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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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großen Pflanzen, skurrilen Möbelstücken, matt glühenden dreidimensionalen Bildern und abstrakten Kunstwerken dominierten Wohnlandschaft. An drei Stellen ruhten Aquarien auf Sockeln, und in ihnen schwammen exotische Fische und andere Geschöpfe, die sich nicht ohne weiteres definieren ließen.
    Leise Musik begleitete Esmeraldas Rückkehr in den Salon. Sie war barfuß und trug jetzt einen weiten, bequemen Umhang, ebenfalls mit Kantaki-Symbolen geschmückt. In den Händen hielt sie ein Tablett mit einer Karaffe, zwei Kelchgläsern und einem Teller, auf dem etwas lag, das nach kleinen Gebäckstücken aussah. Sie deutete auf einen kleinen Tisch am Fenster, umringt von besonders großen Kissen, stellte das Tablett dort ab und nahm Platz. »Gefällt es dir?«, fragte sie und vollführte eine Geste, die dem Salon galt.
    »Ziemlich bunt«, sagte Lidia. »Aber auch sehr gemütlich. Wer kümmert sich um die Pflanzen und die Fische, wenn du nicht da bist?«
    »Dienstbare Geister.« Esmeralda füllte die Gläser. »Einige autonome Servi und Drohnen halten hier alles in Schuss, wenn ich im Transraum unterwegs bin. Sie müssen oft auf meine Gesellschaft verzichten – ich komme nur selten hierher.«
    Lidia nahm Platz und nahm ein Glas entgegen. Es enthielt eine giftgrüne Flüssigkeit, die von innen heraus glühte und aussah, als könnte sie jeden Augenblick explodieren. »Was ist das?«
    »Eine Spezialität der Feyn. Ich bin bei ihnen gewesen, auf der anderen Seite der Galaxis. Ein interessantes Volk mit einer sehr interessanten Philosophie, bei der sich alles ums Fliegen dreht – viele von ihnen sind mit großen Sonnenseglern unterwegs. Als Pilotin habe ich dort hohen Respekt genossen. Die Feyn bekamen es früher als wir mit den Temporalen zu tun. Zum Glück für uns. Ohne ihre Erfahrung hätten die Kantaki den Zeitkrieg vielleicht verloren.« Esmeralda hob ihr Glas und trank einen Schluck. »Keine Angst, das hier bringt dich nicht um.«
    Lidia kam der Aufforderung nach. Die grüne Flüssigkeit schien zunächst eine ölige Konsistenz zu haben, aber sie veränderte sich, kaum berührte sie Zunge und Gaumen, verwandelte sich in etwas, das wie eine Mischung aus süßem Wein und trockenem Sekt erschien. Doch es war nicht nur der Geschmackssinn betroffen. Das Getränk wirkte sich auch auf die anderen Sinne aus. Lidia fühlte sich zärtlich umarmt und glaubte gleichzeitig, eine sanfte Melodie zu hören, die sich mit der leisen Hintergrundmusik zu einem harmonischen Ganzen vereinte. Außerdem veränderte sich die visuelle Wahrnehmung: Alle Gegenstände gewannen an Kontrast, und Esmeraldas blaue Augen glänzten heller als zuvor.
    »Ist das eine … Droge?«, fragte Lidia erschrocken.
    Esmeralda lachte kurz und schüttelte den Kopf. »Nein, keine Angst. Die Flüssigkeit wirkt nicht einmal berauschend, nicht im üblichen Sinne. Sie enthält nur einige ganz besondere Wirkstoffe. Sieh nur.« Sie deutete zur transparenten Wand.
    Das Luftschiff schwebte gerade über den Kraterrand hinweg, und tief unten glitzerte Mondschein auf dem silbrigen Wasser eines Sees.
    »Vierzehn solche Riesenvulkane gibt es auf Aronnàh, und jeder Krater enthält einzigartiges Leben, das sich unabhängig von den übrigen planetaren Biotopen entwickelte«, sagte Esmeralda, trank erneut und setzte ihr Glas dann ab. »Welten innerhalb einer Welt – und das beschreibt einen großen Teil des uns bekannten Seins.« Sie winkte, und in einem Segment der transparenten Wand kam es zu einem Zoom-Effekt – das Luftschiff schien mit hoher Geschwindigkeit in den Krater zu fallen.
    Esmeralda hob die Hand wie einen Zauberstab. »Toller Trick, nicht wahr? Sieht fast nach Magie aus.« Sie lächelte einmal mehr ihr besonderes Lächeln. »So manch einen Mann habe ich damit beeindruckt.« Sie zögerte kurz. »Womit wir beim Thema wären, glaube ich.«
    Lidia fühlte ihren Blick auf sich ruhen, trank ebenfalls und fühlte, wie es zu einer weiteren sensorischen Explosion kam. »Männer?«, fragte sie langsam.
    »Beziehungsweise Partner.« Esmeraldas Stimme blieb leicht, doch in den Worten erklang eine Mischung aus Verständnis, Anteilnahme und Ernst. »Wie gesagt, ich bin keine Empathin, aber ich habe Erfahrung, jede Menge Erfahrung, und daher weiß ich, dass du traurig bist. Man sieht es, wenn man die Zeichen zu deuten versteht.« Sie griff nach einem Gebäckstück und schob es sich in den Mund. »Greif zu«, sagte sie undeutlich und kaute. »Eine weitere Spezialität von einer

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