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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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daran sein, eine Tür zu öffnen? Es sei denn natürlich, sie ist verschlossen.«
    »Nein, sie ist nicht verschlossen«, erwiderte Dominik und fragte sich, woher er die Gewissheit nahm. Er wusste es einfach. »Versuch es.«
    Loana trat vor und streckte die Hand nach dem halb korrodierten Knauf der alten, verwitterten Tür aus. Doch je näher die Hand dem Knauf kam, desto langsamer wurde sie. Wenige Zentimeter davor zitterte sie, und Dominik beobachtete, wie sich Loana vorbeugte, einem unsichtbaren Hindernis entgegenstemmte. Schließlich wankte sie zurück und sah so auf ihre Hand hinab, als wäre sie ein Fremdkörper.
    »Ich verstehe das nicht …«
    »Sieh dir dies an.« Dominik trat an ihre Seite, streckte ebenfalls die Hand nach dem Knauf aus, erreichte ihn mühelos und schloss die Finger darum. Aber als er ihn zu drehen versuchte, rührte sich der Knauf nicht von der Stelle.
    »Ich habe ein Hindernis gefühlt«, sagte Loana.
    »Und ich kann den Knauf nicht drehen. Tako konnte es.«
    »Seltsam. Was befindet sich hinter der Tür?«
    »Das Meta.«
    »Das Meta? Was ist das?«
    »Ich habe keine Ahnung. Norene hat es mir nie erklärt.
    Und Fragen danach weicht sie aus. Aber ich weiß, was sich hinter der anderen Tür befindet. Dies!«
    Dominik öffnete sie und führte Loana durch die komfortablen Zimmer eines Urlaubsdomizils. Die Einrichtungen des Lyzeums beschränkten sich auf das Notwendigste; Bequemlichkeit gehörte dort nicht zu den Prioritäten, sah man einmal von den Thermen ab. An der Struktur des Hauses selbst konnte Dominik nichts ändern, obwohl dies seine gebaute Welt war, aber er hatte den ihm offen stehenden Teil mit Dingen ausgestattet, die er für Luxus hielt: große, weiche Sessel; flauschige Teppiche, auf denen man barfuß gehen konnte, ohne dass man kalte Füße bekam; spiegelnde Tische; bunte Bilder an den Wänden; ein Speisezimmer, in dem immer eine fertig zubereitete Mahlzeit auf ihn wartete; ein breites Bett unter einer transparenten Decke.
    »Wie stellst du das an?«, staunte Loana, als Dominik sie durch »sein« Haus führte. »So viele Details. Allein die vielen Bilder …«
    »Ich stelle mir die Dinge vor, und dann sind sie da. Es ist nicht schwer.«
    Nach einer Tour durch das Haus eilten sie zum Strand und nahmen dort Platz, dicht nebeneinander, die Arme um die Beine geschlungen. Dominik beobachtete, wie die Sonne dem Meer entgegensank und dabei größer wurde, zu einer blutroten Scheibe, aber der größte Teil seiner Wahrnehmung galt der wie elektrisierenden Präsenz Loanas an seiner Seite. Er suchte nach Worten, um etwas zu sagen, das Sinn hatte und intelligent klang, doch eine sonderbare Befangenheit lähmte ihn. Er sprach erst, als die Sonne fast ganz hinter dem fernen Horizont versunken war, und die Worte kamen tief aus seinem Innern.
    »Ob Erste oder Zweite Welt, es ist wunderschön«, sagte er langsam. »Und um zu begreifen, wie schön es ist, muss man fühlen können. Auch du bist schön, und da ist noch mehr, und ich kann es nur durch Gefühle erkennen. Der Intellekt reicht nicht aus.« Er drehte den Kopf und begegnete Loanas Blick, sah das rote Glühen des sterbenden Tages und den Glanz der beiden Monde hoch am Himmel in ihren Augen. »Allein mit dem Verstand erkennen wir nur einen Teil der Welt, und auf diesen anderen möchte ich nicht verzichten.«
    Er wusste, es war der richtige Moment, und deshalb nahm er sie vorsichtig in die Arme und küsste sie. Sofort kehrte die Hitze in seine Lenden zurück. Er beugte sich etwas weiter vor, gab einen Teil seiner Zurückhaltung auf …
    Loana wich zurück und erhob sich geschmeidig. »Lass uns schwimmen, Domi.«
    Sie schwammen in einem Meer, dessen Türkis im Licht der beiden Monde zu Silber wurde. Diesmal stieg kein leuchtendes Plankton auf, wie damals, als er mit Tako geschwommen war, aber für Dominik hätte es trotzdem kaum schöner sein können. All die Dinge, die ihn im Lyzeum belasteten, fielen von ihm ab, und er fühlte sich unbeschwert, vielleicht zum ersten Mal in seinem Leben.
    Später lagen sie im Haus auf dem breiten Bett, blickten durch die transparente Decke, beobachteten die Sterne und freuten sich über einige Sternschnuppen.
    »Wie fühlst du dich, Loa?«, fragte Dominik nach einer Weile.
    »Ich fühle mich … gut«, erwiderte sie. »Auch wenn dies alles nicht real ist.«
    »Es könnte real sein, wenn wir wollen.«
    Sie umarmten und streichelten sich, und einmal berührte Loana sein Glied, aber nur kurz, wie um ihn zu

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