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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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immer deutlicher …
    »Rinna!«, brachte er hervor. »Verankerung mit den Levitatoren und Krümmerfeldern! Zünde die MKs!«
    Er empfing keine Bestätigung und wusste nicht einmal, ob sie die Anweisungen gehört, ob er sie tatsächlich ausgesprochen hatte. Die zahlreichen Schlangenleiber des Graken pulsierten nicht nur, sondern wanden sich jetzt auch langsam hin und her. Tako schien an einem Strang zu kleben, der zurückwich, tiefer hinein in den Graken.
    Neue Dunkelheit verschlang Licht und Feuer der Kronn, erfüllte die Höhle mit dem Tosen der Vernichtung. Schwarze Schlünde bildeten sich in der Finsternis und verschlangen die sieben Brutkapseln und ihre Faserbündel. Sie rissen energetische Schirme auf, zerfetzten Knochenwesen und fraßen gierig ihre Fragmente. Der Graken hingegen …
    Nur einige kleine, schuppenartige Teile lösten sich von den peripheren Leibessträngen, die dem enormen Zerren standhielten.
    Von all dem bemerkte Tako Karides nichts. Die Nanowurzeln bohrten sich in maximale Tiefe, stimulierten Nervenbahnen, ohne dass Biotron und Servi des Kampfanzugs eine Reaktion registrierten. Seine geöffneten Augen starrten ins Leere …
     
     
    Angenehmer Wind weht und vertreibt die Hitze der nahen Wüste. Tako steht auf einem der breiten Wege, die in weiten Spiralen um den Berg führen, an dessen Hängen sich die Terrassen der großen Stadt erstrecken. Ganz oben sieht er eine dunkle Masse, die er schon zuvor gesehen hat, aber nicht so deutlich wie jetzt. Ein zweiter Berg scheint auf dem Gipfel des ersten in die Höhe zu ragen, grau und schwarz, bestehend aus Zylindern, Stangen, Ovalen, Kugeln, Quadern und zahlreichen anderen Objekten, die wie willkürlich zusammengesetzt wirken. Tako schätzt die Höhe dieses zweiten Bergs auf fast einen Kilometer, und während er ihn noch beobachtet, kommt etwas aus der fast im Zenit stehenden Sonne. Ein großer Feuervogel breitet seine lodernden Schwingen aus, segelt über den Himmel und nähert sich der Stadt. Hoch über ihr dreht er einen Kreis, als wolle er alle Terrassen betrachten, nähert sich dann dem schwarzen Berg und verschwindet darin, ohne eine Spur zu hinterlassen.
    »Dort ist das … Zentrum des Grakentraums«, hört Tako eine schwache Stimme. »Mein Ziel. Bringen Sie mich … hin.«
    Er senkt den Blick und stellt fest, dass er jemanden in den Armen trägt: eine dürre Alte mit schulterlangem grauweißen Haar und einem fast farblosen, von zahlreichen Falten durchzogenen Gesicht. Sie scheint sehr krank zu sein.
    »Bringen Sie mich zum schwarzen Berg … so schnell wie möglich … meine Kräfte versiegen rasch …«
    Dies ist nicht nur eine Vision. Dies sind nicht nur Bilder. Tako begreift, Teil des Grakentraums geworden zu sein, und er weiß: Wenn er zu lange in ihm bleibt, wird er zu einem Kontaminierten, für den Rest seines Lebens an den Graken gebunden, so wie die …
    … Bewohner der Terrassenstadt. Einige von ihnen nähern sich neugierig, Männer, Frauen und auch Kinder, alle mit einem glücklichen Lächeln, hinter dem er jedoch einen Schatten erkennt. Sie sehen ihn an, und in ihren Augen wartet die Dunkelheit des Graken. Ihre Lippen bewegen sich, aber er hört nur das Flüstern des Windes, der über die Terrassen streicht, an den Hängen empor bis zum schwarzen Titan.
    »Bringen Sie mich … hoch, Keil Karides. Schnell …«
    Tako setzt sich in Bewegung und wählt eine der Treppen, die direkt nach oben führen, steil und mit hohen Stufen, die immer höher zu werden scheinen, immer mehr Kraft erfordern. Schon nach wenigen Minuten ist er schweißgebadet. Myra 27 wiegt nicht viel, aber seine Arme zittern, und er kann sie kaum mehr tragen.
    »Ich muss … eine Pause einlegen«, schnauft er und lässt die Greisin vorsichtig auf eine der Stufen sinken. »Nur eine kleine … Pause. Um wieder … zu Atem zu kommen.«
     
     
    Der Biotron und die verschiedenen Servi des Kampfanzugs nutzten das ganze ihnen zur Verfügung stehende Potenzial physischer und psychischer Stimulation. Takos Lider kamen kurz nach oben, und er sah, dass sie sich viel tiefer im Graken befanden als zuvor. Die dicken Leibesstränge schoben Myra und ihn weiter ins Innere des Knäuels.
    Wo war Rinna?
    Tako bekam keine Gelegenheit, nach ihr Ausschau zu halten. Die Bilder des Grakentraums wurden zu einer mentalen Woge, die ihn mit sich riss.
     
     
    Eine Gruppe von Zuschauern steht in der Nähe; sie sprechen miteinander, ohne dass Tako etwas hört. Langsam kehrt die Kraft in ihn zurück,

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