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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Städte zeigten Myriaden winziger Lichter.
    Plötzlich glühten rote Indikatoren auf den Konsolen vor dem Piloten und Valdorian.
    Objekte schoben sich vor den Planeten und die geöffnete Transportblase des Kantaki-Schiffes: große Gefechtsplattformen, Abwehrsatelliten, interplanetare Kampfschiffe. Hier und dort blitzte es, als erste Hefok-Kanonen feuerten.
    Tief in Valdorian krampfte sich etwas zusammen.
    »Man hat uns erwartet!«, stieß der Pilot hervor.
    Eine gewaltige Streitmacht der Allianz nahm die Angreifer des Konsortiums in Empfang.
    Der Albtraum begann.
     

15
Im Transraum
An Bord von Mutter Krirs Schiff
3. Januar 304 SN ·  linear/nichtlinear
     
    Ein Traum hielt Lidia gefangen, obwohl sie wusste, dass etwas in der realen Welt ihre Aufmerksamkeit erforderte. Zwei Stimmen riefen sie, beide voller Dringlichkeit, doch eine von ihnen hielt sie fest – Valdorians Stimme.
    Sie standen auf einem der kleinen Plätze in Bellavista auf Tintiran, nicht weit vom Scharlachroten Meer entfernt. Leichter Wind kam auf, brachte angenehme Abkühlung und trug den salzigen Geruch des Ozeans durch die Stadt.
    Durch die leere Stadt. Außer Lidia und Valdorian hielt sich niemand in Bellavista auf. Alles blieb still, abgesehen vom Flüstern des Winds.
    Und abgesehen von der anderen Stimme, die in der Ferne rief. Eine Stimme, die Hilfe brauchte. Sie wurde allmählich leiser und schwächer …
    »Lassen Sie mich los«, sagte Lidia.
    »Ich halte Sie nicht fest«, erwiderte Valdorian. »Es freut mich, dass Sie gekommen sind. Ich habe auf Sie gewartet.« Er streckte die Arme aus und lächelte.
    »Ich bin nicht Ihretwegen gekommen. Ich …« Aber das stimmte nicht, oder? Jetzt erinnerte sie sich wieder. Sehnsucht hatte sie hierher geführt, die Hoffnung auf ein anderes, ein neues Leben.
    »Seien Sie unbesorgt«, sagte Valdorian. »Ich verzeihe Ihnen.« Und dann: »Komm, komm zu mir …«
    Lidia fühlte, wie sich ihre Beine von ganz allein in Bewegung setzten. Wenige Sekunden später stand sie dicht vor Valdorian, und er schloss die ausgestreckten Arme um sie. Sie war glücklich, so glücklich, es fühlte sich herrlich an, trotz der leeren Stadt, trotz der anderen Stimme, die sie rief, sie gehörte hierher, dies war der richtige Platz für …
    Valdorian senkte den Kopf, um sie zu küssen …
    Der ferne Ruf erklang erneut, ein letzter Aufschrei, der das Gespinst von Traum und Schlaf zerriss.
     
    Valdorian hielt den Zwillingsdiamanten in der einen Hand und den Amplifikator in der anderen, zum Ohr gehoben, wie der Taruf es ihm gezeigt hatte. Er war kein Empath und erst recht kein Telepath, aber trotzdem ermöglichte ihm die »Brücke« zwischen den beiden kognitiven Kristallen Gefühle zu empfangen und zu übertragen. Er konzentrierte sich auf seine eigenen Empfindungen und auf die Emotionen, die er sich bei Lidia wünschte, und das Schimmern im Inneren seines Diamanten zeigte ihm, dass eine Verbindung bestand. Er lächelte, schloss die Augen. »Komm, komm zu mir …«
    Doch etwas störte. Etwas schob sich zwischen ihn und seine projizierten Wünsche.
    Er fluchte, ließ Diamant und Amplifikator sinken.
    Eine Zeit lang starrte es ins Leere. Minuten verstrichen, ohne dass sich Valdorian rührte. Wie gelähmt saß er da, erfüllt von sonderbare Gedanken. Manche von ihnen erschienen ihm … fremd.
    Schließlich, Stunden später, nach einem Schlaf mit offenen Augen, hob er Diamant und Amplifikator wieder und versuchte es noch einmal.
    Veränderungen fügten sich Veränderungen hinzu. Einzelne Zeitquanten bekamen neue Strukturen. Entwicklungstendenzen bildeten und erweiterten sich…
     
    Lidia erwachte und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte. Das Schiff, wie ein Teil ihres Körpers, fühlte sich anders an.
    Es verlor den Weg.
    »Floyd?«, murmelte sie erstaunt, und dann begriff sie plötzlich, was geschah. Rasch schlug sie die Decke zurück, war mit einem Satz auf den Beinen und streifte die Kleidung über, die sie vor wenigen Stunden, zu Beginn ihrer Ruhephase, abgelegt hatte. »Floyd, Floyd«, murmelte sie immer wieder. »Nicht jetzt, nicht ausgerechnet jetzt …«
    Der Traum. Sie hatte seinen Ruf gehört und ihm nicht helfen können …
    Etwas ächzte tief im Inneren des Kantaki-Schiffes, als Lidia ihr schlichtes Quartier verließ, und es klang nach der Stimme eines Wesens, das Schmerzen litt. Ein seltsamer Gedanke ging Lidia durch den Kopf: Fühlten die Xurr das, was in ihren organischen Raumschiffen vorging, wenn sie durchs All

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