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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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eingefunden hatten, um den Ursprung des Tal-Telas zu schützen. Der schwarze Quader stand in der Mitte des runden Raums, von Kantaki-Symbolen bedeckt, deren Fünfergruppen sich zu verändern schienen, wenn man sie lange genug betrachtete.
    Zara kniete vor dem Block, der Teil des alten Kantaki-Schiffes gewesen war, und schickte sich an, die Hand in den Quader zu schieben.
    Ahelia beobachtete sie und sah erneut Vermessenheit, wenn auch von anderer Art als jene, die damals sie veranlasst hatte, zusammen mit zwei anderen Großmeisterinnen das Tal-Telas zu öffnen. Es war die Vermessenheit zu glauben, dass die Wahrheit über die Zeit der Schande unter allen Umständen vor Entdeckung geschützt werden musste.
    »Die Tal-Telassi sind für den Grakenkrieg verantwortlich«, sagte Ahelia, woraufhin die Meisterinnen die Augen öffneten. Von der alten Zara 20 am schwarzen Quader kam ein leises, fast zornig klingendes Zischen.
    In dem Körper eines jungen Mannes trat sie zu der Großmeisterin, die einige Jahrhunderte nach ihr geboren war. Zara starrte sie an, die Hand wenige Zentimeter vom Quader entfernt.
    »Wir hätten dich töten sollen, als wir noch Gelegenheit dazu hatten, Dominik.«
    Ahelia achtete nicht auf die Worte und trug Zara in Fomion zu den anderen Tal-Telassi. Sie spürte Unschlüssigkeit und Verwirrung bei den Schwestern, aber auch die Bereitschaft, das Tal-Telas zu verteidigen. Die Zeit reichte nicht für lange Erklärungen; es galt, schnell zu handeln.
    In Hilmia veränderte sie das Denken und Empfinden der Meisterinnen, machte sie damit zu neutralen Beobachtern des Geschehens. Zara hingegen hielt sie einfach nur fest, körperlich und geistig.
    »Das Meta breitet sich aus«, sagte Ahelia durch Dominiks Mund. »Es dauert nicht lange, bis die beiden Kräfte des Tal-Telas wieder eins sind, und dann wird jeder Kontakt mit den einzelnen Stufen den Schwestern die Wahrheit zeigen.«
    »Damit beginnt für uns die wahre Zeit der Schande«, stöhnte Zara. »Alle werden uns die Schuld geben.«
    Ahelia schenkte ihr auch diesmal keine Beachtung, wandte sich dem Quader zu und schob die Hand hinein. Die Finger durchdrangen das schwarze Material so leicht, als wäre es nicht dichter als Luft.
    In der Ferne schrie Grargrerr, als Tako seine Gliedmaßen zerriss. Der Graken blieb abgelenkt und erhielt keine Gelegenheit, seinen siebzig Artgenossen mitzuteilen, wo sich der Ursprung des Tal-Telas befand, nach dem sie seit zehn Jahren suchten.
    Ein letzter Blick in Gelmr zeigte die Muster klarer und deutlicher als jemals zuvor: Dies war der entscheidende Moment.
    Der schwarze Quader vor Ahelia wurde transparent. Sie sah ihre Hand in ihm, bewegte die Finger und fühlte, wie sie brannten. Heißer Schmerz erfasste sie, wuchs durch den Arm, erreichte die Schulter und dehnte sich von dort durch den ganzen Körper aus. Während die Pein an Intensität gewann und Ahelia Zugang zu Kalia gewährte, der elften Stufe, veränderte sich der Quader. Er schrumpfte an den Seiten und wurde dabei langsam ein wenig höher. Die Kantaki-Symbole blitzten kurz auf, bevor sie verschwanden. Innerhalb von etwa zwanzig Sekunden entstand eine Linie, vertikal und zwei Meter lang. Erst schimmerte sie so weiß wie der Schnee von Millennia, doch dann ließ ihr Glanz nach, und die Linie fand zum ursprünglichen Schwarz des Quaders zurück.
    So dünn wie ein Haar war sie schließlich und sank langsam dem Boden entgegen. Als sie ihn berührte, wurde die Linie zu einem Spalt, zu einem Riss in der Luft, und aus seiner Schwärze kam eine Gestalt: klein, der Rücken gebeugt, die Augen groß, die Nase lang und spitz. Sie trat aus dem Spalt in den runden Raum mit den Särgen und Sarkophagen, und sie fragte: »Wer spielt das Spiel mit mir?«
    »Hier ist niemandem zum Spielen zumute«, sagte Ahelia kalt und sprang in dem Augenblick, als Tako starb. Sie prallte gegen den kleinen Humanoiden, fiel mit ihm in den schwarzen Riss und löste sich in einem Meer von Schmerzen auf.
     
     
    Aber nicht ganz.
    Für einen Moment sah Ahelia die endlose Stadt unter dem Himmel aus Augen und berührte die Kraft, aus der das Tal-Telas kam, das Flix, die Kraft der Schöpfung – Kalia verband sie damit. Von der kleinen, gebeugten Gestalt war weit und breit nichts mehr zu sehen.
    Der Schmerz schickte sich an, den Rest von ihr zu verbrennen. Das hatten die Muster Dominik und Ahelia gezeigt: ein Ende inmitten von Feuer, um die Ära des Feuers zu beenden.
    Die Augen über der endlosen Stadt sahen

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