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Kanonenfutter

Kanonenfutter

Titel: Kanonenfutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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einmal zurückzublicken, verließ sie den Raum und lief an Stockdale vorbei, ohne ihn zu sehen.
    Bolitho trat langsam aus der Tür und auf den sonnengehärteten Weg hinunter. Es kam ihm vor, als schritte er über dünnes Glas. Obwohl er seine Uniform trug, fühlte ersieh immer noch nackt, glaubte nach wie vor, ihre Umarmung zu spüren, ihr atemberaubendes Verlangen, das ihn völlig erschöpft hatte.
    Im frühen Sonnenlicht erkannte er einen der Wachposten, der ihn, auf seine Muskete gestützt, neugierig betrachtete.
    Wenn er nur wach gewesen wäre, als sie ihn verließ! Dann hätten sie sich nie mehr getrennt.
    Stockdale kam auf ihn zu und meldete: »Keine Vorkommnisse, Sir.«
    Befriedigt registrierte er Bolithos Unsicherheit. Der Leutnant war verändert: verwirrt, aber wohlauf. Noch etwas durcheinander, aber mit der Zeit würde er die neue Kraft spüren, die sie ihm geschenkt hatte. Bolitho nickte. »Lassen Sie die Leute antreten!« Er hob den Arm, um seinen Hut aufzusetzen, erinnerte sich aber noch rechtzeitig an die Wunde, die bei der leisesten Berührung pochte und brannte. Aurora hatte ihn sogar das vergessen lassen.
    Stockdale bückte sich und hob ein kleines Stück Papier auf, das aus dem Hut gefallen war. Er übergab es mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Ich kann nicht lesen, Sir.«
    Bolitho entfaltete den Zettel und las mit verschwimmendem Blick ihre wenigen Worte: »Liebster, ich konnte nicht warten. Denke manchmal an mich und daran, wie schön es war.«
    Darunter hatte sie geschrieben: »Der Ort, den dein Kommandant sucht, ist die Insel Fougeaux.«
    Sie hatte nicht mit Namen unterzeichnet, aber er konnte beinahe ihre Stimme hören.
    »Fühlen Sie sich nicht wohl, Sir?«
    »Doch.«
    Noch einmal las er die kurze Botschaft. Aurora mußte sie schon mitgebracht und vorher gewußt haben, daß sie sich ihm hingeben würde. Und daß es damit enden würde.
    Er hörte Schritte auf dem Sand knirschen und sah Palliser den Weg heraufkommen, hinter sich Midshipman Merrett, dem es schwerfiel, mit dem langen Leutnant Schritt zu halten.
    Palliser sagte barsch zu Bolitho: »Alles erledigt.« Er wartete mit lauerndem Blick.
    Bolitho fragte: »Mit Egmont und seiner Frau? Was ist geschehen?«
    »Ach, wußten Sie das noch nicht? Sie sind gerade an Bord gegangen. Wir haben ihr Gepäck in der Nacht auf eines der kleinen, hier ankernden Schiffe geschafft. Ich hatte angenommen, Sie wären besser informiert.«
    Bolitho zögerte. Dann faltete er den Zettel, riß den unteren Teil mit dem Namen der Insel vorsichtig ab und reichte ihn Palliser. Palliser las und sagte: »Das kann stimmen.«
    Er übergab den gefalteten Zettel an Merrett. »Zurück damit zum Schiff, Kleiner, und bringen Sie dies mit ergebenstem Gruß dem Kommandanten. Wenn Sie’s verlieren, prophezeie ich Ihnen einen qualvollen Tod.«
    Der Junge eilte davon, während Palliser fortfuhr: »Der Kommandant hat mal wieder recht gehabt.« Er lächelte über Bolithos ernstes Gesicht. »Kommen Sie, wir gehen zusammen zurück.«
    »Sie sagten, die Egmonts hätten sich bereits eingeschifft, Sir?« Er wollte es noch nicht wahrhaben. »Wohin?«
    »Habe ich vergessen. Ist es wichtig?«
    Bolitho nahm gleichen Schritt mit ihm auf. Aurora hatte ihm die Information als Dank zukommen lassen, vielleicht weil er ihr das Leben gerettet hatte, vielleicht um ihrer Liebe willen. Dumaresq hatte sie also beide für seine Zwecke benutzt. Bolitho fühlte, wie Zorn darüber in ihm hochstieg. Einen »sicheren Ort« hatte er den Platz genannt. Aber es war eher ein Ort der Täuschung gewesen.
    Als Bolitho das Schiff erreichte, fand er die Besatzung klar zum Ankermanöver und die Segel schon so weit losgemacht, daß sie kurzfristig gesetzt werden konnten. Wie befohlen meldete er sich in der Kajüte, wo Dumaresq und Gulliver Seekarten studierten. Dumaresq bat den Master, draußen zu warten, und sagte dann barsch: »Damit ich Sie nicht wegen Insubordination bestrafen muß, lassen Sie mich als ersten sprechen. Unsere Mission in diesen Gewässern ist für eine so leichte Fregatte wie die Destin y ein Wagnis. Ich habe das immer geahnt, aber dank dieser kleinen Information weiß ich jetzt, wo Garrick sein Hauptquartier hat, sein Lager für Waffen und sonstige ungesetzliche Handelswaren, und auch, wo die Schiffe liegen, mit denen er das alles verteilt. Das war sehr wichtig.«
    Bolitho hielt seinem Blick stand. »Man hätte es mir sagen sollen, Sir.«
    »Sie haben es aber genossen, oder?« Dumaresqs Ton wurde we

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