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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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seine Vorfreude auf gute Geschäfte. Auch sein Sehvermögen schien beeinträchtigt zu sein. Er konnte die Sonne Hyperion am Himmel kaum mehr erkennen; die in seiner Nähe arbeitenden Ingenieure nahm er nur noch als huschende Schemen wahr. Manchmal spürte er ein vages Brennen, den Schatten von Schmerz, ohne ihn lokalisieren zu können. Die Kühle des Windes blieb die deutlichste Empfindung.
    Motoren summten und surrten in unmittelbarer Nähe, und plötzlich funktionierten Takos Sinne besser. Die Sonne wurde etwas heller am Himmel, blieb aber halb verborgen hinter hohen Dunstschwaden. Die Schemen verwandelten sich in Piriden, ihre birnenförmigen Körper halb unter Werkzeug- und Instrumententaschen verborgen. Tako blickte an sich herab und stellte fest, dass er in einem Gerüst aus Ultrastahlstangen, tronischen Modulen, Rezeptoren und Sensoren steckte.
    Offenbar sah man ihm seine Enttäuschung an, denn Bergon trat in sein Blickfeld und sagte: »Dies dient nur dazu, Ihnen die Leistungsfähigkeit des Mubek zu demonstrieren. Darum sind wir hier. Sie sollen einen Eindruck davon gewinnen, wozu Sie bald imstande sein werden. Ich bin sicher, dass Sie dann eine weitere Empfehlung für die Streitkräfte geben können. Ein doppeltes Geschäft, von dem alle Beteiligten profitieren.« Er rieb zwei seiner sieben Hände, ahmte damit eine menschliche Geste nach. »Die endgültige Version, deren Produktion bereits begonnen hat, wird ästhetische Aspekte mit hoher Effizienz vereinen, wie es die piridische Waffenphilosophie lehrt.«
    Der Waffenschmied deutete nach vorn, über das ausgedehnte Testgelände hinweg, das den Eindruck erweckte, als hätte hier vor wenigen Tagen eine wilde Schlacht stattgefunden. Explosionen hatten den harten, kalten Boden aufgewühlt. Die Wracks von Kampffahrzeugen und Leviplattformen lagen zwischen Ruinen aus Synthomasse und Stahlkeramik. Es war eine vertraute Szene für Tako; so etwas hatte er während seiner Einsätze auf vielen Welten gesehen. Doch an diesem Ort hatte kein Kampf gegen die Soldaten der Graken stattgefunden. Hier, hoch in Andabars Norden, im Ödland zwischen den Industriekomplexen, testeten die Piriden ihre Waffen.
    In der Ferne, vor der grauen, gebirgsähnlichen Silhouette automatischer Fabriken, donnerte es, und Rauch stieg auf.
    »Natürlich müssen Sie erst noch mit der Steuerung des Mubek vertraut werden«, sagte Bergon. »Deshalb haben wir ein Programm vorbereitet, das Ihnen gestattet, sein volles Potenzial kennen zu lernen, ohne aktiv in das Geschehen eingreifen zu müssen.« Das hässliche Gesicht des Waffenschmieds kam etwas näher. »Seien Sie auf einige Überraschungen gefasst, Lanze Karides.«
    Bergon und seine Techniker wichen zurück. »Das Demonstrationsprogramm wird gestartet.«
    Tako spürte, wie er sich in Bewegung setzte, und sonderbare Empfindungen strömten auf ihn ein. Die gerüstartige Vorrichtung lief, ohne dass Tako Einfluss darauf nahm, aber sie weckte in ihm Lust darauf, noch schneller zu laufen, das ganze Ausmaß seiner Kraft kennen zu lernen. Sie wurde zu einer Erweiterung seines Körpers: Arme und Beine aus Ultrastahl, unermüdlich und viel widerstandsfähiger als gewöhnliche Gliedmaßen oder voll funktionsfähige organische Prothesen. Die visuelle Wahrnehmung erfuhr eine Erweiterung, vergleichbar mit dem Visier eines bionischen Kampfanzugs. Während er lief und meterweit über Hindernisse hinwegsprang, nahm er nicht nur die Struktur der Umgebung wahr, sondern auch ihre Temperatur und chemische Beschaffenheit. Mubek-Sensoren verarbeiteten die Daten in Echtzeit und funktionierten wie Enzelore, wie Erweiterungen des Gehirns: Sie übermittelten keine einzelnen Informationen, sondern Analyse- und Auswertungsergebnisse, die es erlaubten, sofort auf eine bestimmte Situation zu reagieren.
    Tako fühlte sich wie ein Passagier in einem gewachsenen, besseren Körper, dessen kraftvolle Präsenz Gedanken und Emotionen Flügel verlieh. Die eigene Stärke – wenn auch nur beobachtet und empfunden, noch ohne die Möglichkeit, sie zu einem Werkzeug seines Willens zu machen – ließ ihn auf einer Welle der Ekstase reiten. Das Mubek kletterte agil und schnell an Wänden empor, sprang von hohen Mauern, drehte sich in der Luft und landete auf Beinen, die keine Schwäche kannten. Jede einzelne Bewegung veränderte den Informationsstrom, dem Takos Selbst die ganze Zeit über ausgesetzt war – er kam sich vor wie jemand, der mit hunderten von Augen sah und mit ebenso vielen

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