Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
Vom Netzwerk:
zeigten Mitschülerinnen und Lehrerinnen, andere zwei Erwachsene auf einem anderen Planeten, einen Mann und eine Frau, umgeben von Trümmern, und am Himmel einen langsam tiefer sinkenden Moloch, begleitet von Kronn-Dornen. Loas Eltern? Waren sie auf jener verlorenen Welt ums Leben gekommen? Ein anderes Bild zeigte ihn in der Therme, mit Feuer in den Lenden, und diese Erinnerung hatte einen emotionalen Gehalt, trotz der Ausbildung, die auch Loa dazu bringen sollte, sich von ihren Gefühlen zu befreien – Dominik spürte Zuneigung und vages Bedauern. Weitere Bilder zogen vorbei und zeigten fragmentarische Dinge, die für ihn ohne Bedeutung blieben. Er fragte sich, ob er es wagen durfte, Loa zu wecken, um sich ihr mitzuteilen, um ihr zu sagen, dass er den peinlichen Vorfall in der Therme bedauerte. Nein, das stimmte gar nicht. Er bedauerte das Geschehen nicht; er freute sich, dass er Loa wiedergesehen hatte. Er bedauerte auch nicht die physische Reaktion, die seine Gefühle verriet, sondern allein den Umstand, dass ihn andere Personen dabei beobachtet hatten. Es war eine sehr persönliche Sache, fand er, die nur ihn und Loana betraf.
    Und dann hatte er eine zweite Idee, überlegte nicht lange und begann sofort damit, sie in die Tat umzusetzen. Er baute die Welt, in der er während der Dunkelstrafe weilte, nicht nur um sich herum, sondern auch um Loa. Ihr schlafendes Selbst wurde Teil einer geistigen Metastruktur, die eine besondere Art der geistigen Kommunikation gestattete.
    Nur mit einer kurzen Hose bekleidet stand Dominik auf einem Strand weiß wie Schnee. Auf der einen Seite erstreckte sich das Meer mit seinen geduldig rollenden Wellen, auf der anderen das üppige Grün tropischer Vegetation. Weiter vorn zeigte sich die bereits vertraute Bucht, darin das Gebäude mit den beiden Türen, von denen sich nur eine öffnen ließ.
    Loana lag schlafend im Sand, ihr Haar nicht zum Zopf geflochten, sondern wie eine goldene Wolke ausgebreitet. Sie trug einen roten Badeanzug, und Schweißtropfen glänzten wie winzige silberne Perlen auf ihrer Stirn. Dominik ging in die Hocke und berührte sie am Arm. »Loa?«
    Sie hob erst die Lider und dann den Kopf, setzte sich verwundert auf. »Wo sind wir?«
    Dominik lächelte. »Keine Sorge, du bist noch immer in deinem Zimmer und schläfst. Das heißt, ein Teil von dir schläft. Den anderen habe ich hierher mitgenommen, in die von mir gebaute Welt.«
    »Du hast diese Welt gebaut ?« Loana stand auf und strich sich Sand von Armen und Beinen.
    Dominik richtete sich auf und vollführte eine Geste, die der Umgebung galt. »Dies ist der Grund, warum ich keine Angst vor der Dunkelstrafe habe. Hierher habe ich mich zurückgezogen, wenn mir Norene die Wahrnehmung nahm.«
    Loana sah sich um, trat zum Wasser und fuhr mit den Zehen durch den feuchten Sand. »Es fühlt sich echt an. Und es ist doch nur Illusion, Domi?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Besser als Dunkelheit, oder?«
    »Einfache Schüler sollten zu so etwas nicht imstande sein.«
    »Hast du vergessen, dass ich kein einfacher Schüler bin? Hast du Tellarus vergessen?« Dominik hob die Hände und zeigte die violetten Fingerkuppen.
    Sorge erschien in Loanas Gesicht. »Was geschieht mit mir, während ich hier bin?«
    »Nichts, nichts, absolut nichts«, erwiderte Dominik in einem beruhigenden Tonfall. »Ich habe dich nur hierher geholt, weil … weil ich mit dir … zusammen sein wollte.«
    Ein Lächeln huschte über Loanas Lippen. »Ich habe heute Abend gesehen, wie du mit mir zusammen sein möchtest.«
    Dominik errötete, und für einige Sekunden hasste er sich dafür. Manchmal waren Emotionen wirklich so, wie Norene sie beschrieb: lästiger Ballast. Er streckte die Hand aus. »Komm, ich zeige dir das Haus.«
    Hand in Hand gingen sie über den Strand in Richtung Bucht, dicht an der Wassergrenze entlang. Die Wellen schienen immer wieder zu versuchen, ihre Füße zu erreichen. Loana sah sich mehrmals um und lächelte erneut, etwas länger, nicht so zaghaft.
    »Du hast dir eine schöne Welt … gebaut.«
    »Ich habe seine Erinnerungen benutzt.«
    »Wen meinst du?«
    »Den Mann, von dem ich dir erzählt habe. Der mich auf Kabäa gerettet und fortgebracht hat. Tako Karides. An einem solchen Ort hat er einmal Urlaub gemacht. Mit seiner Frau und seinem Sohn Manuel.«
    Eine Zeit lang gingen sie schweigend und näherten sich der Bucht. Im nahen Grün raschelte es immer wieder, und aus der Ferne kamen die Schreie von Tieren.
    »Ich weiß nicht, ob

Weitere Kostenlose Bücher