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Kantaki 01 - Diamant

Kantaki 01 - Diamant

Titel: Kantaki 01 - Diamant Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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nicht vergessen, oder? Es ist an der Zeit.«
    »Nein.« Diesmal schüttelte Valdorian den Kopf. »Nein. Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Wenn die Zeit anhält, bleibt die Tür geschlossen. Und wenn sie rückwärts läuft …«
    »Du hast dein Leben vergeudet und Alter und Tod oft genug betrogen«, sagte Hovan Aldritt streng. »Jetzt musst du den Preis dafür bezahlen.«
    Valdorian blinzelte, und aus dem Gesicht seines Vaters wurde das der Pilotin Esmeralda. Sie stand neben der einfachen Liege, auf der er ruhte, in einem Quartier, das sich in mehr als nur drei räumlichen Dimensionen zu erstrecken schien.
    »Ich habe Diamant benachrichtigt«, sagte sie, mit der gleichen traurigen Kälte in der Stimme wie im Pilotendom. »Wir haben einen Treffpunkt vereinbart und sind unterwegs. In sieben Stunden können Sie ihr gegenübertreten.«
     
     

25
Tintiran
2. April 421 SN ·  linear
     
    »Krieg«, sagte Lidia. »Und wir machen uns mitschuldig.«
    »Wir ziehen nicht in den Kampf«, erwiderte Grar.
    Die beiden so unterschiedlichen Geschöpfe, Mensch und Kantaki, blickten zu den Projektionslinsen des Pilotendoms empor. Sie zeigten einen Planeten, den Lidia sehr gut kannte: Tintiran. In hohen Umlaufbahnen blitzte es immer wieder, als angreifende Schiffe Abwehrsatelliten unter Beschuss nahmen und zerstörten. Gefechtsplattformen des Konsortiums erwiderten das Feuer; destruktive Energie gleißte im All.
    »Einige der Schiffe, die Tintiran und Xandor angreifen, haben wir hierher gebracht«, sagte Lidia. »Sie befanden sich in der Transportblase dieses Schiffes.«
    Grar bewegte sich, und fluoreszierendes Glühen wanderte über seine Gliedmaßen, an denen hier und dort bunte Stoffstreifen hingen. Der Blick seiner multiplen Augen glitt zur Pilotin. Er klickte. »Ich verstehe deinen Kummer, Diamant. Du bist hier zu Hause, wie es bei deinem Volk heißt. Was uns Kantaki betrifft … Wir bieten unsere Dienste an, wie seit Jahrtausenden. Wir bringen all jene durch den Transraum, die dafür den Preis bezahlen können und wollen, den wir verlangen – das ist seit Urzeiten die Basis unserer Ökonomie. Wer nicht gegen den Sakralen Kodex verstößt, hat ein Recht auf eine Passage.«
    »Selbst wenn er dem Ziel Tod und Zerstörung bringt?«
    »Selbst dann. Wir stehen abseits solcher Dinge, Diamant. Wir maßen uns nicht an, zu urteilen und zu verurteilen. Wir folgen unserem eigenen Weg.«
    »Wenn ihr euch weigern würdet, Soldaten und militärisches Gerät zu transportieren, könnten solche Kriege überhaupt nicht stattfinden.«
    Grar streckte ein Vorderglied aus und berührte Diamant an der Schulter, ohne sie zu zwicken. »Du siehst die Dinge erneut aus der menschlichen Perspektive. Nach all den Jahren. Denk an die Großen Kosmischen Zeitalter. Welche Rolle spielen diese Ereignisse im Zyklus des Werdens und Vergehens, Diamant?«
    »Wenn man es so sieht, kann einem alles gleichgültig sein«, sagte Lidia scharf und gab ihrem Zorn nach. »Ihr Kantaki könntet etwas tun.«
    Grar klickte. »O ja, das könnten wir. Aber damit verstießen wir gegen unsere Grundsätze. Wir sind wir. Wir sind die Kantaki. Wir mischen uns nicht ein. Wir beobachten und lernen, wir sammeln Erfahrungen und Wissen, um all das dem Geist zu bringen, der Materie wurde.« Er klopfte gegen seinen Zentralleib, um seine Worte zu unterstreichen – es klackte dumpf. »Auch zu dieser Materie. Nun, hältst du an deiner Absicht fest, Tintiran zu besuchen? Oder setzen wir den Flug fort?«
    Lidia blickte erneut zu den Linsen. Sie waren dem dritten Planeten des Mirlur-Systems näher gekommen, und die dunklen Punkte der Angreifer wirkten wie ein Insektenschwarm, der über eine Welt herfiel. Die Akuhaschi an den Konsolen sammelten Daten, die detailliert Auskunft über das Geschehen gaben, aber Lidia gewann auch so den Eindruck, dass die Kampfhandlungen rasch nachließen. Wer auch immer für die Verteidigung des Planeten verantwortlich war: Offenbar wusste er, dass es keinen Sinn hatte, weiter Widerstand zu leisten.
    Lidia spürte, wie sich eine sonderbare Unruhe in ihr verdichtete. Seit Tagen zitterte etwas in ihr, ohne dass sie einen Grund dafür erkennen konnte.
    »Ich möchte bleiben«, sagte sie fast trotzig. »Ich möchte bleiben und Bellavista besuchen.«
    »Es könnte gefährlich sein«, gab Grar zu bedenken. »Selbst für eine Kantaki-Pilotin.«
    »Und wenn schon.« Lidia hielt an dem Trotz fest. Es fühlte sich gut an, trotzig zu sein; dadurch fiel es ihr leichter, mit

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