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Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1)

Titel: Kantaki 04 - Feuervögel (Graken-Trilogie 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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sich dann um und eilte zur Tür. Er entriegelte und öffnete sie, trat nach draußen in den halbdunklen Eistunnel … und zögerte. Denk nach , sagte er sich. Denk nach. Es hatte keinen Sinn, einfach loszulaufen, mit Wut im Bauch und stechenden Schmerzen zwischen den Schläfen. Die Domäne der Tal-Telassi erstreckte sich in der Tiefe bei den Thermen, unter dem dicken Eispanzer, der den größten Teil von Millennia bedeckte. Ohne Hilfe schaffte er es nicht bis dorthin, und selbst wenn er in der Lage gewesen wäre, sie zu erreichen: Bestimmt hätte man ihn spätestens bei den Archiven und mnemotechnischen Zentren abgewiesen.
    Tako kehrte ins Quartier zurück, betrachtete einige Sekunden lang den Kodestift und hielt ihn erneut unter den Scanner. Wieder erschien ein Bereitschaftssymbol im einfachen pseudorealen Feld des Datenservos.
    »Ich möchte Mittler Marklin sprechen«, sagte Tako. »Es ist dringend.«
    Es vergingen nur wenige Sekunden, bis das runzlige Gesicht des alten Haitari erschien. »Keil Karides? Ich habe einen Tag nichts von Ihnen gehört und …« Er unterbrach sich und schien in Takos Gesicht zu erkennen, dass etwas geschehen war.
    Ein ganzer Tag! , dachte Tako erschrocken. Zeit genug für Norene, um Dominik verschwinden zu lassen.
    »Bitte kommen Sie sofort hierher, Mittler. Ich brauche Ihre Hilfe.«
    Die Zeit verging quälend langsam, während Tako auf den Haitari wartete. Er zwang sich zu Geduld. Als etwa eine Minute verstrichen war, stand er auf, betrat den kleinen Speiseraum und ließ sich von der Syntho-Maschine ein Mittel geben, das ihn von den Kopfschmerzen befreien sollte. Im Hygieneraum sah er sein Spiegelbild: das Gesicht hohlwangig, die Augen tief in den Höhlen liegend, die grauweiße Narbe wie ein schwieliges Band – ein Mann, der viel durchgemacht zu haben schien und erschöpft wirkte.
    Langsam ließ das Hämmern hinter der Stirn nach, und Tako begann mit einer unruhigen Wanderung durch das kleine Quartier. Es dauerte einige weitere Minuten, bis schließlich ein akustisches Signal von der Tür kam. Er öffnete sie.
    Marklin trat ein, in seinen großen Augen einen sorgenvollen Glanz. »Ich bin vor einigen Stunden schon einmal hier gewesen und habe den Melder betätigt, aber niemand öffnete … Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Ich sehe schrecklich aus, ich weiß.« Tako führte den Haitari in die Entspannungsecke, ließ ihn dort Platz nehmen und setzte sich ebenfalls. Das pseudoreale Feld des Datenservos zeigte noch immer ein Bereitschaftssymbol.
    »Erinnern Sie sich an den Jungen, mit dem ich gestern hierher gekommen bin?«
    »Ja, natürlich.«
    Tako nahm diese Antwort mit Erleichterung entgegen, als wäre eine Bestätigung von Dominiks Existenz nötig gewesen. »Norene 19 hat ihn fortgebracht. Und sie hat bei mir eine telepathische Sondierung vorgenommen, gegen meinen Willen.«
    Der alte Marklin ließ Kopf und Schultern hängen. In seinen Augen zeigte sich ein Hauch von Blau, und auch ein Teil des kahlen Schädels schien sich zu verfärben.
    »Sie sind traurig«, stellte Tako fest.
    »Ich kann es nicht leugnen«, erwiderte der Haitari. Die dünnen Finger tasteten nach dem Stammeszeichen. »Wir Yrek dienen den Tal-Telassi, seit Ahelia den Orden vor fünftausend Jahren gründete. Darauf bin ich sehr stolz. Aber leider finden Veränderungen statt, die mir immer mehr von meinem Stolz nehmen, denn selbst die Verteidiger der alten Regeln verstoßen gegen sie – angeblich um sie zu schützen. Eine telepathische Verletzung der Privatsphäre verstößt gegen die Maximen.«
    »Ich habe gehört, dass es hier auf Millennia einen Konflikt bei den Tal-Telassi gibt«, sagte Tako. »Worum auch immer es dabei geht: Ich möchte nicht darin verwickelt werden. Ich möchte nur den Jungen zurück. Bitte bringen Sie mich zu Norene oder einer anderen Tal-Telassi, die etwas bewirken kann.«
    Marklin schüttelte den Kopf – eine Geste, die er vermutlich Menschen abgeschaut hatte. »Für Außenweltler und selbst für uns sind Kontakte mit den Schwestern nicht mehr so einfach herbeizuführen wie früher. Alles ist schwierig geworden. Im Haus der Tal-Telassi herrschten über Jahrtausende hinweg Harmonie und Eintracht; jetzt ist Zwist dort eingezogen und vergiftet die Atmosphäre. Wie ich hörte, hat der Hader sogar die Thermen und die Orte der Stille erreicht.« Der blaue Glanz in den großen Augen des Haitari wurde noch deutlicher. »Ich werde versuchen, Ihnen zu helfen, aber ich kann nichts versprechen.«
    »Können

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