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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Darmkammer an, die etwa einmal pro Monat entleert werden muss.« Im QR-Feld öffnete sich ein weiterer Hautlappen, dicht unter der Stelle, an der sich einmal der Bauchnabel befunden hatte.
    Tako blickte in das Gesicht, das er kannte, und sah die Narbe, die ihn an Meraklon erinnerte. Dann wanderte sein Blick nach unten, über einen Körper, der jemand anders zu gehören schien. Dies bin ich , dachte er inmitten des Flüsterns und Raunens von Prionenstimmen, die etwas anderes behaupteten.
    Die leere, glatte Stelle zwischen den Beinen übte eine seltsame, dunkle Faszination auf ihn aus, und er fragte sich, ob er jetzt weniger Mann war. Aber hatte eine solche Frage in seiner Situation überhaupt einen Sinn? Kam es nicht in erster Linie darauf an, dass er er selbst war, Tako Karides? Er wusste, dass er Penis und Hoden nicht erst auf dem Testgelände verloren hatte, beim Unfall mit der Drohne. Seine Geschlechtsteile waren vor fünf Jahren Norenes Desintegrator auf Millennia zum Opfer gefallen. Damals hatte er ein bionisches Äquivalent bekommen, das die Funktionen des Originals zumindest teilweise ausüben konnte, dann aber atrophiert war wie die Beine.
    »Nun?« Bergon richtete seine Augenzapfen auf ihn und wartete offenbar auf eine Reaktion. »Was halten Sie davon?«
    Tako blickte noch immer ins QR-Feld und spürte eine seltsame Distanz zu sich selbst. »Ich werde mich früher oder später daran gewöhnen … hoffe ich.«
    »Das ist alles?«, erwiderte der Waffenschmied enttäuscht. »Kein Wort des Dankes für diesen Lunki? Wissen Sie eigentlich, was mich Ihr Mubek gekostet hat? Ich …«
    Ein akustisches Signal erklang, gefolgt von der synthetischen Stimme eines Kom-Servos. »Eine Mitteilung für Lanze Karides.«
    »Ich höre«, sagte Tako.
    »Hier spricht Elisa, Tako«, meldete sich der Megatron der im Orbit von Andabar wartenden Akonda . »Wenn du Airon rechtzeitig zur Okomm-Vollversammlung erreichen möchtest, müssen wir heute aufbrechen. Es sind zwei lange Sprünge erforderlich.«
    Er nickte. »Bereite alles vor. Ich bin in einer Stunde da.«
    »Ja, Tako.«
     
     
    »Du hast dich verändert, Tako«, sagte Elisa, als er durch den Hauptkorridor der Akonda schritt. »Deine Bio-Daten sind anders.«
    Tako hörte das leise Summen der Motoren, die seinen Körper bewegten. Er betrat den Kontrollraum und nahm dort im Sessel des Kommandanten Platz, obwohl er genauso gut hätte stehen können. Von jetzt an gab es für ihn praktisch keine körperliche Ermüdung mehr.
    Andabar schrumpfte hinter der Akonda , die sich der nächsten Transferschneise des Hyperion-Systems näherte. Dutzende von Wachschiffen empfingen ihren Prioritätskode und ließen sie passieren.
    »Tako?«
    »Ich habe dich gehört, Elisa«, sagte er. »Du hast Recht, ich habe mich verändert. Mein Körper ist jetzt anders, und daran muss ich mich erst noch gewöhnen.«
    »Fühlst du dich besser?«
    »Interessante Frage.« Tako blickte auf die Anzeigen. »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Du solltest den Hibernationsraum aufsuchen. Der erste Sprung steht unmittelbar bevor.«
    »Das ist nicht nötig, Elisa. Die Veränderungen meines Körpers gestatten es mir, hier zu hibernieren.«
    »Interessant, Tako. Vielleicht kannst du mir nach den Sprüngen mehr davon erzählen.«
    »Gern.« Er lehnte sich zurück, neugierig auf seine Möglichkeiten.
    Das Brummen der Krümmerwalzen wurde lauter, als die Akonda die Transferschneise erreichte.
    »Sprung in zehn Sekunden, Tako.«
    Prionenstimmen flüsterten ihm zu, was er wissen musste. Der Wille allein genügte – sein Bewusstsein ruhte.

 
16. Dominik: Süßes Versprechen
     
    17. Mai 1119 ÄdeF
     
    Dominik fühlte sich anders, als er zusammen mit Norene den Umkleideraum der Therme betrat und damit begann, die Kleidung abzustreifen. Die Furcht hatte er inzwischen überwunden – daran lag es nicht. Nach dem Belauschen der telepathischen Kommunikation zwischen Norene und Zara hatte er mehr als zwei Wochen lang befürchtet, dass die Großmeisterin ihn zur Rede stellte, sich gar eine neue, wirkungsvollere Strafe einfallen ließ als das wahrnehmungslose Dunkel, dem er so leicht entfliehen konnte. Aber nichts dergleichen war geschehen. Dominiks anfängliche Gewissheit, dass sie seine geistige Präsenz irgendwie bemerkt hatte, wich erst hoffnungsvollem Zweifel und dann Erleichterung. Ganz verschwunden war die Furcht nicht – sie regte sich immer dann in ihm, wenn Norene einen ihrer durchdringenden Blicke auf ihn richtete.

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