken zu lesen. Aber zwischen den Decks war es zu dunkel, man konnte lediglich die Geräusche und Gerüche des Schiffes wahrnehmen.
    »Sind es die Goldbarren?«
    Bulkley hob den Kopf, um die gedämpften Rufe von einem längseits kommenden Boot, das von der Dünung gegen die Bordwand gedrückt wurde, zu verstehen.
    »Sie sind noch zu jung, um alles zu begreifen, Richard.« Er legte seine rundliche Hand auf Bolithos Arm. »Und das soll keine Kritik sein, glauben Sie mir. Aber ich habe andere Männer wie unseren Kommandanten kennengelernt, und ihn kenne ich besser als manche anderen. Er ist in vieler Hinsicht ein makelloser Offizier, wenn auch etwas starrsinnig. Aber er lechzt nach Taten wie ein Trinker nach der Flasche. Er befehligt diese schöne Fregatte, aber insgeheim fühlt er, daß er zu früh oder zu spät geboren ist. In einem England, das sich im Friedenszustand befindet, sind die Aussichten gering, sich hervorzutun. Das paßt mir zwar sehr gut, aber…« Er schüttelte den Kopf. »Ich habe genug gesagt. Aber ich weiß, Sie werden mein Vertrauen nicht mißbrauchen.«
    Er ging gemächlich Richtung Niedergang und hinterließ ein Aroma von Schnaps und Tabak, das sich mit den anderen im Raum schwebenden Gerüchen mischte.
    Bolitho trat hinaus ins Tageslicht und kletterte schnell die Leiter zum Achterdeck hoch. Er wußte, daß er sofort stehend einschlafen würde, wenn er nicht in Bewegung blieb.
    Das Batteriedeck der Destin y war übersät mit heruntergekommenen Teilen der Takelage. Mittendrin standen Bootsmann und Segelmacher und berieten, was davon noch zu gebrauchen war. Oben waren Matrosen dabei, Tauwerk zu spleißen und zerrissene Segel herunterzuholen, damit sie geflickt und für spätere Notfälle verstaut werden konnten.
    Ein Kriegsschiff war völlig autark, nichts wurde daher verschwendet oder weggeworfen. Teile dieser Leinwand würden bald, beschwert mit einer Kanonenkugel, ins Meer gleiten und die Toten, die sie umhüllten, hinabziehen an einen Ort, an dem es nur Dunkel und Stille gab.
    Rhodes trat an seine Seite. »Gut, daß Sie wieder da sind, Dick.« Er senkte die Stimme, als sie sich zu der neben ihnen treibenden Brigantine umwandten. »Der ›Herr und Meister‹ rannte herum wie ein rasender Löwe, als Sie sich von unserer Bordwand gelöst hatten. Ich würde ihn eine Woche lang lieber mit äußerster

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