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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Flügelpaaren ausgestattete Seepferdchen, und sie schwirrten durcheinander, ohne sich jemals zu berühren, flogen den anderen Geschöpfen entgegen, die von den Kraterwänden stammten und nicht einmal halb so groß waren wie sie. Lidia beobachtete, wie sie sich trafen und dort einen Partner fanden, wo die Farben übereinstimmten.
    »Der berühmte Tanz der Taitai«, sagte Esmeralda leise. »Er findet einmal in einem Aronnàh-Jahr statt. Die Weibchen leben im See, die Männchen in Grotten, und in einer Nacht treffen sie sich, um zu tanzen.«
    Lidia blickte hinaus in den bunten Reigen und sah kein Durcheinander, sondern ein komplexes Muster, eine Choreographie, von Natur und Evolution geschaffen, so schön wie das Werk eines begnadeten Künstlers. Während sie den Tanz beobachtete, veränderten sich die Geräusche. Aus dem zaghaften Klimpern wurde eine Melodie, die tief in ihr etwas vibrieren ließ.
    »Die Symphonie des Lebens und der Erfüllung«, sagte Esmeralda. »Für die Geschöpfe dort draußen ist alles ganz einfach; sie folgen ihrem Instinkt, einem genetischen Programm. Und sieh nur mit welchem Ergebnis. Uns stehen ganz andere Möglichkeiten zur Verfügung. Wir können wählen zwischen Trauer und Glück, zwischen hässlichen und schönen Dingen. Meine Güte, Diamant, warum sollte sich jemand für Dunkelheit entscheiden, wenn er Licht haben kann?« Sie griff noch einmal nach der Karaffe und füllte die beiden Gläser. »Aber den ersten Schritt müssen wir selbst tun, hier drin«, fügte sie hinzu und klopfte sich an die Stirn. »Wir müssen glücklich sein wollen. «
    Lidia lächelte noch einmal. »Du hättest Betreuerin werden sollen.«
    »O nein, auf keinen Fall. Ich fühle mich als Pilotin viel zu wohl.« Sie hob ihr Glas. »Auf die Zukunft, Diamant. Auf all das Wunderbare im Universum. Auf den nächsten Tag.«
    Lidia nahm ihr Glas und stieß mit Esmeralda an. »Auf den nächsten Tag«, sagte sie, und ein Schatten wich von ihrer Seele.
     
     

24
An Bord von Vater Hirls Schiff
2. April 421 SN ·  linear
     
    »Nein, Primus«, sagte Jonathan und wandte sich halb von den beiden Akuhaschi an den Kontrollen ab. Der dritte lag noch auf dem Boden. »Wir müssen zu einem Arsenalplaneten. Nur dann haben wir noch eine Chance.«
    Valdorian versuchte, sich auf seine Entschlossenheit zu konzentrieren und der Schwäche, die hinter der inneren Barriere lauerte, keine Beachtung zu schenken. Er begriff, dass er seinem Ziel so nahe war wie nie zuvor, aber der kleinste Fehler, die geringste Unachtsamkeit genügte, um es in unerreichbare Ferne zu rücken.
    »Die Arsenale geben mir keine Chance mehr«, erwiderte er. Die raue, krächzende Stimme klang fremd, schien einer ganz anderen Person zu gehören. »Im Zeitstrom bleiben mir nur noch einige Stunden, höchstens Tage, aber hier …«
    »Wer sind Sie?«, fragte die so jung wirkende Frau. Sie ruhte im Sessel, die Finger in Sensormulden; das glatte blonde Haar lag wie ein Schleier auf der Kopfstütze. Zorn blitzte in ihren blauen Augen.
    Valdorians Waffe zeigte noch immer auf sie. »Es spielt keine Rolle, wer ich bin. Bringen Sie uns zu Diamant.«
    Es kam zu einer subtilen Veränderung im Gesicht der Pilotin, und Valdorian sah Erkennen, außerdem eine Erinnerung.
    »Sie sind Valdorian, nicht wahr?«, fragte die Pilotin, deren Name Esmeralda lautete. »Diamant hat mir von Ihnen erzählt.«
    »Primus …«, begann Jonathan erneut.
    »Seien Sie still !«, zischte Valdorian. »Sorgen Sie dafür, dass die Akuhaschi keine Dummheiten machen.« Schmerz glühte in ihm, dazu bereit, erneut zu einem Feuer zu werden, das Gedanken und Gefühle verbrannte. Das Gewicht des Injektors in der Tasche erinnerte ihn daran, dass es die Möglichkeit gab, einen – wenn auch vorübergehenden – Sieg über die Qual zu erringen. Er starrte auf die Pilotin hinab. »Sie kennen Lidia? Sie haben mit ihr gesprochen?«
    »Lidia? Lautet so ihr früherer Name? Ich kenne sie nur als Diamant.« Esmeralda löste die Hände aus den Sensormulden und stand auf. »Ja, ich habe mit ihr gesprochen, zum ersten Mal vor einundvierzig Jahren, zum letzten Mal vor zehn. Inzwischen geht es ihr besser.«
    »Besser?«, wiederholte Valdorian und versuchte, alles zu verarbeiten.
    »Lange Zeit war sie traurig«, sagte Esmeralda und trat vor den Sessel. Nur etwa anderthalb Meter trennten sie von Valdorian. »Ich glaube, sie hat Sie wirklich geliebt.« Sie streckte die Hand aus. »Geben Sie mir die Waffe, Valdorian. Machen Sie diese

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