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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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dem großen Bildschirm an der Wand zu. Er wirkte wie ein Fenster ins All, aber hier, tief im Inneren des wabenartig strukturierten Moduls konnte es gar keine derartigen Fenster geben. Vorn pflügte die dunkle, asymmetrische Masse des riesigen Kantaki-Schiffes durch den Transraum und zog die noch viel größere Transportblase aus Kraftfeldern und Monofaser-Leinen hinter sich her. An dem spinnwebartigen Gebilde klebten Frachtmodule, Containergruppen und Passagierkapseln, in denen niemand etwas von dem bevorstehenden Kampf um einen Planeten ahnte. Mit scheinbaren Bewegungen glitten Sterne dahin, und zwischen ihnen bemerkte Valdorian erneut seltsame Schatten, wie die Schemen von sonderbaren Geschöpfen, die zwischen den Sternen im Transraum flogen. Er streckte die Hand nach den Kontrollen des Bildschirms aus und veränderte die Einstellungen, wodurch die Perspektive wechselte. Sichtbar wurde eine orangefarbene Sonne vor dem Kantaki-Schiff, die langsam anschwoll.
    »Das ist Epsilon Eridani«, sagte Cordoban. »Von dort aus sind es nur noch knapp elf Lichtjahre bis zur Erde.«
    »Vermissen Sie sie?«, fragte Valdorian, und eigentlich erstaunte es ihn selbst, dass er eine derartige Frage stellte. Er begriff plötzlich, dass Cordoban und er fast nie über persönliche Dinge gesprochen hatten. Es war immer nur um Planungen gegangen, um Strategien.
    »Die Erde?«
    »Ja.«
    »Ich erinnere mich kaum an sie«, sagte Cordoban und verband die verschiedenen Servi seines Körpers mit einem Kampfkorsett. Es sah aus, als würde er von einem spinnenartigen Ungetüm aus Metall und Syntho-Polymeren verschlungen werden. Der Stratege saß in einem Schalensitz, umgeben von Motoren, kompakten Generatoren, Akkumulatoren, speziellen Servo-, Waffen- und Sensorsystemen, Greifarmen und sechs Teleskopbeinen, die kontrollierte Bewegungen in jedem Gelände ermöglichten. Zu dem Kampfkorsett gehörte auch ein Levitator, aber der verbrauchte viel Energie und war nur für den Notfall bestimmt. »Meine Familie verließ Spanien und die Erde, noch bevor ich zehn Jahre alt war.«
    »Würde es Ihnen gefallen, das Land Ihrer Geburt wiederzusehen?«
    Cordoban überprüfte die Kontrollen. Motoren summten, und die Beine streckten sich – das stählerne Spinnenwesen richtete sich auf. Waffenläufe schwangen hin und her. Das vage Schimmern eines Schutzschilds wuchs und dehnte sich, umgab das Kampfkorsett wie mit einer filigranen Membran. Nach einigen Sekunden verschwand sie wieder, als Cordoban den Schutzschirm deaktivierte.
    »Solange die Erde zur Allianz gehört, gibt es für mich keine Möglichkeit, ihr einen Besuch abzustatten.«
    »Sie versprachen mir, dass dieser Krieg in kurzer Zeit gewonnen werden kann. Sind Sie von Ihren eigenen Planungen nicht mehr überzeugt?«
    »Ein Angriff auf Kabäa gehört nicht zum ursprünglichen Plan, Primus«, erinnerte Cordoban das Oberhaupt des Konsortiums. »Viel hängt davon ab, ob wir im Epsilon-Eridani-System erfolgreich sind. Wenn es uns anschließend gelingt, rechtzeitig genug Nachschubwege zu schaffen, um weitere Truppen und noch mehr Ausrüstung herbeizuschaffen, haben wir eine gute Chance, den Krieg innerhalb weniger Monate zu gewinnen.«
    »Eine Entscheidungsschlacht«, sagte Valdorian. »Gleich zu Anfang.«
    »Darauf läuft es hinaus, ja.«
    Cordoban fügte nicht hinzu, dass Valdorian die Verantwortung dafür trug.
    »Die Dekompression beginnt in zehn Minuten«, sagte der Stratege stattdessen. »Wir sollten die Shuttles aufsuchen.«
    Valdorian überprüfte die Waffen am Gürtel des Kampfanzugs, vergewisserte sich dann, dass die Innentasche seinen Identer und einen Privatgaranten enthielt. Seine Hand berührte auch die Schatulle mit dem Zwillingsdiamanten und den empathischen Verstärker. Beim Kontakt mit der Schatulle glaubte Valdorian, ein kurzes Flüstern zu hören, und er sah erstaunt zu Cordoban, der jedoch nichts bemerkt zu haben schien. Bist du in der Nähe, Lidia?, dachte er und versuchte dabei, sich auf den Diamanten zu konzentrieren. Doch das Flüstern wiederholte sich nicht.
    Schließlich nickte Valdorian und folgte Cordoban durch einen breiten Korridor, der zu den Hangars des Frachtmoduls führte. Unterwegs begegneten sie Offizieren, die wie Valdorian in Kampfanzüge gekleidet waren und ihn respektvoll grüßten. Zehntausende von Kämpfern, sowohl Söldner als auch Berufssoldaten der regulären Truppen des Konsortiums, trafen jetzt die letzten Vorbereitungen.
    Bevor sie die Shuttles erreichten, kam

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