Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)
Schülerinnen fort.
»Ich möchte die Gräber sehen«, sagte Dominik.
Katyma schien kurz mit sich selbst zu ringen und berührte dann einen Kontaktpunkt am Kragen ihres Kampfanzugs. Der Helm erschlaffte und faltete sich im Nacken zusammen. »Komm«, erwiderte sie schlicht.
Während Tako ihnen folgte, überlegte er kurz, warum sich Myra schon seit einer ganzen Weile nicht mehr in ihm bemerkbar gemacht hatte. Er zweifelte nicht daran, dass das Selbst der Großmeisterin noch immer in ihm weilte, aber eine gewisse mentale Distanz schien ihn jetzt von ihr zu trennen. War sie noch immer darauf konzentriert, ihn vor den Grakenträumen zu schützen?
Mehrere Gardisten kamen ihnen entgegen und grüßten Katyma respektvoll, als sie sich einem schattigen Bereich der Höhle näherten. Hier und dort, inmitten der anderen Personen, die in diesem Höhlensystem eine Zuflucht gefunden hatten, sah Tako weitere Meisterinnen. Sie alle wirkten müde und ausgezehrt, und er vermutete, dass sie die ganze Zeit über damit beschäftigt waren, das Refugium geistig abzuschirmen, um es vor der Entdeckung durch die Graken zu schützen.
Zwischen mehreren Synthomasse-Baracken zeigte sich ein schmaler Einschnitt in der Felswand. Ein kleiner chemischer Leuchtkörper war darüber befestigt, und sein Licht fiel auf Symbolgruppen zu beiden Seiten, bestehend aus jeweils fünf Zeichen.
»Kantaki-Symbole«, sagte Dominik.
Katyma richtete einen weiteren forschenden Blick auf ihn. »Du überraschst mich immer wieder. Kannst du mir eine Erklärung für dein erstaunliches Wissen geben?«
Dominik seufzte leise. »Bitte zeigen Sie mir die Gräber, Ehrenwerte. Es ist lange her, seit ich sie zum letzten Mal gesehen habe.«
Das veranlasste Katyma, die dünnen Brauen zu heben. »Seit du sie zum letzten Mal gesehen hast?«
Dominik seufzte erneut, ging an der Tal-Telassi vorbei durch den Einschnitt in der Felswand und trat die Stufen einer langen Treppe hinunter. In unregelmäßigen Abständen gab es Leuchtkörper an den Wänden, einige von ihnen chemischer Natur, andere mit nuklearen Batterien ausgestattet. Ein matter gelbweißer Schein ging von ihnen aus, fiel auf Stufen, die vor Jahrtausenden aus dem Fels geschlagen worden waren und deutliche Abnutzungserscheinungen zeigten. Als sie in die dunkle Tiefe schritten, Dominik einige Stufen vor Katyma und Tako, begannen die Leuchtkörper vor ihnen zu glühen, während die hinter ihnen erloschen. An einigen Stellen bemerkte Tako Wandmalereien, im Lauf von Jahrhunderten verblasst, und eine Szene veranlasste ihn, stehen zu bleiben. Katyma verharrte neben ihm.
Sein Blick galt einem schwarzen, asymmetrischen Koloss, zusammengesetzt aus hunderten von einzelnen unterschiedlich geformten Segmenten. Er schwebte über etwas, das nach einer Stadt aussah.
»Ein Kantaki-Schiff«, sagte Tako leise. »Wie der Berg über der Terrassenstadt.« Er horchte in sich hinein, aber Myra schwieg noch immer.
»Was ist mit dem Jungen passiert?«, fragte Katyma leise. »Und mit Ihnen?«
»Haben Sie seine Hände gesehen?« Tako wandte den Blick nicht von dem Bild mit dem Kantaki-Koloss ab. Vorsichtig strich er mit den Fingern darüber, als könnte er durch die Synthohaut zusätzliche Informationen gewinnen.
»Ja. Wer ist er?«
»Ich glaube, das findet er gerade heraus.« Tako drehte den Kopf und beobachtete, wie Dominik den Weg nach unten fortsetzte. Licht und Dunkelheit begleiteten ihn, während er eine Stufe nach der anderen hinter sich brachte. Rechts neben der langen Treppe erstreckte sich leere Finsternis, vom Licht unerreicht.
»Wieso weiß er von Dingen, die eigentlich nur Meistern bekannt sein sollten, Lanze Karides? Und wie kommt es, dass Sie von den Kantaki wissen, die allgemein als Legende gelten?«
Während sie Dominik ins tiefe Zömeterium folgten, erzählte Tako mit knappen Worten von Myra 27, dem Grakenfragment in Dominik und der Veränderung des Jungen, der inzwischen zu einem Mann geworden war. Er berichtete davon, dass sie sich offenbar in der Endphase eines Jahrtausendplans befanden.
»Ich habe mindestens hundert Fragen ohne Antworten«, sagte Tako. »Aber ich vertraue Dominik.«
» Er hat Millennia an die Graken verraten?«, fragte Katyma, und Tako hörte die Vibration in ihrer Stimme.
»Nicht er, sondern das Grakenfragment in ihm«, sagte Tako.
»Wenn die Vitäen von diesem Versteck erfahren … Wir könnten es nur für kurze Zeit verteidigen. Der Feind ist zu stark. Unsere einzige Hoffnung liegt darin,
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