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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sich.« Esmeralda begegnete seinem Blick. »Sie war einmal Lidia, vor langer Zeit, aber jetzt heißt und ist sie Diamant. Sie werden bald verstehen, was das bedeutet.«
    Sie winkte zwei Akuhaschi zu sich und gab einem von ihnen die Waffe, die sie Valdorian abgenommen hatte. »Ich lasse Sie zu einem Quartier an Bord bringen und gebe Ihnen Bescheid, sobald ich mich mit Diamant in Verbindung gesetzt habe.«
    Valdorian folgte den beiden Akuhaschi einige Schritte weit, blieb dann noch einmal stehen und sah zur Pilotin zurück. Perspektivische Verzerrungen beeinträchtigten seine visuelle Wahrnehmung, brachten Desorientierung und Schwindel. In anderen Bereichen des Kantaki-Schiffes, so wusste er, würde es noch schlimmer sein.
    »Sind wir Ihre Gefangenen?«, fragte er die Pilotin.
    »Spielt es eine Rolle für Sie, wie die Antwort auf diese Frage lautet? Ich habe bereits darauf hingewiesen, dass ich Sie zu Diamant bringen werde. Genügt Ihnen das nicht?«
    Erneut blickte Valdorian in die blauen Augen, die ihn über eine viele Jahrhunderte breite Kluft hinweg anzusehen schienen, und diesmal erkannte er nicht nur Kälte und Trauer in ihnen, sondern auch Entschlossenheit. »Doch, es genügt mir«, sagte er, und zusammen mit Jonathan und den beiden Akuhaschi verließ er den Pilotendom.
     
    Noch immer brannte die Sonne am wolkenlosen Himmel, so unbarmherzig und gnadenlos wie zuvor, und an der gleichen Stelle. Sie schien nicht zu beabsichtigen, zum Horizont zu wandern und sich dahinter zu verbergen.
    Valdorian blieb in der heißen Einöde stehen, beschattete die Augen mit der Hand und sah zu einer dunklen Linie vor dem nächsten Höhenzug. Bäume! Eine Oase. Oder vielleicht das Ende der Wüste. Er lachte, trotz der Hitze und trotz der Schmerzen, die nie aus ihm wichen, mal stärker und mal schwächer waren. »Na bitte!«, rief er. »Ich habe die richtige Entscheidung getroffen. Es gibt eine Alternative zur schwarzen Tür.«
    Er ging schneller über den heißen Sand, in den er bei jedem Schritt tiefer einsank. Bäume, Schatten, Kühle, eine Möglichkeit, der Hitze zu entkommen, auszuruhen, neue Kraft zu schöpfen, nachzudenken und Pläne zu schmieden. Irgendwo fand ein Krieg statt, wusste er, ein Krieg, den er selbst begonnen hatte. Irgendwo suchte ihn sein Erzfeind, dazu entschlossen, sich an ihm zu rächen. Aber auch er suchte jemanden, nicht wahr? Er überlegte, während er stapfte, aber der Name wollte ihm nicht einfallen. Seltsam. Vermutlich lag es an der Hitze, die ihn langsam ausdörrte und jeden einzelnen Gedanken zu verbrennen schien. Wenn er Gelegenheit bekam, unter den Bäumen im Schatten zu sitzen, so dauerte es bestimmt nicht lange, bis er sich wieder erinnerte.
    Schließlich erreichte er die Bäume, und unter ihrem Blätterdach erwartete ihn herrliche Frische. Der Schmerz zog sich zurück, in eine halb verborgene Ecke seines Selbst, verschwand aber nicht, beobachtete und wartete, um bei der ersten Gelegenheit zurückzukehren. Valdorian wankte weiter, als er ein Plätschern hörte, das seinen Durst zu verdoppeln schien. Eine Quelle sprudelte in der Nähe, und ihr Wasser sammelte sich in einem Tümpel zwischen braungrauen Felsen. Er bückte sich, schöpfte mit den Händen, trank und schloss voller Genuss die Augen. Als er sie wieder öffnete, stand er erneut auf dem Wüstenpfad, direkt vor seinem Vater, hinter dem die schwarze Tür wartete.
    »Ein Fehler nach dem anderen«, sagte Hovan Aldritt und schüttelte den Kopf. »Du hast nie gelernt und bist auch jetzt nicht bereit zu lernen.«
    »Bringen Sie mich zur Oase zurück!«, stieß Valdorian hervor. »Ich hatte gerade die Quelle erreicht und einen ersten Schluck getrunken.«
    Sein Vater schüttelte erneut den Kopf. »Ich habe dich nicht hierher geholt. Du bist von ganz allein zurückgekehrt. Sieh nur.« Und er deutete auf die Fußspuren im Sand: Sie führten fort vom Weg, aber nur etwa fünfzehn Meter weit, beschrieben dann einen Bogen, der zum Pfad durch die endlose Wüste führte.
    »Nein«, ächzte Valdorian. »Das kann nicht sein. Ich habe Bäume gesehen, die Bäume einer Oase, im Schatten war es herrlich kühl, und die Quelle, das Wasser …«
    »Du bist immer nur hier gewesen«, behauptete Hovan Aldritt. »Auf dem Weg und für kurze Zeit daneben. Die letzte Strecke, die letzte Etappe, und es gibt nur noch ein Ziel …« Er drehte sich halb um und deutete zur Tür. »Dort erwarten dich echte Kühle und Linderung, Sohn. Und die letzte Antwort. Das hast du doch

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