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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Sekundenbruchteils, flackerte dann über den Hals zum zentralen Leib und verschmorte ihn. Das Insektenwesen war bereits tot, als es sich zur Seite neigte, fiel und an der einen Wand des Pilotendoms zu Boden sank.
    Etwas Seltsames geschah: Das Schiff schüttelte sich wie in einem Fieber.
    Valdorian keuchte, schnappte nach Luft und sah zur Pilotin, deren Gesicht ungläubiges Entsetzen zeigte – sie sah aus wie eine Priesterin, deren Gott man gerade umgebracht hatte.
    »Was haben Sie getan ?«, brachte sie hervor, und für zwei oder drei Sekunden schien sie noch mehr zu leiden als Valdorian. » Was haben Sie getan? « Dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck, und in ihren blauen Augen brannte ein Feuer anderer Art, ein kaltes Feuer. Sie straffte die Gestalt und trat Valdorian mit entschlossenen Schritten entgegen, ohne auf die Waffe in seiner Hand zu achten.
    Wieder zitterte das Schiff, und an den gewölbten Wänden leuchteten Indikatoren auf. Der dritte, unverletzt gebliebene Akuhaschi wandte sich von seinem verwundeten Artgenossen ab und eilte an den Konsolen vorbei. Mit kehliger Stimme schnatterte er etwas, das unverständlich blieb.
    Esmeralda blieb stehen, und ihr Blick huschte zu den Projektionsfeldern. Es gab etwas für sie, das noch wichtiger war als Rache an dem Mann, der den Kantaki getötet hatte: das Schiff.
    »Bringen Sie uns … zu Diamant«, brachte Valdorian hervor und konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten. Die innere Barriere existierte praktisch nicht mehr, und jeder einzelne Gedanke, jedes einzelne der vielen mentalen Fragmente, aus denen sein Bewusstsein bestand, stand in Flammen. Er nahm den Hefok in die linke Hand, griff mit der rechten in die Tasche des leichten Kampfanzugs und holte den Injektor hervor, um die Agonie mit dem Mittel einzudämmen, das Reginald Connor für ihn vorbereitet hatte. Er spürte Feuchtigkeit, achtete aber nicht darauf, hielt sich den Injektor an den Hals und betätigte den Auslöser.
    Nichts geschah.
    Verwirrt starrte er auf das kleine Gerät und brauchte einige Sekunden, um zu erkennen, dass die Kapsel mit dem schmerzstillenden Mittel zerbrochen war, vermutlich beim Sturz die Treppe hinunter. Einige Sekunden lang war die Verzweiflung noch größer als seine Qual, und Esmeralda hätte ihn leicht überwältigen und entwaffnen können. Aber sie achtete gar nicht mehr auf ihn, sprang die Stufen zum Podium hoch, nahm im Sessel Platz und legte die Hände in die Sensormulden.
    »Sie haben Hirl getötet, und dadurch hat das Schiff keine Seele mehr«, sagte Esmeralda mit rauer Stimme. »Es könnte sterben, und das wäre auch das Ende der vielen tausend Flüchtlinge in der Transportblase.« Sie lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    »Ein Raumschiff, das … stirbt?«, krächzte Valdorian. Es war so absurd wie alles andere, fand er, so absurd wie die Vorstellung, bald nicht mehr zu existieren. Wie konnte die Welt – alles um ihn herum, das ganze Universum – so etwas zulassen?
    Er glaubte zu spüren, wie sich der Boden unter ihm von einer Seite zur anderen neigte und dabei immer heftiger zitterte, aber ganz sicher war er nicht. Vielleicht lag es an der Qual, die ihm Halluzinationen bescherte und dafür sorgte, dass er seinen Sinnen nicht mehr trauen konnte. Jonathan stützte ihn, ohne den Akuhaschi aus den Augen zu lassen, der noch immer von einer Konsole zur nächsten eilte. Der Verletzte lag an der Wand, neben einem Projektionsfeld, das in der Ferne den brennenden Planeten Orinja zeigte, und rührte sich nicht mehr.
    »Ich musste schießen«, sagte Jonathan. »Die Akuhaschi griffen an, als sich die Pilotin auf Sie stürzte, Primus. Mir blieb keine Wahl. Aber Sie … Sie hätten nicht auf den Kantaki feuern dürfen. Ich fürchte, dass ist der schlimmste denkbare Verstoß gegen den Sakralen Kodex. Die Kantaki begnügen sich bestimmt nicht damit, uns den Transfer durch den Transraum zu verweigern.«
    Die Worte blieben ohne konkrete Bedeutung für Valdorian, denn sie bezogen sich auf Dinge, die weit in der Zukunft lagen, in einer Zukunft, die für ihn nur dann existierte, wenn er Lidia erreichte. Durch einen dichter werdenden grauweißen Schleier vor den Augen sah er, wie das Leuchten der Indikatoren an den Wänden des Pilotendoms neue Muster formte. Der unverletzte Akuhaschi setzte seine Wanderung von einer Konsole zur anderen fort, betätigte Kontrollen, sah zum toten Kantaki, zur Pilotin, richtete den Blick dann auf die Projektionsbereiche. Spinnenwebartige

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