Kantaki 01 - Diamant
trennten sie voneinander, begriff er. Zwischen ihnen erstreckte sich die Kluft des Todes.
Die Hitze wurde immer unerträglicher – Valdorian hatte das Gefühl, sich langsam aufzulösen. Das grelle Licht brannte sich ihm durch die Haut, ließ das Blut in den Adern kochen und erinnerte ihn vage an ein anderes Lodern.
»Wie dumm, wie dumm«, fuhr sein Vater fort. »Nun, jetzt bist du hier. Dies ist die letzte Station deines Lebenswegs. Ein Zurück gibt es nicht.«
Valdorian drehte den Kopf und sah nach hinten. Der dunkle Streifen des Pfads verlor sich unmittelbar hinter ihm in der heißen Eintönigkeit der Wüste. Versuchsweise trat er noch einen Schritt nach vorn – sofort schrumpfte der Weg.
Hovan Aldritt wich ein wenig zur Seite, und hinter ihm, am Ende des dunklen Wegs, bemerkte Valdorian eine schwarze Tür, wie ein rechteckiges Loch in der Luft. Angenehme Kühle wehte ihm von dort entgegen, erinnerte ihn an den kalten Wind eines bodenlosen Abgrunds, an dessen Rand er einmal gestanden hatte. An das Wann und Wo entsann er sich nicht.
»Das Ende des Weges«, betonte sein Vater und vollführte eine einladende Geste. »Es wird Zeit für dich, Sohn.«
»Zeit?«, wiederholte Valdorian und lauschte dem Klang dieses Wortes, das irgendwo eine zusätzliche Bedeutung hatte.
»Geh zur Tür und öffne sie.«
Mühsam wandte Valdorian den Blick vom schwarzen Portal ab, widerstand der verlockenden Kühle und sah seinen Vater an, dessen Gesicht so etwas wie vorwurfsvolle Strenge zeigte. »Nein, es ist noch nicht so weit.«
»Willst du den vielen Fehlern deines Lebens einen weiteren hinzufügen?«, fragte Hovan Aldritt.
Valdorian verließ den Pfad und setzte seinen Weg durch die Wüste fort. Heißer Sand gab unter ihm nach und machte jeden Schritt mühevoll. »Es ist noch nicht so weit«, wiederholte er. »Noch habe ich eine Wahl.«
Er entfernte sich vom dunklen Weg und der schwarzen Tür, stapfte tiefer hinein in die Wüste, im grellen Schein einer gnadenlos am Himmel brennenden Sonne.
»Bist du nicht neugierig darauf, wie die letzte Antwort lautet?«, spottete sein Vater. »Willst du nicht wissen, was dich nach dem Tod erwartet?«
Die Luft selbst schien zu kochen, und mit jedem Atemzug sog er Feuer in die Lungen. Valdorian senkte die Lider, um dem Gleißen für einige Sekunden zu entgehen, und als er die Augen wieder öffnete …
… fand er sich im Pilotendom des Kantaki-Schiffes wieder. Er lag auf einer Art Matratze, dicht neben der gewölbten Wand, zwischen zwei leise summenden Konsolen. Stunden waren vergangen, wusste er, und vage Erinnerungsbilder zogen an seinem inneren Auge vorbei, als er sich umsah. Der lebende Akuhaschi und seine beiden toten Artgenossen waren ebenso verschwunden wie die Leiche des Kantaki. Esmeralda saß – beziehungsweise lag – im Sessel auf dem Podium, aber ihre Hände ruhten außerhalb der Sensormulden. Sie steuerte das Schiff nicht, sondern schlief.
Jonathan saß in der Nähe, halb in sich zusammengesunken, eine Waffe in der schlaffen Hand. Valdorian versuchte, keine Geräusche zu verursachen, als er sich aufrichtete, doch das matratzenartige Etwas unter ihm knarrte leise, und Jonathan schoss ruckartig in die Höhe, hob instinktiv die Waffe … und ließ sie wieder sinken.
»Oh«, sagte er müde. »Sie sind zu sich gekommen.«
»Wie lange haben Sie Wache gehalten?«, fragte Valdorian und stellte fest, dass seine »Matratze« zu einem improvisierten Lagerplatz auf der einen Seite des Pilotendoms gehörte. Einige Vorräte lagen in der Nähe, für Menschen geeignete Nahrung, daneben kleine kartonartige Behälter mit Wasser. Er nahm einen, hob ihn an die Lippen und trank fast so gierig wie ein Verdurstender. Seine Kehle war vollkommen trocken, und in ihm brannte ein Feuer, das zuvor am Himmel über einer Wüste gelodert hatte. Das Gesicht von Hovan Aldritt schwebte ihm entgegen, schwoll immer mehr an und zerfaserte dann, verlor sich im Halbdunkel zwischen den Konsolen. Valdorian trank erneut, und als er den Behälter sinken ließ, bemerkte er ein kantiges Gebilde, fünf oder sechs Meter entfernt: ein Wandschirm, dahinter eine Toilette, ebenso improvisiert wie das Lager. Er hatte sich dort übergeben, entsann er sich. Die undeutlichen Erinnerungsbilder zeigten ihm Akuhaschi, die auf Esmeraldas Anweisung hin Dinge brachten – Matratzen, Decken, Proviant – und Leichen forttrugen. Dort, wo der Kantaki gelegen hatte, zeigten sich matt fluoreszierende Flecken auf dem Boden.
»Ich
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